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"Freiheit erhalten, Gefahr begrenzen"
Maya Puig, Creative Producerin bei der Interactive Media Foundation.
© Frank Eidel
Digitalisierung bietet Chancen für die Verteidigung der Menschenrechte, bedroht sie aber auch. Die Interactive Media Foundation hat ein Portal gestartet, um über die Mechanismen von Datensammlungen und deren gesellschaftliche Auswirkungen zu informieren. Ein Gespräch mit Maya Puig, Creative Producerin bei der Interactive Media Foundation.
Interview: Frédéric Valin
Sie beschäftigen sich unter anderem mit Mechanismen der Wahlbeeinflussung. Wie kamen Sie auf die Idee?
Die Frage der Wahlbeeinflussung durch gezielte Aktionen im Netz hat sich bereits bei den US-Wahlen der Jahre 2012 und 2016 gestellt sowie mit der missbräuchlichen Wähler_innen-Datenanalyse von Cambridge Analytica auf Facebook. Uns kam die Idee angesichts der Wahl von Jair Bolsonaro zum Präsidenten Brasiliens im Jahr 2018, die begleitet war von der Verbreitung manipulativer und falscher Informationen. Von den 50 am häufigsten geteilten Bildern bei WhatsApp entsprachen nur acht der Realität, der Rest war Fake oder aus dem Kontext gerissen. Uns interessiert: Wie wird Meinung geformt, gerade auch bei einer jüngeren Zielgruppe.
Wie arbeiten Sie konkret?
Wir arbeiten auf mehreren Ebenen. Wir wollen über unser Portal Your Data Mirror Informationen über Datensammlungen vermitteln. Dann gibt es die Your Data Mirror Experience, eine interaktive und personalisierte Webanwendung basierend auf den Instagram-Daten der Nutzer_innen. Wir lesen die Bilder, Texte und Schlagworte der Teilnehmenden aus und erstellen daraus ein persönliches Profil. Damit versuchen wir zu veranschaulichen, was Jugendliche – oft unbewusst – an Informationen herausgeben und wie dies genutzt wird, um auf sie zugeschnittene politische Botschaften zu platzieren. Unser Ziel ist es, Jugendliche besser zu schützen und das Thema präsent zu halten. Deswegen nutzen wir auch Instagram.
Die ehemalige Facebook-Mitarbeiterin Frances Haugen hat dem Konzern vorgeworfen, den Profit über das Wohl der Menschen zu stellen. Warum ist dies Jugendlichen häufig nicht bewusst?
Unter jungen Menschen sind zwei grundsätzliche Haltungen verbreitet: Erstens sagen sie, dass ihre Daten gesammelt würden, sei kein Problem, denn sie hätten nichts zu verbergen. Zweitens gibt es das Problem, dass sie in ihrer Peer Group außen vor sind, wenn sie die Netzwerke nicht nutzen. So haben sie das Gefühl, dabei sein zu müssen. Beides führt zu einer psychischen Abstumpfung – man lässt die Plattformen gewähren. Die Auswirkungen sind für junge Menschen schwer greifbar.
Haugen hat allerdings auf die gezielte Manipulation jüngerer User_innen hingewiesen, und dort muss eine politische Regulierung ansetzen. Es geht darum, die Freiheiten und Möglichkeiten des digitalen Raums zu erhalten, dabei aber die Gefahren möglichst stark einzugrenzen.
Welche Chancen bieten die Netzwerke?
Eine Chance ist die Demokratisierung des öffentlichen Raums. Man kann leichter als früher Öffentlichkeit bekommen. Wichtig ist auch der Austausch unter den Jugendlichen, der viel Dynamik bewirkt, wie die Bewegungen Black Lives Matter oder Fridays for Future zeigen. Wichtig wäre, dass mehr Aufklärung stattfindet, etwa durch digitale Medienbildung in den Schulen. Überwachungsmaßnahmen müssen begrenzt werden, es braucht Schutz vor Mobbing und Hatespeech und eine Förderung von Frauen und Minderheiten in MINT-Berufen (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, Anm. d. Red.). Dabei muss es endlich Erfolge geben, weil sonst Frust einsetzt. Und Resignation ist nicht gut für eine demokratische Kultur.
Hier geht es zur Website des Projekts: yourdatamirror.com