Pressemitteilung Aktuell 14. März 2022

Deutschland: Amnesty-Menschenrechtspreis geht an Äthiopischen Menschenrechtsrat

Das Bild zeigt mehrere Personen mit gelben Westen, sie schauen in die Kamera und zeigen auf ein Symbol auf ihrer Weste

Dan Yirga Haile, der geschäftsführende Direktor des Äthiopischen Menschenrechtsrates EHCRO (2.v.r.), mit Team-Mitgliedern im EHCRO-Büro in Addis Abeba im Januar 2022

Der Äthiopische Menschenrechtsrat (Ethiopian Human Rights Council, EHRCO) bekommt den Menschenrechtspreis 2022 der deutschen Sektion von Amnesty International. Die Auszeichnung wird für den selbstlosen und mit persönlichen Gefahren verbundenen Einsatz für die Menschenrechte verliehen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Seit mehr als 30 Jahren ist der unabhängige Äthiopische Menschenrechtsrat (EHRCO) die Stimme der Menschenrechte in Äthiopien. Die Mitarbeiter_innen untersuchen Menschenrechtsverletzungen, ermöglichen Rechtsberatung für Betroffene und engagieren sich in der Menschenrechtsbildung. Ihr Einsatz ist oft mit Repressalien und persönlichen Gefahren verbunden. Der Ausbruch des bewaffneten Konflikts 2020 im Norden des Landes, vor allem in der Region Tigray, macht die Menschenrechtsarbeit des EHRCO unverzichtbar.

Amnesty-Video über den Äthiopischen Menschenrechtsrat (EHRCO):​

Video-Datei

"Der EHRCO ist die Stimme der Ungehörten in Äthiopien", sagt Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland. "Seit 30 Jahren kämpft der EHRCO für Betroffene von Menschenrechtsverletzungen: Dafür wurden seine Unterstützer_innen beleidigt, inhaftiert, gefoltert und sogar getötet. Dennoch hat sich der EHRCO zu keinem Zeitpunkt einschüchtern lassen. Diesen Mut und Einsatz würdigt Amnesty International mit dem elften Amnesty-Menschenrechtspreis."

"Der Erhalt des Preises und die Zusammenarbeit mit internationalen Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International sind für uns von großer Bedeutung. Menschenrechte sind universell und bedürfen der Zusammenarbeit und Solidarität, um Menschenrechte und Demokratie zu verbessern", sagt Dan Yirga Haile, geschäftsführender Direktor vom EHRCO.

Das Bild zeigt das Porträtfoto eines Mannes

Dan Yirga Haile ist ein äthiopischer Menschenrechtsverteidiger und der geschäftsführende Direktor des Äthiopischen Menschenrechtsrat (EHRCO). 

"Wir wissen jetzt: Wenn uns etwas zustößt, werden andere ihre Stimme erheben und sich solidarisch für uns einsetzen. In Äthiopien unterdrücken Regierung und Politiker_innen viele Stimmen des Volkes auf verschiedene Weise. Diese Stimmen erhalten nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Der Menschenrechtspreis von Amnesty International trägt dazu bei, diesen Stimmen Gehör zu verschaffen, indem er den unermüdlichen Einsatz vom EHRCO für die Menschenrechte seit nunmehr dreißig Jahren würdigt", sagt Dan Yirga Haile.

Tweet von Franziska Ulm-Düsterhöft, Amnesty-Referentin:

Twitter freischalten

Wir respektieren deine Privatsphäre und stellen deshalb ohne dein Einverständnis keine Verbindung zu Twitter her. Hier kannst du deine Einstellungen verwalten, um eine Verbindung zu den Social-Media-Kanälen herzustellen.
Datenschutzeinstellungen verwalten

Seit Beginn des bewaffneten Konflikts im November 2020 im Norden Äthiopiens beobachtet Amnesty International, dass alle Konfliktparteien für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind, einschließlich außergerichtlichen Hinrichtungen und sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Diese stellen nach Bewertung von Amnesty International Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht, Kriegsverbrechen und in einigen Fällen möglicherweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar. Millionen Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben, mehreren Millionen Menschen in Tigray und angrenzenden Regionen wird die humanitäre Hilfe verweigert. Auseinandersetzungen zwischen den bewaffneten Gruppen forderten nach Amnesty-Informationen mindestens 1.500 Menschenleben. Die Polizei nimmt seit Anfang 2021 willkürlich Menschen fest, die aus Tigray kommen, zu Menschenrechtsverletzungen arbeiten oder über den Konflikt berichten.

Zum vierten Jahrestag der Präsidentschaft von Abiy Ahmed Ali am 2. April 2022 fordert Amnesty International die Regierung Äthiopiens auf,

  • unabhängigen Menschenrechtsorganisationen wie dem EHRCO Zugang zur Konfliktregion Tigray zu ermöglichen,
  • Journalist_innen und Menschenrechtsaktivist_innen zu schützen sowie ihre Meinungs- und Pressefreiheit zu garantieren,
  • willkürliche Verhaftungen von Journalist_innen und Menschenrechtsaktivist_innen zu beenden und
  • alle Personen freizulassen, die aus politischen oder ethnischen Gründen inhaftiert sind.

An Deutschland gerichtet sagt Beeko: "Die Bundesregierung muss ihr Bekenntnis zu einer neuen, menschenrechtsgeleiteten Außenpolitik kohärent und konkret umzusetzen. Tragendes Element der Zusammenarbeit mit Äthiopien muss die Unterstützung der Zivilgesellschaft durch die Bundesregierung sein. In diesem wichtigen afrikanischen Kooperationsland wurde der zivilgesellschaftliche Raum erneut massiv eingeschränkt – die Bundesregierung kann und muss hier die Zivilgesellschaft unterstützen und Menschenrechtsverteidigende schützen helfen."

Das Bild zeigt eine große Gruppen von Menschen, die gelbe Westen tragen und auf ein Symbol auf ihrer Weste zeigen

Wurden für ihr mutiges Engagement mit dem Amnesty-Menschenrechtspreis 2022 der deutschen Amnesty-Sektion ausgezeichnet: Mitarbeitende des Äthiopischen Menschenrechtsrats EHRCO in ihrem Büro in Addis Abeba (Archivaufnahme vom Januar 2022).

Hintergrund Menschenrechtspreis

Mit dem Menschenrechtspreis zeichnet die deutsche Amnesty-Sektion alle zwei Jahre Persönlichkeiten und Organisationen aus, die sich unter schwierigen Bedingungen für Menschenrechte einsetzen. Ziel des Preises ist es, das Engagement dieser Menschen zu würdigen, sie zu unterstützen und zu schützen sowie ihre Arbeit in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, und wird traditionell von der "Stiftung Menschenrechte – Förderstiftung Amnesty International" gestellt. 2022 wird der Amnesty-Menschenrechtspreis zum elften Mal verliehen. Bisherige Preisträger waren unter anderem: Seenotrettungscrew Iuventa10 (2020); Nadeem-Zentrum für die Rehabilitierung von Opfern von Gewalt und Folter, Kairo (2018); Alice Nkom, Kamerun (2014); Swetlana Gannuschkina, Russland (2003).

Weitere Informationen zum Menschenrechtspreis gibt es hier

Weitere Artikel