Pressemitteilung Aktuell 18. November 2020

Katar muss endlich die Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern stoppen

Ein Fußball liegt auf der Flagge Katars. Auf dem Fußball sind Fotos abgedruckt, die Bauarbeiter und Hausangestellte bei ihrer Arbeit oder in ihren Unterkünften zeigen.

Ausbeutung in Katar: Im Gastgeberland der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 werden die Rechte von ausländischen Hausangestellten und ausländischen Arbeitskräften im Baugewerbe noch immer verletzt.

Die Regierung in Katar muss Arbeitsmigrantinnen und -migranten endlich wirksam vor Ausbeutung schützen und der Straflosigkeit von missbräuchlichen Arbeitgebern ein Ende setzen. Amnesty International ruft die FIFA und über 20 nationale Fußballverbände im Vorfeld der Fußball-WM 2022 dazu auf, ihren Einfluss geltend zu machen und eine aktivere Rolle gegenüber Katar einzunehmen.

Seitdem Katar den Zuschlag für die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 erhalten hat, wird die Menschenrechtsbilanz des Landes in Bezug auf die Rechte von Arbeitsmigrantinnen und -migranten genauer unter die Lupe genommen. Zwei Jahre vor dem Anpfiff hat Amnesty International einen neuen Bericht mit dem Titel "Reality Check 2020: Countdown to the 2022 World Cup" über den Fortschritt der Arbeitsrechtsreformen in Katar veröffentlicht.

Amnesty International begrüßt die jüngsten Reformen, fordert aber, dass weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um Löhne zu garantieren, den Zugang zur Justiz zu gewährleisten und Hausangestellte vor Ausbeutung zu schützen. Wenn die katarische Regierung ihr Versprechen wirklich halten will, Arbeitnehmerrechte zu schützen, dann muss das Emirat die beschlossenen arbeitsrechtlichen Reformen auch umsetzen und die Straflosigkeit von missbräuchlichen Arbeitgebern beenden.

Katar muss Arbeitgebern zeigen, dass ihre Handlungen Konsequenzen haben, indem die Einhaltung von Gesetzen kontrolliert und Arbeitgebern, die dagegen verstoßen, bestraft werden.

Steve
Cockburn
Leiter des Bereichs wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit bei Amnesty International

"Gute Reformen werden oft untergraben, indem sie unzureichend umgesetzt werden und die Behörden Arbeitgebern bei Verstößen gegen Arbeitsrechte nicht zur Rechenschaft ziehen wollen. Die vorhandenen Kontrollsysteme sind nicht geeignet, um Missbrauch festzustellen und es bleibt weiterhin schwierig für Arbeiterinnen und Arbeiter, sich zu beschweren, ohne dadurch ihr Einkommen und ihren rechtlichen Status aufs Spiel zu setzen. Katar muss Arbeitgebern zeigen, dass ihre Handlungen Konsequenzen haben, indem die Einhaltung von Gesetzen kontrolliert und Arbeitgebern, die dagegen verstoßen, bestraft werden", sagt Steve Cockburn, Leiter des Bereichs wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit bei Amnesty International.

Die FIFA trägt als Ausrichterin der WM die Verantwortung dafür, dass die Menschenrechte bei der Vorbereitung und Durchführung des Turniers eingehalten werden. Dazu gehört die Verpflichtung, ihre WM-Partner zur Rechenschaft zu ziehen und ihren Einfluss geltend zu machen, um Katar zu einer umfassenden Reform seines Arbeitssystems zu bewegen.

Vor diesem Hintergrund richtet sich Amnesty International in mehr als 20 Ländern an ihre nationalen Fußballverbände und fordert sie auf, eine aktive Rolle bei der Gewährleistung der Rechte von Arbeitsmigrantinnen und -Migranten zu spielen. Die Fußballverbände sollten die FIFA auffordern, ihren Einfluss geltend zu machen, um die Regierung von Katar dazu zu bewegen, ihre Reformen im Bereich Arbeitsrechte umzusetzen, bevor der erste Ball bei der Fußball-WM rollt.

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Hintergrund

Seit 2017 hat die Regierung von Katar mehrere Reformen eingeführt, die Migrantinnen und Migranten begünstigen sollen: die Arbeitszeiten von Hausangestellten, die im Haushalt ihrer Arbeitgeber leben, wurden reguliert. Arbeitsgerichte wurden eingerichtet, die den Zugang zur Justiz erleichtern sollen. Ein Fonds zur Kompensation von nicht ausbezahlten Löhnen wurde eingerichtet sowie ein Mindestlohn eingeführt.

Katar hat in den letzten Jahren Gesetze abgeschafft, die vorschrieben, dass Arbeitsmigrantinnen und -Migranten die Zustimmung ihrer Arbeitgeber einholen müssen, wenn sie ihre Stelle wechseln oder das Land verlassen wollen. Das Land hat außerdem zwei wichtige internationale Menschenrechtsabkommen ratifiziert – wenngleich den Arbeitnehmern auch weiterhin nicht gestattet wird, sich in Gewerkschaften zu organisieren. Wenn die Maßnahmen ordnungsgemäß und vollumfänglich umgesetzt würden, könnten sie dazu beitragen, die problematischsten Aspekte des Kafala-Sponsorensystems zu beenden und Migrantinnen und Migranten in die Lage zu versetzen, sich aus missbräuchlichen Arbeitsbedingungen zu befreien und Rechtsmittel dagegen einzulegen. Zurzeit sind jedoch Tausende Arbeiterinnen und Arbeiter weiterhin schwerwiegenden Verstößen gegen das Arbeitsrecht ausgesetzt.

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