Amnesty Journal – Das Magazin für die Menschenrechte
DER AUGENBLICK
Völkermord anerkannt
Der deutsche Bundestag ist das erste Parlament eines großen europäischen Staates, das die Gräueltaten an den Jesid*innen als Genozid anerkannt hat. "Der Deutsche Bundestag verneigt sich vor den Opfern der durch den IS begangenen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit", heißt es in einer am 19. Januar beschlossenen Resolution. Der Beschluss verweist auch auf die vielen in Deutschland lebenden Jesidinnen und Jesiden: Es handele sich um die größte jesidische Diaspora weltweit, sie sei Teil der deutschen Gesellschaft und solle ein Leben in Selbstbestimmung führen können.
Im Jahr 2014 hatte die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) im Irak und in Syrien Tausende Jesid*innen getötet, Hunderttausende vertrieben sowie Frauen und Mädchen versklavt. Amnesty hatte damals die Gräueltaten untersucht. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock schrieb auf Twitter, der Schmerz der Jesidinnen, die vom IS "verschleppt, versklavt, vergewaltigt" wurden, lasse sie nicht mehr los. "Wir wissen, dass kein Parlamentsbeschluss dieser Welt ihr Leid ungeschehen machen kann. Aber ich bin zutiefst überzeugt, dass diese Entscheidung einen Unterschied macht: ein entscheidender Schritt zur Anerkennung des Leids und hin zu Gerechtigkeit für die Überlebenden." Unser Bild zeigt vertriebene irakische Kinder aus der jesidischen Community, die sich in einem Lager für Binnenvertriebene ein Fußballspiel im Fernsehen ansehen.