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Amnesty-Bericht zur Todesstrafe: Mehr als 1.500 Hinrichtungen weltweit im Jahr 2024

Protestaktion in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur gegen die drohende Hinrichtung des malaysischen Staatsbürgers Pannir Selvam Pranthaman, der in Singapur zum Tode verurteilt wurde (19. Februar 2025).
© Photo by Mohd RASFAN / AFP
Erschießen, Erhängen oder Giftinjektion: Auch im Jahr 2024 haben Staaten weltweit an der Todesstrafe festgehalten und Hinrichtungen vollzogen. Die Zahlen sind so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr: In 15 Ländern wurden mehr als 1.500 Menschen hingerichtet. Dies dokumentiert der neue Amnesty-Bericht zur weltweiten Anwendung der Todesstrafe.
Mehr als 30 Jahre saß Rocky Myers in den USA im Todestrakt, jetzt ist sein Leben gerettet. Die Gouverneurin des US-Bundesstaates Alabama entschied im März 2025, dass sein Todesurteil in eine Haftstrafe umgewandelt werden soll. Myers konnte es selbst kaum glauben, als er die gute Nachricht per Telefon von seinen Rechtsbeiständen erfuhr. Doch andere zum Tode Verurteilte wurden nicht begnadigt: 2024 wurden in Alabama insgesamt sechs Menschen hingerichtet, so viele wie in keinem anderen US-Bundesstaat. Myers, ein Schwarzer mit geistiger Behinderung, war 1994 verurteilt worden und wurde des Mordes an einer älteren weißen Frau für schuldig befunden. Direkte Beweise für seine Schuld gab es jedoch nie. Amnesty hatte sich für ihn eingesetzt.
2024: Wenige Länder führen viele Hinrichtungen durch
Dass ein Todesurteil wie im Fall von Rocky Myers aufgehoben wird, gehört leider zu den Ausnahmen. Der aktuelle Bericht von Amnesty International zur weltweiten Anwendung der Todesstrafe zeichnet ein düsteres Bild: Im Jahr 2024 wurden mindestens 1.518 Menschen hingerichtet. Das ist ein Anstieg um 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr: 2023 wurden 1.153 Hinrichtungen dokumentiert.
Die hohe Zahl der Hinrichtungen ist auf einen massiven Anstieg der Exekutionen in einigen wenigen Ländern zurückzuführen. "Irak, Iran und Saudi-Arabien tragen die Verantwortung für den drastischen Anstieg der Hinrichtungen im vergangenen Jahr", sagt Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. "Insbesondere in Iran und in Saudi-Arabien wird die Todesstrafe eingesetzt, um all jene mundtot zu machen, die mutig genug sind, ihre Meinung zu sagen."
Todesstrafe gegen Regierungskritiker*innen
Die staatlichen Behörden setzen die Todesstrafe immer wieder ein, um gegen Kritiker*innen vorzugehen und die Bevölkerung einzuschüchtern. Insbesondere in Iran wurde auf die Todesstrafe im Jahr 2024 zurückgegriffen, um gegen Menschen vorzugehen, die sich mit den Protesten "Frauen, Leben, Freiheit" solidarisiert hatten. Einer von ihnen war der 22-jährige Mohammad Ghobadlou. Auch er hatte an den Protesten teilgenommen und wurde im Dezember 2022 zum Tode verurteilt. Amnesty International und viele andere Organisationen hatten sich für Ghobadlou engagiert.
Allein in Iran wurden im vergangenen Jahr mindestens 972 Menschen hingerichtet. Mehr Hinrichtungen gab es mutmaßlich nur in China, wobei das tatsächliche Ausmaß der Anwendung der Todesstrafe nicht bekannt ist. Informationen über Todesurteile und Hinrichtungen werden dort als Staatsgeheimnis behandelt und unter Verschluss gehalten.
Die Länder mit den meisten Hinrichtungen im Jahr 2024 waren:
- China (Tausende)
- Iran (mindestens 972)
- Saudi-Arabien (mindestens 345)
- Irak (mindestens 63)
- Jemen (mindestens 38)
Eine humane Hinrichtungsmethode gibt es nicht
Enthaupten, Erhängen, Giftinjektionen, Erschießen und Ersticken mittels Stickstoff: Die Hinrichtungsmethoden, die 2024 weltweit angewandt wurden, sind allesamt grausam. In den USA hat sich in den vergangenen Monaten eine Debatte um neuere Hinrichtungsmethoden entwickelt, insbesondere um die Anwendung von Stickstoff. Hier soll der Tod durch Sauerstoffmangel herbeigeführt werden. Die Methode ist bislang nur in den Bundesstaaten Alabama, Louisiana, Mississippi und Oklahoma erlaubt. Menschenrechtsorganisationen, aber auch die Vereinten Nationen, haben heftige Kritik an der Hinrichtungsmethode geäußert. Wie zweifelhaft die verschiedenen Exekutionsmethoden sind, zeigte auch der Fall des in den USA verurteilten Mörders Brad Sigmon. Nach Angaben seines Anwalts wollte Sigmon auf eigenen Wunsch hin erschossen werden. Der Grund: Sigmon traue der tödlichen Injektion nicht und befürchte, dass er dabei zu lange leiden müsse.
Eines sollte klar sein: Ob mit Giftspritze, Stickstoff oder durch Erschießen, eine humane oder menschenwürdige Art der Hinrichtung gibt es nicht! Und ein einmal vollstrecktes Todesurteil lässt sich nicht rückgängig machen, sollten nachträglich Zweifel an der Schuld der Angeklagten aufkommen. Die Todesstrafe verstößt ganz grundlegend gegen die Menschenrechte. Sie verletzt das Recht auf Leben und stellt eine grausame, unmenschliche und erniedrigende Strafe dar.
Immer mehr Länder schaffen die Todesstrafe ab
Aus diesem Grund setzt sich Amnesty International schon lange für die weltweite Abschaffung der Todesstrafe ein. "Die Staaten, die noch an der Todesstrafe festhalten, sind eine isolierte Minderheit: Im vergangenen Jahr haben nur noch 15 Länder Menschen hingerichtet", sagt Duchrow. "Wir begrüßen, dass immer mehr Staaten diese grausame und unmenschliche Praxis einstellen oder die Todesstrafe abschaffen."
Nahezu drei Viertel aller Länder weltweit haben die Todesstrafe inzwischen gesetzlich oder praktisch beendet (Stand: 31. Dezember 2024):
- 113 Staaten haben sie für alle Verbrechen abgeschafft.
- Neun Staaten haben sie für gewöhnliche Verbrechen abgeschafft.
- 23 Staaten wenden die Todesstrafe in der Praxis nicht mehr an.
Im Gegensatz dazu behalten 54 Länder die Todesstrafe bei. Der globale Trend zeigt allerdings: Immer mehr Staaten lehnen den Einsatz der Todesstrafe ab.