Amnesty 13. Mai 2024

Grußwort: "Wir konnten als Organisation wachsen, lernen und unsere Menschenrechtsarbeit stärken"

Grußwort von Wassily Nemitz, Vorstandssprecher der deutschen Amnesty-Sektion, zum Tätigkeitsbericht 2023
Porträt von Wassily Nemitz, der in die Kamera lächelt und vor einer Wiesenlandschaft steht.

Wassily Nemitz, Vorstandssprecher der deutschen Amnesty-Sektion

Auf den Philippinen wurde die gewaltlose politische Gefangene Leila de Lima freigelassen. In Argentinien wurde ein Gesetz zum Schutz von Frauen vor digitaler Gewalt verabschiedet und in Ghana die Todesstrafe abgeschafft. Mit Entschlossenheit und Beharrlichkeit haben wir alle zu diesen und vielen anderen menschenrechtlichen Erfolgen im Jahr 2023 beigetragen. Dafür möchte ich Ihnen herzlich danken. 

Das Ringen um Gerechtigkeit – ob in der Öffentlichkeit, vor Gericht oder in diplomatischen Gesprächen – mag manchmal aussichtslos erscheinen, aber wir dürfen nicht aufgeben. Daran musste ich denken, als ich im Juni 2023 nach Istanbul reiste, um den Gerichtsprozess gegen vier Amnesty-Vertreter*innen zu verfolgen. Taner Kılıç, der Ehrenvorsitzende der türkischen Amnesty-Sektion, İdil Eser, die ehemalige Amnesty-Direktorin, sowie die beiden langjährigen Amnesty-Mitglieder Günal Kurşun und Özlem Dalkıran wurden am 6. Juni 2023 endlich freigesprochen. Was für eine Erleichterung! Sechs Jahre lang standen die vier im Visier der türkischen Behörden. Konstruierte Anschuldigungen, Terrorismusvorwürfe und immer neue Prozesstermine machten das Verfahren für die Angeklagten und ihre Familien zu einer Zerreißprobe.

Der Fall der türkischen Menschenrechtsverteidiger*innen war und ist für uns von großer Bedeutung. Er bewies, dass wir solidarisch an der Seite derer stehen, die sich für die Menschenrechte einsetzen. Und er zeigte, dass sich unser Engagement lohnt.

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2023 gab es leider auch viele beunruhigende Nachrichten. Zu den bestehenden Krisenherden wie dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine sind neue hinzugekommen. Der bewaffnete Angriff der Hamas auf Israel und die darauffolgenden Angriffe der israelischen Streitkräfte auf den Gazastreifen haben unfassbares Leid über die Zivilbevölkerung gebracht.

Aufgabe von Amnesty International ist es, mit größter Sorgfalt und Objektivität mutmaßliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufzudecken und öffentlich zu machen. Vor dem Hintergrund der aktuell aufgeheizten und polarisierten öffentlichen Debatte ist eine faktenbasierte Menschenrechtsarbeit umso wichtiger.

Es kommt unserer Arbeit jetzt zugute, dass wir bereits Anfang 2023 ein Bildungsangebot zum Thema Antisemitismus für alle interessierten Mitglieder und Mitarbeiter*innen von Amnesty International Deutschland gestartet haben. In fünf Veranstaltungen sprachen renommierte israelische, palästinensische und deutsche Expert*innen zu verschiedenen Themen. Wir hoffen, damit das Verständnis für diese komplexe Menschenrechtsfrage innerhalb der Organisation zu vertiefen und den Austausch untereinander zu fördern.

Ich freue mich, dass wir seit Oktober 2023 eine neue Geschäftsführung haben. Auf Markus N. Beeko, der 19 Jahre in leitenden Positionen für Amnesty tätig war, folgt nun ein Führungsquartett: Es besteht aus der Generalsekretärin Dr. Julia Duchrow, dem stellvertretenden Generalsekretär Christian Mihr, der Leiterin Movement Building Nadja Malak und der kaufmännischen Geschäftsführerin Judith Vitt. Wir haben vier sehr versierte und erfahrene Persönlichkeiten gewonnen, die nun gemeinsam die Menschenrechtsarbeit unserer Organisation vorantreiben werden. Eine fundierte politische Vision, die Stärkung des ehrenamtlichen Engagements sowie die Weiterentwicklung digitaler Lösungen in einzelnen Arbeitsbereichen gehören dazu.

Ein weiterer wichtiger Schritt, den wir 2023 vorbereitet haben, ist der Umzug des deutschen Sekretariats in ein neues Gebäude im Norden des Berliner Stadtteils Neukölln. Der Neubau bietet moderne Arbeitsbedingungen und eine optimale Umgebung für unsere hauptamtlichen Mitarbeiter*innen. Diese Veränderung wird uns helfen, effektiver zusammenzuarbeiten, Ressourcen besser zu nutzen und unsere Ziele zu verfolgen.

Im Jahr 2023 standen wir zweifellos vor einigen Herausforderungen. Dennoch konnten wir als Organisation wachsen, lernen und unsere Menschenrechtsarbeit stärken. Ihre Unterstützung, sei es durch eine Mitgliedschaft oder durch Spenden, trägt wesentlich zu unserem Erfolg bei. Gemeinsam werden wir uns weiterhin für eine gerechte und menschenwürdige Welt einsetzen.

Herzlichen Dank für Ihre fortwährende Unterstützung und Ihr Engagement.

Wassily Nemitz

Vorstandssprecher

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