Amnesty 13. Mai 2024

Einsatz für El Salvador

Das Bild zeigt eine Frau, die das Foto eines Mannes in der Hand halt. Hinter ihr stehen viele Menschen mit Protestplakaten

Ein Frau zeigt bei einer Demonstration gegen die Verhängung des Notstands ein Foto eines inhaftierten Angehörigen in San Salvador, der Hauptstadt von El Salvador (16. August 2023).

Rund 70 Länder- und Themenkoordinationsgruppen (kurz: Kogruppen) unterstützen Amnesty-Mitglieder bei Aktionen, Veranstaltungen und der Einzelfallarbeit. Bei der Kogruppe El Salvador gibt es gerade jede Menge zu tun.

Abtreibungsverbot, Ausnahmezustand und Präsidentschaftswahl: Für Menschenrechtsaktivist*innen gibt es derzeit viele Gründe, den Blick auf El Salvador zu richten. In den deutschen Medien und öffentlichen Debatten bekommt das kleine mittelamerikanische Land eher wenig Aufmerksamkeit. Doch die Amnesty-Kogruppe El Salvador tut ihr Bestes, um Journalist*innen, Politiker*innen und der Öffentlichkeit die Menschenrechtslage in El Salvador näher zu bringen.

"Ich finde es extrem wichtig, dass dieses Land in Deutschland mehr Aufmerksamkeit bekommt", sagt Christa Rahner-Göhring, die sich bereits vor 45 Jahren der Kogruppe anschloss. Die sechs Amnesty-Mitglieder, die sich der Arbeit zu El Salvador verschrieben haben, sind zwischen 30 und 90 Jahre alt und treffen sich ein- bis zweimal im Monat online, um ihre Aktionen zu planen. 

Dazu gehörte im vergangenen Jahr eine Rundreise mit Teodora del Carmen Vásquez, für deren Freilassung sich Amnesty von 2010 bis 2018 eingesetzt hatte. Sie hatte 2007 eine Fehlgeburt erlitten und war danach wegen "Mordes" zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. In El Salvador gilt ein absolutes Abtreibungsverbot. Frauen, die Fehl- oder Totgeburten erleiden, werden dort regelmäßig der Abtreibung beschuldigt und zu langen Haftstrafen verurteilt. Im Februar 2018 kam Teodora del Carmen Vásquez auf Anordnung des Obersten Gerichtshofs frei – nach mehr als zehn Jahren Haft. Seitdem unterstützt sie mit ihrer Organisation Mujeres Libres Frauen, die wie sie unschuldig inhaftiert waren und nach der Freilassung ein neues Leben aufbauen müssen. Gemeinsam mit der Amnesty-Kogruppe reiste sie rund um den Weltfrauentag im März 2023 durch Deutschland. In Frankfurt, Stuttgart, Gießen, München und Hannover wurde der Film "Fly so far – Eine Fehlgeburt ist kein Verbrechen" gezeigt, anschließend konnte das Publikum mit der Aktivistin aus El Salvador ins Gespräch kommen.

Amnesty-Posting auf X (ehemals Twitter):

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Die Kogruppe El Salvador widmet sich zur Zeit vor allem den gravierenden Menschenrechtsverletzungen unter der Regierung Bukele, der im Februar 2024 als Präsident bestätigt wurde, obwohl die Verfassung eine direkte Wiederwahl verbietet. Unter seiner Herrschaft war im März 2022 der Ausnahmezustand verhängt worden, der immer noch andauert und wesentliche Grundrechte außer Kraft setzt. Offizieller Grund ist die Bekämpfung krimineller Banden, doch die Konsequenzen sind verheerend: Tausende Menschen wurden willkürlich festgenommen und unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert, viele wurden gefoltert, "verschwanden" oder wurden getötet. In El Salvador sitzen derzeit zwei Prozent der Bevölkerung im Gefängnis – das ist der höchste Wert weltweit. "Die gesamte Gesellschaft wird gerade traumatisiert", sagt Rahner-Göhring von der Kogruppe.

Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, organisierte die Gruppe 2023 eine weitere Rundreise mit der salvadorianischen Rechtsanwältin Zaira Navas. Sie besuchte gemeinsam mit der Gruppe das Auswärtige Amt und den Bundestag, sprach mit Journalist*innen und bei öffentlichen Veranstaltungen über die drastische Einschränkung der Menschenrechte in ihrem Land. 

Obwohl noch viel getan werden muss, blickt Rahner-Göhring zufrieden auf das vergangene Jahr zurück. "Ich bin sehr dankbar, so starke und interessante Persönlichkeiten kennengelernt zu haben", so die 67-Jährige. Das sei eine unglaubliche Motivation weiterzumachen.

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