Aktuell Syrien 15. Juni 2015

Neuer Amnesty-Bericht

Neuer Amnesty-Bericht
Zur weltweiten Lage der Flüchtlinge

Kurdischer Flüchtlingsjunge aus der syrischen Stadt Kobane hält sich am Zaun fest, der das Flüchtlingscamp nahe der türkischen Stadt Suruc umgibt

15. Juni 2015 - Die aktuelle Flüchtlingskrise ist die schlimmste seit dem Zweiten Weltkrieg. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Amnesty-Bericht zur Lage der Flüchtlinge. Amnesty fordert einen Paradigmenwechseln und verbindlichen Schutz für Menschen auf der Flucht. Besonders die Industriestaaten müssten endlich mehr tun.

Der neue Amnesty-Bericht "The global refugee crisis: a conspiracy of neglect" belegt:

  • es handelt sich um die schlimmste Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg
  • eine Millionen Flüchtlinge sind verzweifelt auf eine Aufnahme in einem sicheren Land angewiesen
  • vier Millionen syrische Flüchtlinge kämpfen um das Überleben in der Türkei, dem Libanon, Jordanien, Irak und Ägypten
  • mehr als drei Millionen Menschen im südlichen Afrika sind auf der Flucht, einzig ein kleiner Teil konnte sich seit 2013 wieder ansiedeln
  • 3500 Menschen sind im Jahr 2014 im Mittelmeer ertrunken – seit Beginn 2015 sind bereits 1865 Flüchtlinge ertrunken
  • 300 Menschen sind in den ersten drei Monaten 2015 im Andamanischen Meer gestorben durch Hunger, Dehydratation und Misshandlung durch die Bootsbesatzungen

Amnesty International nennt die gegenwärtige Flüchtlingskrise die schlimmste seit dem Zweiten Weltkrieg. In einem neuen Bericht, der in der libanesischen Hauptstadt Beirut präsentiert wurde, wirft Amnesty International vor allem den Industriestaaten vor, dass sie ihrer Verantwortung, für ausreichend humanitäre Hilfe für Flüchtlinge zu sorgen, nicht nachgekommen seien. Weil der Lage der Flüchtlinge nicht genügend Aufmerksamkeit gegeben werde, seien Millionen zu einem Leben in Elend und Tausende zum Tode verdammt.

"Die Flüchtlingskrise ist eine der wichtigsten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, aber die internationale Gemeinschaft hat bislang kläglich versagt", betonte Salil Shetty, Generalsekretär von Amnesty International. Die Welt dürfe Länder wie die Türkei oder den Libanon, die die größte Last trügen, nicht länger alleine lassen.

Weltweit mussten mehr als 50 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. In Syrien wurde mehr als die Hälfte der Bevölkerung vertrieben. Vier Millionen Menschen flohen aus dem Land. 95 Prozent von diesen leben derzeit in der Türkei, dem Libanon, Jordanien, dem Irak oder Ägypten. Aus den afrikanischen Ländern südlich der Sahara sind drei Millionen Menschen auf der Flucht.

Auch angesichts des Flüchtlingsdramas in Südostasien, wo im Mai Tausende Menschen in überfüllten Booten auf dem Meer trieben, ohne dass ein Land sie aufnehmen wollte, schlägt Amnesty Alarm: "Die Krisen in Europa und Südostasien haben gezeigt, dass die Regierungen bereit sind, rechtliche Verpflichtungen und humanitäre Erfordernisse zu ignorieren." Die meisten Todesfälle wären demnach vermeidbar gewesen.

Die Flüchtlingskatastrophe könne nur gelöst werden, wenn die internationale Gemeinschaft sie als globales Problem verstehen und behandeln würde, resümiert der Bericht. Amnesty fordert deshalb einen internationalen Gipfel zur Flüchtlingskrise. Es muss ein Paradigmenwechsel erfolgen, um Flüchtlinge nachhaltig zu schützen.

Lesen Sie hier, welche acht Maßnahmen die internationale Gemeinschaft jetzt unbedingt ergreifen muss.

Hier finden Sie den englischsprachigen Bericht "The global refugee crisis: a conspiracy of neglect"

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