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Iran: Nahid Taghavi vorübergehend aus der Haft entlassen
Amnesty-Aktion für die Freilassung der zum damaligen Zeitpunkt im Iran inhaftierten Kölnerin Nahid Taghavi am 16. Oktober 2023 im Berliner Regierungsviertel
© Amnesty International, Foto: Stephan Lelarge
1.180 Tage sind seit Nahid Taghavis Verhaftung vergangen, nun ist sie endlich wieder in Freiheit. Der 69-jährigen Deutsch-Iranerin wurde von iranischen Behörden am 9. Januar Hafturlaub gewährt. Dieser ist dringend notwendig, da sich der Gesundheitszustand der Frauenrechtlerin zusehends verschlechtert. Amnesty International und viele andere zivilgesellschaftliche Organisationen setzen sich für ihre bedingungslose Freilassung ein.
Nahid Taghavi sitzt auf einer Couch in ihrer Wohnung in Teheran und lächelt in die Kamera. Es ist ein Foto, das Hoffnung macht. Ihre Tochter Mariam Claren hat das Bild über die Plattform X geteilt.
"Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass meine Mutter Nahid Taghavi heute Morgen vorübergehend aus dem Gefängnis entlassen wurde. (…) Wir möchten allen danken, die sich unermüdlich für Nahid und die Freilassung aller politischen Gefangenen einsetzen", kommentierte Mariam Claren das Bild. Dass Nahid Taghavi nun am 9. Januar von den iranischen Behörden vorübergehend aus der Haft entlassen wurde, ist ein positives Zeichen.
Dennoch gleiche der Hafturlaub eher einer Art "Hausarrest", so Claren weiter. Nahid Taghavi muss eine elektronische Fußfessel tragen und darf sich nicht weiter als 1000 Meter von ihrem Zuhause entfernen.
Am 16. Oktober 2020 nahmen Angehörige der iranischen Revolutionsgarde Nahid Taghavi in ihrem Zuhause in Teheran fest. Am 4. August 2021 wurde sie in einem unfairen Gerichtsverfahren wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer "illegalen Gruppe" und "Propaganda gegen den Staat" zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Nahid Taghavi ist eine gewaltlose politische Gefangene. Sie muss sofort und bedingungslos freigelassen werden.
Seit ihrer Festnahme setzen sich zahlreiche Unterstützer*innen, darunter auch Amnesty International, für ihre Freilassung ein. Der nun gewährte Hafturlaub ist umso wichtiger, da sich der Gesundheitszustand von Nahid Taghavi zusehends verschlechtert. Sie leidet unter tauben Fingern und starken Schmerzen in Nacken, Rücken und Händen. An manchen Tagen kann sie kaum aus dem Bett aufstehen und benötigt starke Schmerzmittel.
Im Juli 2022 wurde Nahid Taghavi bereits einmal in einen dringend benötigten medizinischen Hafturlaub entlassen. Die lange Haft und die katastrophalen Haftbedingungen haben ihren Gesundheitszustand massiv verschlechtert.
Forderten bei einer Amnesty-Aktion am 16. Oktober in Berlin die Freilassung von Nahid Taghavi: Mariam Claren (links), die Tochter von Nahid Taghavi, und Ghazall Abdollahi, deren Mutter Aliyeh Motallebzadeh ebenfalls im Iran inhaftiert war.
© Amnesty International, Foto: Stephan Lelarge
Amnesty hat sich in der Vergangenheit mit Appellaktionen und Mahnwachen für ihre bedingungslose Freilassung eingesetzt und wird dies auch weiterhin tun. Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der Stiftung des 1. FC Köln – Nahid Taghavi lebt seit über 40 Jahren in Köln – hat Amnesty die Freilassung gefordert. Um den Tag der Menschenrechte 2023 fanden mehrere Aktionen bei Fußballspielen des 1. FC Köln statt, um auf die Situation von Nahid Taghavi und anderen gewaltlosen politischen Gefangenen im Iran aufmerksam zu machen.
"Wir freuen uns sehr für Nahid Taghavi und ihre Tochter Mariam Claren, die sich unermüdlich für ihre Mutter einsetzt", sagte Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. "Was jetzt folgen muss, ist die bedingungslose Freilassung der mutigen Frauenrechtlerin. Auch die Bundesregierung muss ihre Bemühungen zur Freilassung der deutschen Staatsbürgerin verstärken."