Amnesty verleiht Menschenrechtspreis 2018 an das Nadeem-Zentrum aus Kairo
Der ägyptische Arzt und Menschenrechtsaktivist Taher Mokhtar nimmt den 9. Amnesty Menschenrechtspreis von Markus N. Beeko (links) und Salil Shetty (rechts) stellvertretend für das Nadeem-Zentrum entgegen
© Amnesty International, Foto: Henning Schacht
Das Nadeem-Zentrum für die Rehabilitierung von Opfern von Gewalt und Folter in Kairo hat am Montagabend in der Volksbühne Berlin den 9. Menschenrechtspreis von Amnesty in Deutschland erhalten. Damit würdigt Amnesty den jahrzehntelangen Einsatz gegen Folter in Ägypten.
Das ägyptische Nadeem-Zentrum für die Rehabilitierung von Opfern von Gewalt und Folter hat am Montagabend in der Volksbühne Berlin den 9. Amnesty Menschenrechtspreis erhalten. Damit würdigt die deutsche Amnesty-Sektion dessen jahrzehntelangen Einsatz gegen Folter in Ägypten.
Die Preisverleihung in Bildern
Das Nadeem-Zentrum dokumentiert seit 25 Jahren Folter durch ägyptische Sicherheitskräfte und betreibt die einzige Spezialklinik zur Behandlung Überlebender von Folter und Gewalt im Land. Seit 2016 gehen die Behörden massiv gegen die Organisation vor. Im Februar 2017 wurde die Klinik des Zentrums geschlossen. Doch trotz aller Repressalien setzen Dr. Aida Seif al-Dawla, Dr. Suzan Fayad, Dr. Magda Adly und die anderen mutigen Mitarbeitenden des Zentrums ihre Arbeit fort.
Der 33-jährige Arzt und Menschenrechtsaktivist Taher Mokhtar nahm den Preis stellvertretend für das Nadeem-Zentrum entgegen. Im Dezember 2016 musste er Ägypten aus Sorge um seine Sicherheit verlassen. "Selbst in den schwierigsten Momenten, als wir in Ägypten oft fast die Hoffnung verloren, standen die Kämpferinnen des Nadeem-Zentrums immer in der ersten Reihe. Sie sind der Menschenrechtsbewegung in Ägypten ein Vorbild an Geduld und Beharrlichkeit", so Mokhtar.
Die Laudatio hielt Salil Shetty, Internationaler Generalsekretär von Amnesty International. "Wer sich in Ägypten für Menschenrechte engagiert, setzt die eigene Freiheit und Sicherheit aufs Spiel", so Shetty.
"Die Bundesregierung muss von der ägyptischen Regierung entschlossen und öffentlich einfordern, dass die Folter in Ägypten aufhört, Verantwortliche bestraft werden und dass Aida Seif al-Dawla und ihre Mitarbeitenden die Klinik umgehend wieder öffnen können", sagte Generalsekretär Beeko.
Zu den Gästen der Preisverleihung zählten die Menschenrechtsverteidiger Anikó Bakonyi (Ungarn) und Berta Zúñiga Cáceres (Honduras). Auftretende Künstler waren unter anderem die Musiker Fetsum und Damien Rice sowie Schauspielerin Anne Tismer. Durch den Abend führte Katja Riemann.
Mit dem Menschenrechtspreis zeichnet die deutsche Amnesty-Sektion alle zwei Jahre Persönlichkeiten und Organisationen aus, die sich unter schwierigen Bedingungen für die Menschenrechte einsetzen. Ziel des Preises ist es, das Engagement dieser Menschen zu würdigen, sie zu unterstützen und ihre Arbeit in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Unterstützt wird der Preis von der Stiftung Menschenrechte – Förderstiftung Amnesty International. 2018 wird der Menschenrechtspreis zum neunten Mal verliehen. Bisherige Preisträger sind unter anderem: Henri Tiphagne (Indien), Alice Nkom (Kamerun), Abel Barrera (Mexiko) und Eren Keskin (Türkei).