Amnesty Journal Ägypten 21. März 2018

Freiheit ist ein schönes Ding

Zwei Frauen umarmen sich auf der Straße in der Nacht und lachen, umgeben von Luftballons

Sanaa Seif, 24, ist die jüngste Tochter der ­berühmten Kairoer Menschenrechtsaktivisten Ahmed Seif und Laila Soueif. Sie war sechs Monate im Qanater-Frauengefängnis in Kairo wegen Beamtenbeleidigung inhaftiert; hier im November 2016 bei ihrer Freilassung an der Seite ihrer Anwältin Rajia Omran (links). ­Bereits 2014 war Seif festgenommen und wegen Teilnahme an einer Demonstration ­gegen das umstrittene, nach dem Sturz Mursis per Dekret verabschiedete repressive Protestgesetz verurteilt worden. Im September 2015 kam sie im Rahmen einer Amnestie durch Präsident Abdel Fattah al-Sisi frei. Ihr Bruder, der Blogger Alaa Abdel-Fattah, verbüßt seit 2014 eine fünfjährige Haftstrafe wegen ­Teilnahme an einer nicht genehmigten ­Versammlung.

Der ägyptische Fotograf Ravy Shaker hat Frauen porträtiert, die ihm nach dem Ende ihrer Haftzeit ihre Lieblingsgegenstände aus dem Gefängnis zeigten.

Tausende Frauen sitzen seit Jahren in Ägyptens Gefängnissen, viele ohne Hoffnung, bald freizukommen. Seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Juli 2013 wurden Hunderte Frauen aus politischen Gründen inhaftiert – abgeschnitten von Familie und Freundinnen sind sie der Willkür der Wärter ausgesetzt. Psychische und körperliche Gewalt durch Mitgefangene und Aufseher gehören für sie zum Alltag, menschliche Zuneigung ist selten. Auch deshalb bieten kleine Gegenstände oft die einzige Form von Trost während der endlosen Tage in Haft. Weil sie diese Objekte so lieb gewannen, bewahrten die auf den folgenden Seiten porträtierten Frauen sie auch nach ihrer Freilassung auf. Dabei handelt es sich um Fotos von Verwandten und Briefe, um Geschenke von Mitgefangenen oder einfach nur um Gebrauchsgegenstände.

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