Aktuell Marokko 07. August 2015

Freiheit für Wafae Charaf und Oussama Housne!

Folter in Marokko
Freiheit für Wafae Charaf und Oussama Housne!

Wafae Charaf und Oussama Housne wurden verhaftet, da sie über Haft und Folter ausgesagt haben

Sie berichteten, nach friedlichen Protesten willkürlich verhaftet und gefoltert worden zu sein – und wurden dafür zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. In Marokko befinden sich derzeit zwei Mitglieder der Menschenrechtsvereinigung Association Marocaine des Droits Humains (AMDH) in Haft, nachdem sie im Sommer 2014 wegen des Vorwurfs der Verleumdung und falschen Anschuldigung verurteilt wurden. Die Urteile senden eine unmissverständliche Botschaft: Wer in Marokko als Folteropfer gegen die Verantwortlichen Klage einreicht, läuft Gefahr, selbst hinter Gittern zu landen.

Die 27-jährige Aktivistin Wafae Charaf berichtet, bei einer Gewerkschaftskundgebung am 27. April 2014 in Tanger von zwei Personen in Zivilkleidung entführt worden zu sein. Die Täter hätten sie gezwungen, in ein nicht gekennzeichnetes Fahrzeug einzusteigen, ihr die Augen verbunden, sie geschlagen und mit weiterer Gewaltanwendung gedroht, falls sie ihre politischen Aktivitäten nicht einstellen würde. Drei Tage später reichte sie zusammen mit einem medizinischen Nachweis ihrer Verletzungen Klage wegen Entführung und Folter ein. In den darauf folgenden Wochen befragten die ermittelnden Behörden sie mehrfach zu ihren politischen Aktivitäten, obwohl dies in keinem Zusammenhang mit ihrer Klage stand. Zudem sollen die Ermittler sie aufgefordert haben, ihre Klage zurückzuziehen.

Am 8. Juli 2014 wurde Wafae Charaf wegen falscher Anschuldigungen und Verleumdung in Untersuchungshaft genommen. Am 12. August 2014 befand das erstinstanzliche Gericht in Tanger sie in allen Anklagepunkten für schuldig und verurteilte sie zu einer einjährigen Gefängnisstrafe sowie zu einer Entschädigungszahlung von 50.000 Dirham (etwa 12.000 Euro) an die Polizei. In einem Berufungsverfahren wurde ihre Haftstrafe auf zwei Jahre verlängert.

Festnahme wegen eines Youtube-Videos

Der 23-jährige Aktivist Oussama Housne berichtete in einem Video auf der Online-Plattform Youtube, am 2. Mai 2014 von drei Männern in Zivilkleidung entführt worden zu sein. Die Täter hätten ihn an einen entlegenen Ort geschafft, geschlagen, ihm Verbrennungen zugefügt und ihn sexuell misshandelt. Er wurde daraufhin festgenommen und wegen falscher Anschuldigung und Verleumdung von Polizeiangehörigen angeklagt. Am 23. Juli verurteilte ihn ein erstinstanzliches Gericht in Casablanca zu drei Jahren Gefängnis.

Amnesty International betrachtet die beiden als gewaltlose politische Gefangene. Die mehrjährigen Haftstrafen senden eine bedrohliche Nachricht an politische Aktivist_innen und Folteropfer in Marokko: Wer Menschenrechtsverletzungen in dem nordafrikanischen Königreich anprangert, läuft Gefahr, selbst hinter Gittern zu landen. Wafae Charaf und Oussama Housne müssen unverzüglich und bedingungslos freigelassen werden. Zudem müssen die marokkanischen Behörden Folteropfer und Zeugen vor Einschüchterung, Vergeltung und Gegenklagen schützen und sicherstellen, dass alle Berichte über Folter und Misshandlung unverzüglich, wirksam, unparteiisch und unabhängig untersucht werden.

Lesen Sie hier den Länderbericht zu Folter in Marokko

Hier erfahren Sie mehr über unsere aktuelle Kampagne "Stop Folter"

Weitere Artikel