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Sie schafft "Räume der Hoffnung"
Alejandra Ancheita kämpft mit der Menschenrechtsorganisation ProDESC für die Selbstermächtigung indigener Gemeinschaften in Mexiko. Dabei geht die Anwältin auch gegen transnationale Unternehmen vor.
Von Marie Stahlhofen und Rouven Harms
Alejandra Ancheita klingt entschlossen, als sie erklärt, wie multinationale Unternehmen die Klimakrise befeuern und die Menschenrechte Indigener missachten: "Es wird keine Klimagerechtigkeit ohne verbindliche Unternehmensverantwortung geben."
Die Anwältin sitzt bei einer Veranstaltung von Amnesty International in Berlin auf dem Podium und diskutiert über Menschenrechtsschutz in Zeiten der Klimakrise. In der einen Hand hält sie ein Mikrofon, die andere ist stets in Bewegung, um ihrer Argumentation Nachdruck zu verleihen. Es wird schnell klar, dass diese Frau mit ihrer energischen Art und ihrer ausdrucksstarken Mimik nicht so schnell aufzuhalten ist.
Doch als junge Woman of Color der unteren Mittelschicht war es für Ancheita nicht leicht, eine Menschenrechtsorganisation zu gründen und sich in diesem Bereich zu etablieren. Sie spricht von großen Hürden, die sie noch immer überwinden muss: "Jedes einzelne Mal muss ich meine Autorität unter Beweis stellen."
Ganzheitliche Strategien
Die Erkenntnis, dass es sich nicht um persönliche, sondern um strukturelle Probleme handele, helfe ihr jedoch, diesen Hindernissen entgegenzutreten. Auch die Erinnerung an ihre Eltern, die selbst in den 1960er und 1970er Jahren Aktivist_innen waren, bestärkt sie. "Ich bin mit dem Wissen aufgewachsen, dass es möglich ist, etwas zu verändern."
Als sie vor mehr als 15 Jahren die Menschenrechtsorganisation ProDESC gründete, um die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte in Mexiko zu stärken, legte sie deshalb besonderen Wert darauf, eng mit indigenen Gemeinschaften zusammenzuarbeiten.
Dabei unterscheidet sich ProDESC von anderen juristischen Organisationen. Zur Arbeit zählen neben strategischer Prozessführung auch politische Kampagnen sowie Menschenrechtsbildung – man verfolgt stets eine ganzheitliche Strategie. Ziel ist die Selbstermächtigung der indigenen Bevölkerung. Das beginnt bereits bei der Auswahl der Fälle: Es ginge ihnen nicht darum, was den schnellsten Erfolg verspreche. Wichtiger sei, dass eine indigene Gemeinschaft selbst mit dem Anliegen an die Organisation herantrete. Oder, in den Worten Ancheitas: "Unsere Fälle sind nicht immer sexy." Sexy oder nicht – sobald ein Fall angenommen ist, wird er akribisch bearbeitet.
Seit elf Jahren unterstützt ProDESC nun die indigene Gemeinschaft Unión Hidalgo, seit fünf Jahren kämpfen sie gemeinsam gegen den französischen Energieriesen Électricité de France. Dabei geht es nicht allein um eine einzelne Gerichtsentscheidung. "Entscheidend ist, wie Recht als Instrument genutzt werden kann, um Beteiligung sicherzustellen, Machtgefälle aufzubrechen und Diskussionen zu eröffnen", betont Ancheita.
Das Machtgefälle zwischen Betroffenen und Verursachern der Klimakrise sei immens. Um tatsächlich Gerechtigkeit zu erreichen, reiche Menschenrechtsarbeit jedoch nicht aus. Dafür benötige es strukturelle Veränderungen, herbeigeführt von sozialen Bewegungen. Mit ihrer Arbeit sieht sich Ancheita als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung. Sie betont, dass stärker Betroffene diese Kämpfe anführen, doch will sie ihren Anteil zu Veränderungen beitragen. Ihren Antrieb erklärt sie so: "Räume der Hoffnung zu schaffen – das bedeutet Erfolg für mich. Denn aus kollektiver Hoffnung kann kollektive Macht entstehen."
Marie Stahlhofen und Rouven Harms sind in der Amnesty-Themenkoordinationsgruppe Klimakrise und Menschenrechte aktiv.