Aktuell Europa und Zentralasien 19. Juni 2019

Amnesty fordert mehr Solidarität bei der Flüchtlingsaufnahme in Europa

Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2019
Ein großes Rettungsschiff fährt bei ruhigem Gewässer auf dem Mittelmeer

Das Rettungsschiff "Sea Watch 3" der deutschen Hilfsorganisation "Sea-Watch" im Einsatz auf dem Mittelmeer

Laut UN-Flüchtlingshilfswerk waren 2018 mehr als 70 Millionen Menschen auf der Flucht – so viele wie noch nie. Knapp 30 Millionen davon mussten ihr Land verlassen. Nur ein kleiner Teil dieser Menschen sucht Zuflucht in Europa. Die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland ist weiterhin gesunken.

Anlässlich des Weltflüchtlingstags am Donnerstag, den 20. Juni 2019, erklärt Franziska Vilmar, Expertin für Asylpolitik bei Amnesty International in Deutschland: "Es ist höchste Zeit, dass Deutschland gemeinsam mit den anderen europäischen Mitgliedsstaaten bei der Aufnahme von Flüchtlingen solidarisch handelt und den Schutz von Menschenrechten wieder großschreibt." Dies gilt umso mehr, als nicht einmal jeder Zehnte aller Menschen, die weltweit wegen Konflikten oder Verfolgung ihr Land verlassen mussten, Europa erreicht.

Weiterhin werden vier von fünf Flüchtlingen in den direkten Nachbarländern ihrer Heimatstaaten aufgenommen. Die internationale Gemeinschaft überlässt Ländern wie Türkei, Pakistan und Uganda damit die Hauptverantwortung für Aufnahme und Versorgung der geflüchteten Menschen.

"Insbesondere das menschenverachtende wochenlange Geschachere bei der Aufnahme von aus Seenot geretteten Menschen, die aus Libyen nach Europa fliehen, muss aufhören", fordert Vilmar. Amnesty International begrüßt die Initiative "Städte Sichere Häfen" zahlreicher deutscher Kommunen und Städte, diese Menschen bei sich aufzunehmen. "Die Bundesregierung bleibt gefordert, weiterhin Druck auf die EU auszuüben und einen Notfall-Mechanismus zur Verteilung von Schutzsuchenden einzuleiten", so Vilmar.

"Solange Europa nicht mehr legale und sichere Wege für Flüchtlinge aus der Region schafft, ist deren einzige Möglichkeit, dieser Hölle zu entkommen, die Flucht über das Mittelmeer in seeuntüchtigen Booten", erklärt Vilmar. "Dass die EU keine Menschen mehr aus Seenot rettet und darüber hinaus die Arbeit der Seenotrettungsorganisationen sogar noch blockiert, ist ein inakzeptabler Skandal."

Amnesty International fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer Online-Aktion dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass alle derzeit in Libyen inhaftierten Flüchtlinge und Migranten unverzüglich freigelassen werden, Menschen auf dem Mittelmeer aus Seenot gerettet und an einen sicheren Ort gebracht werden und mehr sichere und legale Zugangswege für Flüchtlinge aus Libyen nach Europa geschaffen werden – auch durch die Aufnahme in engagierten Kommunen.

Am Weltflüchtlingstag werden außerdem Amnesty-Aktivisten in ganz Deutschland mit Aktionen Alarm schlagen und damit eine Veränderung der Politik einfordern.
 

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