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Myanmar: Einsatz verbotener Landminen im Bundesstaat Kayah ist ein Kriegsverbrechen
Überreste der Kirche St. Matthew’s in der Ortschaft Daw Ngay Khu in Myanmar im Juni 2022. Das Militär hatte Landminen auf dem Gelände vergraben, auch unter dem Weg zum Kircheneingang. Später brannte das Militär die Kirche nieder.
© Amnesty International
Das myanmarische Militär verlegt im Bundesstaat Kayah massenhaft Landminen. Amnesty International bezeichnet dies als Kriegsverbrechen, nachdem die Organisation vor Ort in den Konfliktgebieten Minenopfer und Zeug*innen befragt und erst kürzlich von Minen gesäuberte Dörfer besucht hat. Mehrere Zivilist*innen sind durch die Minen zu Tode gekommen oder schwer verletzt worden. Amnesty International fordert das Einstellen von Waffenlieferungen nach Myanmar und die strafrechtliche Verfolgung der Kriegsverbrechen.
Die Landminen wurden vom myanmarischen Militär in Dörfern und ihrer direkten Umgebung im Bundesstaat Kayah verlegt, der überwiegend von der Volksgruppe der Karen bewohnt wird. Diese Gegend steht im Zentrum von Auseinandersetzungen zwischen der Armee und bewaffneten ethnischen Gruppen, seit im Mai 2021 im Zuge des Militärputsches wieder Konflikte ausbrachen.
"Der Einsatz von Landminen durch das myanmarische Militär ist entsetzlich und grausam. In den meisten Teilen der Welt sind diese naturgemäß unterschiedslos wirkenden Waffen verboten, doch in Myanmar hat das Militär sie sogar auf Privatgrundstücken verlegt – zum Beispiel in Höfen und Treppenhäusern und vor einer Kirche", sagt Matt Wells, Crisis Response Deputy Director bei Amnesty International. "Die Welt muss dringend auf die Gräueltaten reagieren, die das Militär in ganz Myanmar gegen Zivilpersonen begeht. Weltweit müssen Länder die Waffenlieferungen nach Myanmar einstellen und alle Bemühungen unterstützen, die für Kriegsverbrechen Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen."
Tote und Verletzte
Die Menschenrechtsorganisation Karenni Human Rights Group hat dokumentiert, dass im Bundesstaat Kayah seit Juni 2021 mindestens 20 Zivilpersonen durch Landminen schwer verletzt oder getötet wurden. Amnesty International liegen glaubwürdige Berichte darüber vor, dass das myanmarische Militär in den vergangenen Monaten in mindestens 20 Dörfern der Townships Demoso, Hpruso und Loikaw Landminen verlegt hat.
Vom 25. Juni bis 8. Juli sprachen Amnesty-Vertreter*innen im Bundesstaat Kayah mit 43 Personen aus den Townships Demoso, Hpruso und Loikaw. Darunter befanden sich überlebende Minenopfer, Zeug*innen sowie Gesundheitspersonal, das Verletzungen durch Landminen behandelt hatte, außerdem Personen, die Landminen in den Dörfern entschärft hatten.
Eine Landmine des Typs MM-2, der von Myanmars Militär im Bundesstaat Kayah verlegt wurde (Aufnahme vom Juni 2022).
© Amnesty International
Kirche im Fadenkreuz
Am 27. Juni 2022 statteten Vertreter*innen von Amnesty International der Kirche St. Matthew’s in der Ortschaft Daw Ngay Khu im Township Hpruso einen Besuch ab. Mitte Juni, als in der Gegend Kämpfe herrschten, verlegte das Militär mindestens acht Landminen auf dem Grundstück der Kirche. Am Nachmittag des 15. Juni hatten Armeeangehörige die Kirche und das nebenan gelegene Haus des Priesters zudem in Brand gesteckt. Als Vertreter*innen von Amnesty International den Ort zwölf Tage später besuchten, schwelte das im Haus des Priesters gelagerte Getreide immer noch.
Antipersonenminen: International geächtet
Das myanmarische Militär verlegt mehrere Arten von Landminen aus Eigenherstellung. Minen vom Typ M-14 führen in der Regel dazu, dass der Fuß des Betroffenen am Knöchel abgesprengt wird. Der noch gefährlichere Typ MM-2 führt häufig zur Abtrennung des Beins unterhalb des Knies sowie zu Verletzungen an anderen Körperteilen. Er zieht das Risiko von Todesfällen aufgrund von Blutverlust nach sich.
Antipersonenminen fügen unterschiedslos Verletzungen zu und ihr Einsatz ist sowohl gemäß dem humanitären Völkergewohnheitsrecht als auch dem von 164 Ländern unterzeichneten Landminenvertrag von 1997 verboten. Laut Landmine Monitor ist das myanmarische Militär die einzige staatliche Armee, die 2020/21 erwiesenermaßen Antipersonenminen eingesetzt hat.