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USA: Alabama will erstmals Gefangenen durch Einsatz von Stickstoff hinrichten
Droht im US-Bundesstaat Alabama die Hinrichtung: Kenneth Eugene Smith (Archivaufnahme).
© Alabama Department of Corrections / AP / pa
Am 25. Januar könnte im US-Bundesstaat Alabama erstmals eine Person durch Stickstoffhypoxie hingerichtet werden. Dem zu Tode Verurteilten Kenneth Smith soll mit Stickstoffgas der Sauerstoff entzogen werden – eine grausame Hinrichtungsmethode, die bisher noch nicht angewandt wurde und über die keinerlei Erfahrungen vorliegen. Die Tötung durch Ersticken mit Gas könnte Folter gleichkommen.
Amnesty International ist besorgt über die drohende Hinrichtung von Kenneth Smith am 25. Januar und ruft die Gouverneurin von Alabama auf, die Hinrichtungspläne zu stoppen. Der Fall ist besonders dramatisch: Kenneth Smith sollte bereits 2022 durch eine Injektion hingerichtet werden, der Versuch schlug jedoch fehl. Der Hinrichtungsversuch war für den Betroffenen qualvoll. Er musste starke Schmerzen ausstehen und leidet seitdem unter posttraumatischen Belastungsstörungen.
Sumit Bhattacharyya, USA-Experte bei Amnesty International in Deutschland, sagt: "Hinrichtungen sind immer grausam, unabhängig von der Methode. Im Fall von Kenneth Smith ist es jedoch noch schlimmer: Hier wird an einem Menschen ein Experiment durchgeführt. Amnesty International schätzt den Tod durch Ersticken als besonders grausame Hinrichtungsmethode ein – sie könnte sogar der Folter gleichkommen."
Die Notwendigkeit der US-amerikanischen Justizbehörden, neue Hinrichtungsmethoden zu finden, ergibt sich durch die Weigerung europäischer Arzneimittelhersteller, ihre für Narkose und Heilung gedachten Medikamente zur Tötung von Menschen in US-amerikanische Gefängnisse zu liefern. In der Folge kann die bisherige Methode der Hinrichtung durch Gift nicht mehr durchgeführt werden. Experimente mit anderen Giften führten zu äußerst qualvollen Hinrichtungen. Beispielsweise starb 2014 Clayton Lockett unter sichtbaren Schmerzen erst nach 43 Minuten.
Hintergrund
Zum Zeitpunkt des ihm zur Last gelegten Mordes im Jahr 1988 war Kenneth Smith 22 Jahre alt und hatte eine Kindheit hinter sich, die von schwerer häuslicher Gewalt geprägt war. Der heute 58-Jährige ist bereits seit 34 Jahren inhaftiert. Er soll im Todestrakt ein gewaltfreies, respektvolles und konstruktives Mitglied der Gemeinschaft gewesen sein. In seiner Gefängnisakte ist vor allem von Persönlichkeitsentwicklung und Unterstützung anderer die Rede.
Bei der Wiederaufnahme seines Prozesses im Jahr 1996 stimmten elf der zwölf Geschworenen für eine lebenslange Freiheitsstrafe ohne die Möglichkeit der vorzeitigen Freilassung auf Bewährung. Sie wurden jedoch vom Richter überstimmt. Dieses Vorgehen ist seit 2017 in Alabama verboten. Die Hinrichtung von Kenneth Smith würde außerdem gegen den international anerkannten strafrechtlichen Grundsatz verstoßen, dass zum Tode Verurteilten im Nachhinein Milde zuteilwird, wenn es nach Begehen des Verbrechens dahingehende Gesetzesänderungen gibt.
Die USA auf nationaler Ebene, das US-Militär und 27 US-Bundesstaaten halten weiterhin an der Todesstrafe fest. In den USA sind seit 1976 1.582 Menschen hingerichtet worden – auf dem elektrischen Stuhl, durch Ersticken unter Einsatz von Gas, Erhängen, Erschießungskommandos oder eine tödliche Injektion. Amnesty International wendet sich in allen Fällen vorbehaltlos gegen die Todesstrafe – ohne Ausnahme und unabhängig von der Art oder den Umständen des Verbrechens, der Schuld oder möglichen Unschuld sowie den Hinrichtungsmethoden eines Staates.
Amnesty International veröffentlicht jährlich eine Bilanz zur weltweiten Anwendung der Todesstrafe. Der aktuelle Bericht ist hier zu finden.