Amnesty 13. Mai 2024

Vorwort: "Humanität, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit werden vielerorts infrage gestellt"

Vorwort von Julia Duchrow, Generalsekretärin der deutschen Amnesty-Sektion, zum Tätigkeitsbericht 2023
Eine Frau mit schulterlangem Haar steht in der Natur und verschränkt ihre Arme vor dem Oberkörper.

Julia Duchrow, Generalsekretärin der deutschen Amnesty-Sektion

Verehrte Unterstützer*innen, liebe Freund*innen,

auch im vergangenen Jahr hatten die Menschenrechte weltweit einen schweren Stand: Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine dauerte genauso an wie fast vergessene Konflikte in Äthiopien, im Jemen oder in Myanmar. Nach dem brutalen Angriff der Hamas vom 7. Oktober eskalierte außerdem die Gewalt in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten. Zugleich gab es 2023 so viele Hinrichtungen wie lange nicht, allen voran im Iran, wo die Regierung mit großer Gewalt die eigene Bevölkerung einschüchtern will. Derweil setzen Regierungen der Klimakrise viel zu wenig entgegen. Aus all diesen Gründen sind weltweit mehr als 100 Millionen Menschen auf der Flucht. Und als Antwort höhlt Europa den Flüchtlingsschutz bis zur Unkenntlichkeit aus. 

Trotz aller Krisen – wir bei Amnesty International stecken den Kopf nicht in den Sand! Mehr denn je sind Menschen gefragt, die hinschauen, eingreifen und konkrete Hilfe leisten. Deshalb erinnern wir uns an unsere Handlungsmaxime: Schutz und Einhaltung der Menschenrechte, auch und gerade unter schwierigen Bedingungen. 

Mit unseren unabhängigen Recherchen haben wir im vergangenen Jahr zahlreiche Menschenrechtsverletzungen ans Licht gebracht, auch in Fällen, die nicht im Zentrum der Weltöffentlichkeit stehen: Im August zeigten wir, dass die Kämpfe zwischen Paramilitärs und Armee im Sudan zu Tausenden verletzten und getöteten Zivilist*innen führten.Und aus einem im Oktober veröffentlichten Amnesty-Bericht geht hervor, dass der Facebook-Mutterkonzern Meta zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen gegen die Zivilbevölkerung in der nordäthiopischen Region Tigray beigetragen hat. 

Amnesty-Posting auf X (Twitter):

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Vor allem aber: Auch 2023 haben wir für einzelne Menschen einen Unterschied gemacht! Zu Unrecht Inhaftierte wurden freigelassen, Menschen vor Folter geschützt, Hinrichtungen verhindert und Todesurteile umgewandelt. Diskriminierende Gesetze wurden geändert oder abgeschafft. Wir haben erneut vielen Menschen weltweit Hoffnung gegeben und dafür gesorgt, dass sie gehört und nicht vergessen werden. Auf www.amnesty.de/erfolge finden Sie viele gute Nachrichten und Erfolge unserer Arbeit. 

Ganz herzlichen Dank für Ihre Unterstützung dabei!

Humanität, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit werden derzeit vielerorts infrage gestellt. Rassismus und Antisemitismus nehmen zu, Populismus dominiert. Immer mehr Regierungen schränken die Meinungs-, Versammlungs- und Pressefreiheit ein. Deshalb ist ein Schwerpunkt unserer Arbeit in 2024 die Kampagne "Protect the Protest". Das Recht zu protestieren und die eigene Meinung frei zu äußern, ist elementar, damit Menschen für ihre Rechte eintreten können. 

Seit dem 1. November 2023 bin ich Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. Als Juristin begreife ich Recht als ein Instrument, das Macht begrenzt und Menschen vor Missbrauch und Gewalt schützt. Deshalb bin ich bei Amnesty. Als Generalsekretärin werde ich dafür sorgen, dass in diesen stürmischen Zeiten die Stimme von Amnesty gehört wird. 

Nelson Mandela sagte einmal: "Es gibt keine einfachen Lösungen, aber es gibt einfache Grundsätze, mit denen wir uns auf den Weg machen können, um eine Welt voller Gerechtigkeit, Gleichheit und Gemeinschaft zu schaffen." Einer dieser Grundsätze ist die Universalität der Menschenrechte, das Versprechen, dass das Recht und die Würde jedes Einzelnen zählen – immer und überall. Dafür gilt es auch 2024 laut und deutlich Partei zu ergreifen! 

Ihre 

Julia Duchrow

Generalsekretärin

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