Amnesty Journal 09. August 2024

Rassismus verstehen

Ein Graffito auf dem Boden, auf Bodenplatten aus Stein, mit einer Schablone gesprüht, dort steht "Stop racism".

Zeichen setzen: Graffito bei einer Demonstration gegen einen Aufmarsch der rechtsextremistischen Partei "Der Dritte Weg" (Berlin, 3. Oktober 2020)

Rassismus ist ein komplexes Thema mit vielen Facetten. Wer tiefer in die Problematik einsteigen möchte,  findet hier geeignete Sachbücher.

Nachschlagewerk zu Rassismus

"Je mehr du (über Rassismus) weißt und lernst, desto mehr kannst du benennen, was da passiert." 
Das Nachschlagewerk "Ein rassismuskritisches Alphabet" ist dabei eine wertvolle Unterstützung. Tupoka Ogette behandelt 26 Begriffe von "A" bis "Z" und liefert niedrigschwellige Erklärungen mit historischem Kontext. Das Ziel ist es, Bewusstsein zu schaffen, zum Hinterfragen anzuregen und vor allem die passenden Worte zu finden, um problematische Strukturen und verletzendes Verhalten anzusprechen und zu überwinden.
Tupoka Ogette: Ein rassismus­kritisches Alphabet. Cbj Verlag, München 2022, 128 Seiten, 15 Euro. Ab 14 Jahren.


Schwarzer Feminismus

Vor welchen Herausforderungen standen Schwarze* Frauen in der Vergangenheit? Und was bedeutet Intersektionalität? Natasha A. Kelly widmet sich diesen und vielen weiteren Fragen in ihrem Sammelband "Schwarzer Feminismus". Das Buch bietet einen umfassenden Einblick in theoretische Analysen und politische Forderungen aus Schwarzen feministischen Perspektiven, ergänzt durch persönliche Geschichten verschiedener Autor*innen. Dabei wird vor allem die Bedeutung für die soziale Gerechtigkeit und das Empowerment von marginalisierten Gruppen in den Vordergrund gestellt.
Natasha A. Kelly (Hg.): Schwarzer Feminismus. Grundlagentexte. Unrast Verlag, Münster 2022, 232 Seiten, 16 Euro.
 

Afrodeutsche Geschichte

Bereits 1986 wurde "Farbe bekennen" veröffentlicht, um afrodeutsche Geschichte sichtbar zu machen. Das Buch behandelt die historischen Wurzeln der Wahrnehmung des afrikanischen Kontinents und das Schwarzsein während der Kolonialzeit, die damit verbundenen sozialen Probleme nach dem Zweiten Weltkrieg sowie Erzählungen aus der Zeit des anhaltenden Rassismus in den 1970er und 1980er Jahren. Eine grundlegende Lektüre, die auch heute noch von großer Bedeutung ist.
Dagmar Schultz, Katharina Oguntoye, May Ayim (Hg.): Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte. Orlanda Verlag, Berlin 2020 (Neuausgabe), 308 Seiten, 18,50 Euro.


Antiasiatischer Rassismus

In gesellschaftlichen Diskussionen über Rassismus wird antiasiatischer Rassismus oft nicht mitgedacht. Grund dafür ist der Mythos der "Vorzeigeminderheit". Hami Nguyen tritt dem jedoch in ihrem autobiografischen Sachbuch entgegen. Neben ihren persönlichen Erfahrungen und alltäglichen Beobachtungen als Sozialwissenschaftlerin greift sie auch auf Erkenntnisse verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen zurück und macht so die Fremdzuschreibungen, historischen Feindbilder, rassistische Gewalt aber auch kulturelle Aneignung und häufige Ausbeutung gut verständlich sichtbar.
Hami Nguyen: Das Ende der Unsichtbarkeit. Warum wir über anti-asiatischen Rassismus sprechen müssen. Ullstein Verlag, Berlin 2023, 272 Seiten, 22,99 Euro.
 

Diskriminierung von Rom*nja und Sinti*zze

"Fragmente über das Überleben" handelt vom Gadjé-Rassismus und beschreibt damit die Diskriminierung von Rom*nja und Sinti*zze durch Menschen, die nicht zu ihrer Gruppe gehören. Elsa Fernandez wirft in ihrem Buch einen kritischen Blick auf die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft individuelle und kollektive Traumata behandelt. Sie hinterfragt, inwiefern der Begriff "Zeitzeug*innen" angemessen ist und wie wir über diese stattdessen sprechen sollten.
Elsa Fernandez: Fragmente über das Überleben. Romani Geschichte und Gadje-Rassismus. Unrast Verlag, Münster 2020, 180 Seiten, 14 Euro.


Antimuslimischer Rassismus

"Muslimaniac" beschäftigt sich mit der Entstehung des europäischen Feindbildes vom Islam. Ozan Zakariya Keskinkılıç beleuchtet humorvoll die Herausforderungen, Missverständnisse und Vorurteile, denen Muslim*innen in Deutschland gegenüberstehen. Dabei verknüpft er seine persönlichen Erfahrungen mit historischem Wissen und zeigt auf, wie tief die rassistischen Traditionen in der Geschichte verwurzelt sind und welche Formen des Widerstands er für sich gefunden hat, um sich davon zu befreien.
Ozan Zakariya Keskinkılıç: Muslimaniac. Die Karriere eines Feindbildes. Verbrecher Verlag, Berlin 2021, 200 Seiten, 20 Euro.

*Das Amnesty Journal bemüht sich um eine diskriminierungssensible Sprache, daher verwenden wir die Selbstbezeichnung "Schwarze" Menschen.

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