Amnesty Journal Vereinigte Staaten von Amerika 22. Dezember 2018

Geschichte wird gemacht

Eleanor Roosevelt hält ein großes Blatt mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor sich

Universelle Rechte. Eleanor Roosevelt im Dezember 1948 in New York.

Politische Kämpfe prägten die Jahrzehnte von der Unterzeichnung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 1948 bis zum Aufstand auf dem Tahrir-Platz in Kairo 2011. Eine Geschichte in sieben Bildern.

Menschenmassen demonstrieren auf der Straße, zwischen ihnen fährt ein Panzer mit weiteren Personen darauf

Brot, Freiheit und soziale Gerechtigkeit forderten die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo. Im Februar 2011 trat Hosni Mubarak nach dreißig Jahren als Präsident zurück. Der Aufstand für Respekt und menschliche Würde strahlte auf die ganze arabische Welt aus: Von Marrakesch bis Manama gingen im Frühjahr 2011 ­Bürgerinnen und Bürger auf die Straßen und verlangten politische Mitsprache. Das hat sich für immer im ­Gedächtnis der Bewohner Nordafrikas und des Nahen Ostens eingeschrieben.

 

Die Aktivistin Rosa Parks gibt ihre Fingerabdrücke auf einer Polizeistation ab

Als sich die Näherin Rosa Parks im Dezember 1955 weigerte, ihren Platz im Bus für einen Weißen zu räumen, wurde sie festgenommen und zu einer Geldstrafe verurteilt. Daraufhin boykottierten die afroamerikanischen ­Bewohner Montgomerys im US-Bundesstaat Alabama 13 Monate lang das Busunternehmen. Zwar urteilte der Oberste Gerichtshof 1956, dass die Diskriminierung gegen die Gleichberechtigung verstoße. Es dauerte jedoch noch fast ein weiteres Jahrzehnt, ehe die amerikanische Bürgerrechtsbewegung das Wahlrecht erstritt und die ­Rassentrennung per Gesetz verboten wurde.

 

Junge Menschen fahren in Prag auf einem offenen Auto durch die Straßen

Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag im August 1968 forderte Alexander Dubček die Bevölkerung auf, zivilen Widerstand zu leisten. Wenige Monate zuvor hatte der Generalsekretär der tschechoslowakischen ­Kommunisten die Pressezensur aufgehoben sowie Rede- und Versammlungsfreiheit zugelassen. Seine Reform­regierung erlaubte Reisen ins westliche Ausland ebenso wie die Privatisierung kleiner und mittlerer Betriebe. Der Prager Sozialismus mit menschlichem Antlitz gefährdete in den Augen der Führung in Moskau die Einheit des Warschauer Pakts. Die endete mit der Sanften Revolution in der Tschechoslowakei 1989.

 

Junge Südafrikaner rennen auf die Kamera zu

Im Juni 1976 zogen mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler durch die Straßen Sowetos südwestlich von Johannesburg, um ­gegen ein Gesetz zu demonstrieren, das Afrikaans als Unterrichtssprache einführte. Die Polizei schlug den Protest blutig nieder, der jedoch bald auf andere Townships übergriff. Die Aufforderung des UN-Sicherheitsrats 1976, die Rassentrennung zu beenden, läutete den Anfang vom Ende des diskriminierenden Herrschaftssystems Südafrikas ein, das 1991 schließlich die Apartheidgesetze aufhob. Drei Jahre später wurde Nelson Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt.

 

Frauen protestieren und halten ein Banner hoch

In Santiago de Chile demonstrierte am 8. März 1985 eine Gruppe von Frauen für die Freilassung ihrer Männer – trotz der von der Militärjunta verhängten Ausgangssperre. Sie verlangten außerdem Auskunft über den Verbleib Tausender Verschwundener, die nach dem Putsch Augusto Pinochets im September 1973 inhaftiert, gefoltert oder ermordet worden waren. Wie in Argentinien, Uruguay und Brasilien beging die Militärdiktatur in Chile zahlreiche Menschenrechtsverletzungen. Ungeachtet aller Versuche, Pinochet zur Rechenschaft zu ziehen, wurde er bis zu seinem Tod 2006 nicht für seine Verbrechen verurteilt.

 

Ein kleiner Junge steht vor einem heruntergekommenen Flüchtlingscamp

Ein Jahr nach dem Völkermord nahm der Internationale Strafgerichtshof für Ruanda im November 1995 in der ­tansanischen Stadt Arusha seine Arbeit auf. Die juristische Verfolgung von Personen, die für die Ermordung von mehr als 800.000 Menschen verantwortlich waren, gilt als Meilenstein in der Entwicklung der internationalen ­Strafgerichtsbarkeit – 50 Jahre nach Verabschiedung der Genozidkonvention befand das Gericht 1998 den ­ruandischen Bürgermeister Jean-Paul Akayesu des Völkermordes schuldig. Obwohl UN-Blauhelmsoldaten bereits vor Beginn des Genozids 1994 in Ruanda stationiert waren, ließen diese die Milizen gewähren.

 

Ein Mann in orangener Häftlingskleidung wird von drei Soldaten durch ein Gefängnis geführt.

Kurz nach Einrichtung des Gefangenenlagers Guantánamo auf Kuba 2002 wurde bekannt, dass US-amerikanische Behörden dort Inhaftierte folterten. In der umstrittenen Einrichtung, die im Zuge des "Kriegs gegen den ­Terror" geschaffen worden war, wandten CIA-Angehörige wiederholt verbotene Verhörtechniken an, darunter auch Waterboarding (simuliertes Ertränken). Ende 2018 sind in Guantánamo immer noch 41 Menschen inhaftiert. US-Präsident Donald Trump hat sich für weitere Überstellungen in das Lager ausgesprochen – und für Folter, trotz des seit 1948 gültigen Verbots grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Behandlung.

 

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