Pressemitteilung Aktuell 23. November 2023

Nord- und Südamerika: Sicheres Umfeld für Klima-Aktivist*innen schaffen!

Das Bild zeigt eine Collage mit verschiedenen Personen

In vielen Ländern Nord- und Südamerikas werden Aktivist*innen, die sich für den Schutz der Umwelt und des Klimas einsetzen, bedroht, angegriffen und kriminalisiert.

In einem neuen Bericht dokumentiert Amnesty International sechs Fälle, in denen Menschenrechtler*innen in Nord- und Südamerika sich für Umwelt- und Klimaschutz stark machen. Dabei setzen sie sich erheblichen Gefahren aus, insbesondere dann, wenn wirtschaftliche Interessen berührt sind.


Menschen aus afroamerikanischen, indigenen oder ländlichen Gemeinschaften sind häufig als erstes und besonders intensiv von Umweltzerstörung und Klimawandel betroffen. Viele engagieren sich, um sich gegen die Zerstörung ihrer Umwelt und Lebensgrundlagen zu wehren. Dennoch erfahren sie weder ausreichend Anerkennung noch werden sie angemessen an Entscheidungen über Umwelt- und Klimathemen beteiligt. Die Ursachen hierfür liegen u.a. in der Kolonialgeschichte der Region, im Rassismus und der vorherrschenden sozialen Ungleichheit. Zu diesem Schluss kommt Amnesty International in einem neuen Bericht im Vorfeld des Klimagipfels COP28.



Der Amnesty-Bericht mit dem Titel "No Future without courage - Human rights defenders in the America speaking up on the climate crisis" stellt sechs Fälle vor, in denen sich Personen bzw. Organisationen in Argentinien, Brasilien, Kanada, Kolumbien und Ecuador trotz erheblicher Gefahren für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen.



Maja Liebing, Amerikas-Referentin bei Amnesty International in Deutschland, sagt:
"Der amerikanischen Kontinent ist für Menschen, die sich für Land- und Umweltrechte stark machen, die tödlichste Region der Welt. Trotz vieler Risiken, Angriffe und Kriminalisierung kämpfen Menschenrechtler*innen unbeirrt für Klimagerechtigkeit und für eine gesunde Umwelt für alle. Die Staaten der Region müssen den Wert dieser Arbeit endlich anerkennen und dafür sorgen, dass diese Menschen geschützt und die Verantwortlichen für die Übergriffe zur Rechenschaft gezogen werden. Während der COP28 müssen Politiker*innen auf die Warnungen derjenigen hören, die sich seit Generationen für den Schutz des Lebens auf unserem Planeten einsetzen und ihre Forderungen unterstützen."



In allen sechs Fällen, die im Amnesty-Bericht aufgezeigt werden, haben sich Menschen aus betroffenen Gemeinschaften zusammengeschlossen, um kollektiv mächtigen Wirtschaftsinteressen die Stirn zu bieten und Staaten von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen abzubringen. Bei den meisten der betroffenen Bevölkerungsgruppen handelt es sich um indigene oder afroamerikanische Gemeinschaften oder um Menschen, die von der Landwirtschaft oder dem Fischfang leben.



In Kolumbien überwacht der Fischereiverband FEDEPESAN die Verschmutzung in den Gewässern in der Region Magdalena Medio und prangert Umweltzerstörung öffentlich an.



In Ecuador wehrt sich eine Gruppe von Mädchen und Jugendlichen mit rechtlichen Schritten gegen das Verbrennen von Abgasen aus der Erdölförderung – eine Praxis, die zu Kohlenstoffemissionen führt und für Anwohner*innen sehr gesundheitsschädlich ist.



In Kanada stemmen sich Angehörige der indigenen Wet'suwet'en gegen den Bau einer Gaspipeline auf ihrem angestammten Land, für die sie nicht ihre freie, vorherige und informierte Zustimmung gegeben haben.



Andere Gruppen und Organisationen kämpfen für den Erhalt von Kohlenstoffsenken und der biologischen Vielfalt. So zeigen afrobrasilianische Frauen in Brasilien durch den Anbau traditioneller Nutzpflanzen wie der Babassupalme, wie der Amazonas auf nachhaltige Weise erhalten werden kann.



Amnesty International appelliert an alle Vertragsstaaten des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimawandel, die Arbeit der Aktivist*innen anzuerkennen, die sich für Umweltschutz und Klimagerechtigkeit stark machen. Amnesty fordert die Staaten auf, ein sicheres Umfeld zu schaffen, in dem Menschenrechtler*innen sich wirksam und ohne kriminalisiert zu werden engagieren können. Angesichts ihrer Kenntnisse ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Klimaaktivist*innen ohne Diskriminierung an Entscheidungen, die Umwelt und Klimagerechtigkeit betreffen, beteiligt werden. Bei indigenen Gemeinschaften muss das Recht auf freie, vorherige und informierte Zustimmung gewährleistet werden. In einer kürzlich veröffentlichten Studie kam Amnesty International ebenfalls zu dem Schluss, dass die kolumbianische Regierung nur unzureichend auf Angriffe und Bedrohungen reagiert hat, denen Umweltschützer*innen dort ausgesetzt sind.

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