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COP27: Amnesty fordert Freilassung von Klimaaktivist in Bangladesch
Der Ingenieur und Aktivist Shahnewaz Chowdhury aus Bangladesch
© Amnesty International
Tausende Aktive von Amnesty International weltweit setzen sich ab dieser Woche mit dem Amnesty-Briefmarathon für die Freilassung eines Klimaaktivisten in Bangladesch ein. Die Aktion, bei der voraussichtlich mehrere Millionen Briefe an Regierungsvertreter*innen geschickt werden, unterstützt insgesamt zehn Menschen, die zu Unrecht im Gefängnis sitzen oder deren Menschenrechte verletzt werden.
Der Ingenieur und Klimaaktivist Shahnewaz Chowdhury wurde im Mai 2021 verhaftet, nachdem er auf Facebook das umweltschädliche Kohlekraftwerk Banshkali kritisiert hatte. In seinem Beitrag verurteilte er, dass zwölf Menschen bei dem Protest gegen das Kraftwerk ums Leben gekommen waren, und rief junge Menschen auf, sich diesem Unrecht zu widersetzen. Daraufhin reichte das Unternehmen Klage wegen "Verbreitung falscher und beleidigender Informationen" ein. Auf der Grundlage des "Digital Security Act" drohen ihm in Bangladesch nun zehn Jahre Haft. Im Rahmen des Amnesty-Briefmarathons werden in den kommenden Wochen voraussichtlich hunderttausende Aktive und Unterstützer*innen Briefe an das Justizministerium von Bangladesch schreiben und es dazu auffordern, die Anklage gegen Shahnewaz Chowdhury fallenzulassen.
"Während sich die weltweite Klimadiplomatie in Ägypten trifft, sitzt in Bangladesch Shahnewaz Chowdhury allein deshalb in Haft, weil er von seiner Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht und gegen ein klimaschädliches Kraftwerk protestiert hat", sagt Bernhard Hertlein, Bangladesch-Experte bei Amnesty International in Deutschland. "Der Digital Security Act wird von den Behörden immer stärker dazu missbraucht, Kritiker*innen in den Sozialen Medien zum Schweigen zu bringen. Seit 2018 wurden mehr als 1.000 Menschen auf dieser zweifelhaften Grundlage inhaftiert. Wir fordern die sofortige Freilassung von Shahnewaz Chowdhury und das Fallenlassen der Anklage."
"Umwelt- und Menschenrechtsaktivist*innen sind keine Feind*innen von irgendjemandem", schreibt Shahnewaz Chowdhury selbst. "Sie sind Freund*innen der Natur und der Menschen. Dennoch sind sie dem Zorn einiger Leute ausgesetzt. Nur weil ich meine Meinung gesagt habe, werde ich wie ein Krimineller behandelt."
Das Küstengebiet, in dem Chowdhury lebt, gehört weltweit zu den am stärksten von der Klimakrise gefährdeten Gegenden. Durch Zyklone und Überschwemmungen mussten in Bangladesch laut dem "Internal Displacement Monitoring Centre" in den vergangenen zehn Jahren jährlich durchschnittlich mehr als eine Million Menschen ihr Zuhause verlassen. Chowdhury hat in den letzten 20 Jahren mehrfach heftige Zyklone und Überschwemmungen erlebt, die durch die Klimakrise an Intensität zunehmen. Die Schäden durch Zyklon Yaas im Mai 2021 waren der Anlass für seinen Protest auf Facebook.
Der Amnesty-Briefmarathon setzt sich neben Shahnewaz Chowdhury für neun weitere Menschen ein. Darunter befinden sich gewaltlose politische Gefangene in Russland, Iran, Kuba, Hongkong, Tunesien und Kamerun sowie Menschen in Simbabwe, Paraguay und Frankreich, deren Menschenrechte verletzt wurden. Weltweit schreiben rund um den Tag der Menschenrechte am 10. Dezember Aktive und Unterstützer*innen Briefe an die Verantwortlichen, im vergangenen Jahr mehr als fünf Millionen Appelle. In Deutschland beteiligen sich vom 15. November bis zum 22. Dezember viele Amnesty-Gruppen und Schulen am Briefmarathon, darunter auch die Bangladesch-Ländergruppe von Amnesty International in Deutschland.