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Ukraine: Lehrkräfte in besetzten Gebieten werden zum Unterrichten des russischen Lehrplans gezwungen

Ukrainische Lehrerin in ihrer ehemaligen Schule, die im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zerstört wurde (undatiertes Fotos).
© Amnesty International
Ukrainische Lehrer*innen sind Einschüchterungen und Gewalt ausgesetzt, um ihre Kooperation mit den russischen Besatzungsbehörden zu erzwingen. Verweigern sie die Zusammenarbeit, bleibt ihnen meist nur die Flucht in ukrainisch kontrollierte Gebiete. Dies dokumentiert ein ausführliches Briefing von Amnesty International.
Ukrainische Lehrer*innen in den von Russland besetzten Gebieten stehen vor einer schmerzhaften Entscheidung: Entweder müssen sie aus ihrer Heimat fliehen oder sie werden gezwungen einen Lehrplan zu unterrichten, der darauf abzielt, Schüler*innen mit Propaganda des russischen Staates zu indoktrinieren. Die russischen Behörden wollen ihre Kontrolle über die besetzten Gebiete weiter konsolidieren und haben in diesem Zuge die Wiedereröffnung von Schulen vorangetrieben. Um die Kooperation der verbliebenen Lehrer*innen sicherzustellen, haben die Behörden emotionale Erpressung, Drohungen, Hausdurchsuchungen und, wo das nicht zum Ziel führte, physische Gewalt angewendet.
Carmen Traute, Expertin für Europa und Zentralasien bei Amnesty International in Deutschland, sagt:
"In den russisch besetzten Gebieten zu bleiben und sich gleichzeitig zu weigern, im Bildungssystem zu arbeiten, ist für ukrainische Lehrer*innen keine Option. Drohungen, psychische und physische Misshandlung, bis hin zu Entführungen erwarten diejenigen, die ihre Loyalität gegenüber den russischen Behörden verweigern. Viele Lehrer*innen sehen sich daher gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Diese Menschenrechtsverletzungen der russischen Besatzungsbehörden müssen von den zuständigen nationalen Behörden und internationalen Gremien sowie Expert*innen vollumfänglich untersucht und dokumentiert werden. Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden."
Hausdurchsuchungen, Drohungen und Entführungen
Angehörige der russischen Behörden in den besetzten Gebieten haben proaktiv ukrainische Lehrer*innen zu Hause aufgesucht und in einigen Fällen ihre Häuser durchsucht. Lehrer*innen sahen sich gezwungen, ihren Beruf zu verbergen und ukrainische Lehrbücher zu verstecken.
Nachdem Lehrer*innen ihren Beruf aufgegeben haben, um nicht mit den Besatzungsbehörden zu kooperieren, wurden sie wiederholt zu Hause aufgesucht. Vertreter*innen der russischen Behörden bedrohten sie dabei mit dem Entzug von Sozialleistungen und medizinischer Versorgung sowie der Aufnahme in eine sogenannte 'schwarze Liste'. Die auf dieser Liste aufgeführten Personen dürfen die besetzten Gebiete nicht verlassen. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichten, um die Kooperation der Lehrkräfte zu erzwingen, haben die russischen Besatzungsbehörden Gewalt ausgeübt und Lehrkräfte entführt.
Amnesty International hat mit dem Opfer einer solchen Entführung gesprochen. Der 44-jährige Schuldirektor aus dem Oblast Saporischschja wurde über mehrere Stunden festgehalten, geschlagen und beschimpft. Verschiedene Quellen aus den russisch kontrollierten Gebieten haben Amnesty International bestätigt, dass solche Entführungen keine Seltenheit darstellen.
Hintergrund
Amnesty International hat zwischen Mai und September 2023 27 Lehrer*innen und Direktor*innen aus den Regionen Charkiw, Mykolajiw, Saporischschja und Cherson interviewt. Alle interviewten Personen weigerten sich, mit den russischen Behörden zu kooperieren und mussten schließlich in den von der Ukraine kontrollierten Teil des Landes fliehen.
Amnesty International arbeitet seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine an der Dokumentation von Kriegsverbrechen und anderen Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht. Weitere Information gibt es auf www.amnesty.de/ukraine