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EU muss gegen Gewalt an Flüchtlingen und Migranten an kroatischer Grenze vorgehen

Ein 17-jähriger Flüchtling, der an der bosnisch-kroatischen Grenze im November 2018 von kroatischen Sicherheitskräften verletzt wurde (Archivbild)
© Alessio Mamo
Europäische Regierungen machen sich mitschuldig an den systematischen, rechtswidrigen und oftmals gewaltsamen Abschiebungen Tausender Asylsuchender aus Kroatien. Die Flüchtlingslager in Bosnien und Herzegowina sind von schlechten Lebensbedingungen und mangelnder Sicherheit gekennzeichnet. Amnesty International veröffentlicht dazu am Mittwoch (13.03.) den neuen Bericht "Pushed to the edge: Violence and abuse against refugees and migrants along the Balkan Route".
Der Bericht dokumentiert, wie europäische Regierungen gewalttätige Übergriffe der kroatischen Polizei auf Asylsuchende bislang nicht nur ignorieren, sondern sogar durch eine erhebliche EU-Finanzierung der Grenzkontrolle mittelbar beteiligt sind. Die EU-Regierungen tragen damit zu einer humanitären Zuspitzung an den Grenzen der EU bei.
"Der Blick auf die Ausgaben für humanitäre Hilfe im Vergleich zu denen für den Grenzschutz – zum Beispiel zur Ausrüstung der kroatischen Grenzpolizei – macht deutlich, welche Prioritäten die EU bislang hat", sagt Franziska Vilmar, Expertin für Asylpolitik bei Amnesty International in Deutschland.
Unzureichende Versorgung in den Flüchtlingslagern in Bosnien und Herzogowina
Derzeit sitzen etwa 5.500 Frauen, Männer und Kinder in den kleinen bosnischen Städten Bihaæ und Velika Kladuša an der Grenze zu Kroatien fest, wo sie ohne ausreichende Grundversorgung in verlassenen Fabrikgebäuden auskommen müssen. Bosnien und Herzegowina bieten ihnen weder den nötigen Schutz noch angemessene Lebensbedingungen.
Die provisorischen Lager sind unhygienisch, warmes Wasser und medizinische Versorgung sind nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Es gibt nicht genügend Lebensmittel für alle.
Bürokratische Hürden, unzureichende Rechtshilfe und beschränkte Verwaltungskapazitäten verhindern auch, dass potenzielle Asylsuchende eine Chance haben, in Bosnien und Herzegowina ein Asylverfahren zu durchlaufen.
Gewaltsame Abschiebung ohne Asylantrag
Die meisten der Flüchtlinge versuchen deshalb, in andere europäische Länder zu gelangen, doch die Reise ist beschwerlich. Flüchtlinge und Migranten, die sich auf diese Route begeben, werden an der Grenze zwischen Kroatien und Bosnien und Herzegowina regelmäßig abgeschoben, häufig gewaltsam. Ihre Asylanträge werden erst gar nicht aufgenommen.
Die überwiegende Zahl der Menschen, die sich in einem der Lager in Bihaæ oder Velika Kladuša befanden, waren aus Kroatien oder Slowenien nach Bosnien und Herzegowina zurückgeschoben worden. Beinahe ein Drittel gab an, die kroatische Polizei habe Gewalt angewendet.
Viele von ihnen berichteten, man habe sie geschlagen, ihre Dokumente vernichtet und ihnen ihr Hab und Gut abgenommen. Dies scheint eine systematische Strategie der kroatischen Behörden zu sein, um von Einreiseversuchen abzuschrecken.
Ehrenamtliche drangsaliert
Öffentliche Einrichtungen in Kroatien, die versuchen, den Umgang mit Flüchtlingen und Migranten an der Grenze zu beobachten, werden abgewiesen und Organisationen, die sich für die Rechte von Flüchtlingen und Migranten einsetzen, durch die Behörden behindert.
Zahlreiche ehrenamtliche Helfer von Nichtregierungsorganisationen sind drangsaliert und ohne Anklage stundenlang bei der Polizei festgehalten worden.
Ungeachtet dieser willkürlichen, rechtswidrigen Methoden an der Grenze stellt die Europäische Union nach wie vor erhebliche Summen bereit, um Kroatien bei der Grenzsicherheitsinfrastruktur zu unterstützen.
Hintergrund
Die Migrationsroute durch Bosnien und Kroatien wird immer häufiger genutzt, seit Ungarn entlang seiner Grenzen Zäune aufgestellt und damit begonnen hat, Menschen gewaltsam abzuschieben. Dies hat dazu geführt, dass Serbien und Ungarn für Flüchtlinge und Migranten zunehmend unpassierbar geworden sind.