DEINE SPENDE KANN LEBEN RETTEN!
Mit Amnesty kannst du dort helfen, wo es am dringendsten nötig ist.
DEINE SPENDE WIRKT!
Trauernde festgenommen
Mindestens fünf Menschen, darunter Menschenrechtsverteidiger und Mitglieder der journalistischen Organisation "Committee of Human Rights Reporters" (CHRR), wurden im Iran auf ihrem Weg zur Beisetzung des Großayatollah Husseinali Montazeri festgenommen. Großayatollah Hussein-Ali Montazeri hatte die iranische Regierung für ihr hartes Vorgehen gegen Demonstrierende nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Juni kritisiert. Der Aufenthaltsort der Festgehaltenen ist bislang unbekannt. Ihnen drohen Folter und andere Misshandlungen.
Appell an
RELIGIONSFÜHRER
Ayatollah Sayed 'Ali Khamenei
The Office of the Supreme Leader
Islamic Republic Street – End of Shahid Keshvar Doust Street, Tehran, IRAN
E-Mail: info_leader@leader.ir
oder über die Internetseite: http://www.leader.ir/langs/en/index.php?p=letter (Englisch)
(korrekte Anrede: Your Excellency)
OBERSTE JUSTIZAUTORITÄT IN TEHERAN
Ali Reza Avaei
Karimkhan Zand Avenue
Sana'i Avenue, Corner of Ally 17, No 152
Tehran, IRAN (korrekte Anrede: Dear Mr Avaei)
E-Mail: avaei@Dadgostary-tehran.ir
Sende eine Kopie an
LEITER DER STAATLICHEN MENSCHENRECHTSBEHÖRDE
Mohammad Javad Larijani
Howzeh Riassat-e Ghoveh Ghazaiyeh
Pasteur St. Vali Asr. Ave., south of Serah-e Jomhuri Tehran 1316814737, IRAN
(korrekte Anrede: Dear Mr Larijani)
Fax: (00 98) 21 3390 4986
E-Mail: bia.judi@yahoo.com
BOTSCHAFT DER ISLAMISCHEN REPUBLIK IRAN
S.E. Herrn Alireza Sheikh Attar
Podbielskiallee 65-67, 14195 Berlin
Fax: 030-8435 3535
E-Mail: iran.botschaft@t-online.de
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Persisch, Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 2. Februar 2010 keine Appelle mehr zu verschicken.
Amnesty fordert:
SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE
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Fordern Sie von den iranischen Behörden die sofortige und bedingungslose Freilassung von Shiva Nazar Ahari, Kouhyar Goudarzi, Saeed Haeri, Ahmad Qabel und Mohammad Nourizad, falls sie nur wegen der friedlichen Ausübung ihrer Rechte auf freie Meinungsäußerung, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit gefangen gehalten werden, wie die Teilnahme an der Bestattung des Großayatollahs Hosseinali Montazeri. Dann wären sie gewaltlose politische Gefangene.
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Dringen Sie bei den Behörden darauf, umgehend den Aufenthaltsort der Festgenommenen bekannt zu geben und sicherzustellen, dass sie vor Folter und anderen Misshandlungen geschützt werden, und ihnen sofortiger Zugang zu einer anwaltlichen Vertretung, zu ihrer Familie und eventuell notwendiger medizinischer Versorgung gewährt wird.
- Fordern Sie die Behörden auf, jedwede unrechtmäßige Einschränkung der Rechte auf freie Meinungsäußerung, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit im Iran aufzuheben.
PLEASE WRITE IMMEDIATELY
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Calling on the Iranian authorities to immediately and unconditionally release Shiva Nazar Ahari, Kouhyar Goudarzi, Saeid Jalalifer, Ahmad Qabel and Mohammad Nourizad, if they were arrested in connection with the peaceful expression of their views or participation in a peaceful gathering such as the funeral of Grand Ayatollah Hosseinali Montazeri, as they would be prisoners of conscience;
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Urging the authorities to immediately disclose their whereabouts and to ensure that they are protected from torture and other ill-treatment and have access to a lawyer, their families and any medical treatment they might require;
- Urging the authorities to remove unlawful restrictions on freedoms of expression, association and assembly in Iran.
Sachlage
Shiva Nazar Ahari und Kouhyar Goudarzi, zwei Menschenrechtsverteidiger und Mitglieder des CHRR wurden am 20. Dezember zusammen mit Saeed Haeri in Teheran von Polizeibeamten und Mitarbeitern des Geheimdienstministeriums festgenommen. Zum Zeitpunkt der Festnahme befanden sie sich in einem Bus, mit dem sie kurz darauf in die nördlich gelegene Stadt Ghom aufbrechen wollten, in der am 21. Dezember die Beisetzung des islamischen Geistlichen Großayatollah Hosseinali Montazeri stattfinden sollte. Zivilgesellschaftliche Aktivisten und einige Angehörige von Personen, die nach den umstrittenen Wahlen vom 12. Juni festgenommen worden waren, befanden sich ebenfalls in dem Bus.
Am 20. Dezember wurden zwei weitere Männer unabhängig voneinander festgenommen. Presseberichten zufolge wurde Ahmad Qabel, ein islamischer Gelehrter und ehemaliger Schüler von Großayatollah Hosseinali Montazeri, gemeinsam mit Familienmitgliedern festgenommen. Er war auf der Reise von der nord-östlich gelegenen Stadt Mashhad nach Ghom. Vermutlich wird er in Mashhad festgehalten. Mohammad Nourizad, Filmemacher und früher Journalist bei der Teheraner Tageszeitung Kayhan, wurde ebenfalls festgenommen. Seit der Präsidentschaftswahl im Juni 2009 verfasste er regierungskritische Blogs. Möglicherweise wurde er festgenommen, um ihn daran zu hindern, über Großayatollah Hussein-Ali Montazeri zu schreiben.
Hintergrundinformation
Shiva Nazar Ahari, Kouhyar Goudarzi und Saeed Haeri wurden aus einem Bus herausgeholt und verhaftet. Den Bus hatten zahlreiche Menschen gemietet, um an der Trauerfeier zu Ehren von Großayatollah Montazeri teilzunehmen. Fünf oder sechs in Zivil gekleidete Beamte sollen den Bus in Teheran bestiegen haben und anhand einer Liste sechs Menschen befohlen haben, auszusteigen. Zwei von ihnen wurden sofort wieder freigelassen und stiegen erneut in den Bus, während die oben genannten Personen, zusammen mit der Frauenrechtlerin Mahboubeh Abbasgholizadeh, festgenommen wurden.
Während des Zwangsstopps, habe die Mitfahrerin Fakhrossadat Mohtashemipour, Frau des inhaftierten führenden Politikers Mostafa Tajzadeh, die Sicherheitskräfte, die allem Anschein nach Beamte des Geheimdienstministeriums und der Polizei waren, nach ihren Ausweispapieren gefragt. Sie erhielt als Antwort: "Was glauben Sie, wer Sie sind, dass Sie es wagen, uns nach den Papieren zu fragen". Die Beamten konfiszierten die Ausweispapiere und Mobiltelefone aller Mitfahrenden und erklärten, dass die Sachen am nächsten Morgen wieder abgeholt werden könnten.
Großayatollah Husseinali Montazeri sprach sich zu Lebzeiten offen gegen die Massenhinrichtungen aus, die hauptsächlich im Jahr 1988 stattgefunden hatten. Erst jüngst hatte er das gewaltsame Vorgehen der iranischen Regierung gegen Protestierende kritisiert.
Amnesty International hatte sich für Großayatollah Hosseinali Montazeri eingesetzt, als er zwischen 1974 und 1976, zu Zeiten des letzten Schahs Mohammad Reza, in Haft gefoltert worden war. Im Jahr 1976 hatte Amnesty International berichtet, dass einige seiner Schüler mit dem Befehl in seine Zelle gebracht worden waren, ihn zu schlagen. Als sie sich weigerten, wurden sie selbst verprügelt. Bei einem anderen Zwischenfall wurde der damals 85-jährige Vater des Großayatollahs von Sicherheitskräften ins Gefängnis gebracht und gezwungen ein Gnadengesuch für seinen Sohn zu schreiben. Er weigerte sich ebenfalls, musste jedoch später unter Zwang ein von den Sicherheitsbeamten vorgefertigtes Dokument unterschreiben.
Seit der Bekanntgabe des umstrittenen Wahlsiegs des amtierenden Präsidenten Ahmadinejad bei den Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni, nahmen hunderttausende IranerInnen im ganzen Land an Großkundgebungen teil. Die Behörden bestätigten 36 Todesfälle im Zuge der Unruhen, während die Opposition von mehr als 70 Toten ausgeht. Mindestens 4.000 Personen wurden festgenommen, viele von ihnen in Hafteinrichtungen im ganzen Land gefoltert oder auf andere Weise misshandelt. Einige gaben an, vergewaltigt worden zu sein. Die Behörden bestritten dies, nachdem oberflächliche Untersuchungen und andere Maßnahmen durchgeführt wurden, die jedoch eher dazu bestimmt zu sein schienen, die Wahrheit zu vertuschen als sie aufzudecken. Doch aus Berichten geht hervor, dass in Verbindung mit den in Haft verstorbenen Personen gegen drei Beamte nun Anklage wegen Mordes erhoben wurde. Über 80 Personen wurden in Zusammenhang mit den Unruhen nach der Wahl zu Gefängnis- oder Prügelstrafen verurteilt. Dazu zählen auch diejenigen, die in den im August begonnenen Massenschauprozessen verurteilt wurden. Mindestens fünf Menschen wurden zum Tode verurteilt.
Nähere Informationen zu den Ereignissen nach der Wahl finden Sie auf Englisch unter Iran: Election contested, Repression compounded (Index MDE 13/123/2009), Dezember 2009, http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE13/123/2009/en.