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Mädchen am Mikro
Mehr als Musik: Die Band Star Feminine aus Benin engagiert sich gegen die Diskriminierung von Frauen.
© Privat
Die Star Feminine Band aus Benin fordert Gleichberechtigung für Frauen. Die sieben Musikerinnen sind zwischen zehn und 17 Jahre alt. Nun erscheint ihr erstes Album.
Von Knut Henkel
In dem großen Haus von André Baleguemon ist es selten still. Neun Kinder wohnen bei dem Musiker und seiner Frau in Natitingou, der Hauptstadt des Departments Atakora im Nordwesten Benins. Fast immer schallt Musik aus dem traditionell gebauten Lehmhaus. Dort probt und lebt die siebenköpfige "Star Feminine Band" unter der Regie von Baleguemon. Zwei der Musikerinnen zwischen zehn und 17 Jahren sind seine Töchter, die restlichen fünf leben mittlerweile bei den Baleguemons. Eine Mädchenband ist ungewöhnlich in Benin, wo das Musikbusiness von Männern geprägt ist – sieht man von der Nationalikone Angélique Kidjo einmal ab.
Genau das will Baleguemon ändern. Deshalb hatte er im Sommer 2016 im Jugendzentrum Musikkurse für Mädchen aus Natitingou und der umliegenden Region angeboten – mit Unterstützung des Bürgermeisters. "Warum tauchen Frauen immer nur als Sängerinnen und Tänzerinnen auf der Bühne auf? Warum nicht als Bassistin, Keyboarderin oder Schlagzeugerin?", fragte sich der Musiker und begann, mit mehreren Dutzend Mädchen zwischen acht und fünfzehn Jahren zu arbeiten. Sieben von ihnen sind heute die "Star Feminine Band".
Botschafterinnen für eine gendergerechte Region
Der Name ist Programm, denn Baleguemon geht es darum, ein Zeichen zu setzen – gegen die Diskriminierung von Frauen in der gesamten Region. Deshalb singen seine sieben Schülerinnen nicht nur in den Regionalsprachen Waama und Ditamari, sondern unter anderem auch auf Französisch und Fon, der Hauptsprache Benins. Botschafterinnen für eine gendergerechte Region sollen die jungen Frauen werden, die gemeinsam mit Baleguemon die Songs schreiben und texten.
Mittlerweile geht es bei dem Bandprojekt um mehr als Musik. Baleguemon will den heranwachsenden Mädchen den Schulbesuch ermöglichen, damit sie nicht als Verkäuferin auf die Straße geschickt werden, um etwas zum Familieneinkommen beizusteuern. So ist seine Familie um fünf Köpfe gewachsen. Julienne Dibawe Sayi ist eine der fünf, die froh ist, die Chance ergriffen zu haben: "Die Band ist wie eine große Familie, wir komponieren im Kollektiv. Das macht mich stolz und lebensfroh."
Das spiegelt sich nicht nur in der Musik wider, die von regionalen Bands wie Kaba Diya, aber auch von Angélique Kidjo sowie von Rock- und Popeinflüssen geprägt ist, sondern vor allem in den Texten. Diese appellieren in "Femme Africaine" an die Frauen, ihren eigenen Weg zu gehen, fordern die Mädchen in "Idesouse" auf, die Schule nicht zu früh zu verlassen, und weisen in "Timtilu" auf den Wert der eigenen Kultur hin. Auch Genitalverstümmelung ist in der Band, die bereits Dutzende Konzerte in der Region gespielt hat, immer wieder ein Thema. Vielleicht gibt es auch dazu bald einen neuen Song, sagt André Baleguemon.
Nun geht es erst einmal darum, das erste Album auch live vorzustellen – in Benin, der weiteren afrikanischen Region und vielleicht auch irgendwann in Europa. Dass die "Star Feminine Band" einen europäischen Musikverlag gefunden hat, könnte dabei hilfreich sein.
Knut Henkel arbeitet als freier Korrespondent in Lateinamerika. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Amnesty International wieder.