Aktuell Indonesien 16. Juni 2014

Indonesien: Vier Jahre Gefängnis wegen Ausübung der Religion

Tajul Muluk wurde wegen der friedlichen Ausübung seiner Rechte auf Meinungs- und Religionsfreiheit inhaftiert

Tajul Muluk wurde wegen der friedlichen Ausübung seiner Rechte auf Meinungs- und Religionsfreiheit inhaftiert

17. Juni 2014 - Tajul Muluk, ein schiitischer Führer aus Ostjava in Indonesien, verbüßt zurzeit eine vierjährige Haftstrafe wegen Blasphemie. Er wurde alleine wegen der friedlichen Ausübung seiner Rechte auf Meinungs- und Religionsfreiheit inhaftiert und muss sofort freigelassen werden.

Tajul Muluk hatte im Jahr 2004 im Dorf Nangkrenang im Bezirk Sampang ein religiöses Internat eingerichtet und war Direktor der Schule. Im Jahr 2006 begannen sunnitische Moslemführer des Dorfes sowie Religionsbehörden, seine schiitischen Lehren als abtrünnig anzugreifen. Seitdem wurden er und andere Mitglieder der schiitischen Gemeinde immer wieder eingeschüchtert und bedroht.

Am 12. Juli 2012 wurde Tajul Muluk durch das Bezirksgericht von Sampang wegen Blasphemie zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Die Strafe wurde am 10. September 2012 nach einem Berufungsverfahren durch das Hohe Gericht in Surabaya auf vier Jahre heraufgesetzt. Die Begründung dafür war, dass man eine "abschreckende Wirkung" erreichen wolle, weil Tajul Muluk "Disharmonie unter den Muslimen" verursacht habe.

Menschenrechtsgruppen und Rechtsexperten zeigten sich äußerst besorgt hinsichtlich seiner Verhaftung und seines Gerichtsverfahrens. Die Polizei habe beispielsweise Aussagen von Zeugen verwendet, die kein indonesisch verstehen, ohne einen Übersetzer hinzugezogen zu haben. Weiterhin haben den Berichten zufolge verschiedene Fachleute, die als Zeugen aussagen sollten, aus Angst vor anti-schiitischen Gruppen nicht ausgesagt.

Im August 2012 wurde die schiitische Gemeinschaft des Bezirkes Sampang in Ostjava, zu der auch die Familie von Tajul Muluk gehört, erneut durch eine anti-schiitische Menschenmenge angegriffen und vertrieben. Lokale Behörden hinderten sie daran, in ihr Dorf zurückzukehren. Mindestens 168 Menschen – unter ihnen auch 51 Kinder und Säuglinge – waren gezwungen, in einer behelfsmäßigen Unterkunft in Sampang unterzukommen, aus der sie jedoch nach einigen Monaten erneut vertrieben wurden. Seitdem leben sie in einer Flüchtlingsunterkunft in Sidoarjo (Ostjava) und mit der fortwährenden Gefahr einer erneuten Umsiedelung. Die Gemeinde wurde immer wieder von Angehörigen lokaler Regierungsbehörden eingeschüchtert und unter Druck gesetzt.

Im Juli und August 2013 besuchte Präsident Susilo Bambang Yudhoyono Mitglieder der schiitischen Gemeinde und versprach, dass sie in ihr Dorf zurückkehren dürfen und dass die zerstörten Gebäude wieder hergerichtet würden. Obwohl nach dem Treffen im Juli ein Versöhnungsteam gebildet wurde, wartet die Gemeinde bis heute auf konkrete Ergebnisse.

Der Fall ist beispielhaft für eine wachsende Zahl an Verletzungen der Meinungs- und Religionsfreiheit in Indonesien. In den vergangen Jahren waren religiöse Minderheiten verstärkt Einschüchterungen, Belästigungen und Angriffen ausgesetzt, die in der Regel unbestraft bleiben.

[EYECATCHER
Twitter-Aktion: Fordern Sie die Freilassung von Tajul Muluk!]

Unterstützen Sie Tajul Muluk und die anderen Mitglieder seiner Gemeinschaft und fordern Sie den Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono auf, Tajul Muluk unverzüglich freizulassen und das Recht auf Religionsfreiheit zu wahren. Bitte verwenden Sie nur einen der folgenden Texte für Ihre Tweets:

.@SBYudhoyono Don’t be remembered for broken promises – allow the Sampang community to return to their homes

Imprisoned for his religion @SBYudhoyono release Tajul Muluk NOW!

.@SBYudhoyono Defend freedom of religion in Indonesia – release Tajul Muluk

.@SBYudhoyono Stop criminalizing belief – release Tajul Muluk

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