Pressemitteilung Sudan 10. April 2025

Sudan: Sexualisierte Gewalt der RSF ist Kriegsverbrechen und mutmaßlich Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Amnesty-Logo: Kerze umschlossen von Stacheldraht.

Amnesty International dokumentiert in einem neuen Bericht die weit verbreitete sexualisierte Gewalt durch die Rapid Support Forces (RSF). Staaten, die die RSF unterstützen, machen sich mitschuldig. Die Menschenrechtsorganisation fordert, Waffenlieferungen zu stoppen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Während des zweijährigen Bürgerkriegs im Sudan haben die Rapid Support Forces weit verbreitet sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen verübt. Die Gräueltaten, darunter Vergewaltigungen, Gruppenvergewaltigungen und sexualisierte Versklavung, dienten dazu, Gemeinschaften im ganzen Land zu demütigen, zu kontrollieren und zu vertreiben. Sie stellen Kriegsverbrechen und mutmaßlich Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar, so Amnesty International in einem neuen Bericht. 

Der Bericht "'They raped all of us': Sexual violence against women and girls in Sudan" dokumentiert die Vergewaltigung von 36 Frauen und Mädchen in vier sudanesischen Bundesstaaten zwischen April 2023 und Oktober 2024 und andere Formen sexualisierter Gewalt durch RSF-Soldaten. Zu den Übergriffen gehören die Vergewaltigung einer Mutter, nachdem ihr das Baby beim Stillen von der Brust gerissen wurde, die 30-tägige sexualisierte Versklavung einer Frau in Khartum sowie schwere Schläge, Folter und Mord.

Franziska Ulm-Düsterhöft, Referentin für Afrika bei Amnesty International in Deutschland, sagt:

"Die RSF geht mit unvorstellbarer Grausamkeit gegen Frauen und Mädchen im Sudan vor mit dem Ziel, Gemeinschaften zu zerstören. Doch die Reaktion weltweit ist beschämend. Den Opfern und Überlebenden fehlt es sowohl an medizinischer Versorgung als auch an Gerechtigkeit.

Im Sudan spielt sich eine der größten Krisen der Welt ab. Doch statt die Zivilbevölkerung zu unterstützen, wird der Konflikt durch ständige massenhafte Waffenlieferungen in den Sudan weiter angeheizt. Die internationale Gemeinschaft muss endlich mehr tun und ein Waffenembargo beschließen, das für den ganzen Sudan gilt."

Im April 2023 brach der sudanesische Bürgerkrieg zwischen den RSF und den sudanesischen Streitkräften (SAF) aus, in dessen Verlauf Zehntausende getötet wurden. Beide Seiten begehen schwere Menschenrechtsverletzungen und Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht, von denen manche als Kriegsverbrechen anzusehen sind. Von einer Bevölkerung von 50 Millionen Menschen befinden sich rund 12,5 Millionen Menschen auf der Flucht und rund die Hälfte der Bevölkerung ist auf humanitäre Unterstützung angewiesen. 70 Prozent der Betroffenen sind Kinder.

Für den Bericht hat Amnesty International 30 Personen befragt, hauptsächlich Überlebende und Angehörige von Opfern. Die RSF hat während des gesamten Konflikts und überall im Sudan sexualisierte Gewalt ausgeübt. Zusammen mit der Tatsache, dass viele Übergriffe in Anwesenheit anderer Soldaten und Zivilist*innen begangen wurden, deutet dies darauf hin, dass die Täter ihre Verbrechen nicht verbergen mussten. Offenbar hatten sie keine Reaktionen oder Strafen zu befürchten.

"Der schlimmste Tag meines Lebens" 

Alle befragten Überlebenden schilderten, dass der Angriff schwerwiegende körperliche oder seelische Schäden verursacht hat. Die Gewalt hat verheerende Auswirkungen auf ihre Familien gehabt und die Überlenden sind danach aus ihren Heimatorten geflohen.

Zahlreiche Überlebende haben ausgesagt, dass sie von RSF-Soldaten vergewaltigt worden sind, weil sie verdächtigt wurden, den sudanesischen Streitkräften nahezustehen. Weibliche medizinische Fachkräfte gaben an, dass die RSF-Truppen sie vergewaltigt haben, wenn sie verwundete RSF-Soldaten nicht retten konnten. In einem dieser Fälle sagte eine Krankenschwester, dass 13 Soldaten sie in Khartum Nord entführten und sie zwangen, schwer verletzte Männer zu behandeln. Anschließend wurde sie von einer ganzen Gruppe von Soldaten bis zur Bewusstlosigkeit vergewaltigt.

Amnesty International hat in Khartum zwei Fälle sexualisierter Versklavung dokumentiert, darunter eine Frau, die angab, dass RSF-Truppen sie einen Monat lang in einem Haus gefangen gehalten und fast täglich vergewaltigt haben. 

Überlebende haben berichtet, dass jede Frau, die sich der Vergewaltigung widersetzte, Schläge, Folter oder gar ihr Leben riskierte. Ein 11-jähriger Junge wurde von einem RSF-Soldaten zu Tode geprügelt, als er versucht hat, seiner Mutter zu helfen. 

Aufgrund der anhaltenden Kämpfe oder aus Angst vor Stigmatisierung und Repressalien hat keine der Befragten zeitnah nach der Vergewaltigung eine Behandlung in Anspruch genommen oder die Tat den sudanesischen Behörden gemeldet.80 Prozent der Krankenhäuser sind zerstört. Kürzungen bei USAID haben die Gesundheitsversorgung weiter verschlechtert.  

Weitere Artikel