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Gegen den Goldrausch
Unter dem rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro wurde in Brasilien der Druck auf die indigene Aktivistin Alessandra Korap so groß, dass sie untertauchen musste. Unter seinem Nachfolger ist es besser, doch viele Probleme bleiben.
Von Niklas Franzen
Für Alessandra Korap ist die Sache klar: Die Industriestaaten haben Mitschuld an der Zerstörung ihrer Heimat. Korap ist eine der bekanntesten Indigenen des Amazonas-Regenwalds. "Ihr importiert Gold, Holz und Soja aus Brasilien – daran klebt indigenes Blut."
Korap, Jahrgang 1985, gehört zur Bevölkerungsgruppe der Munduruku. Sie lebt im Norden Brasiliens, genauer gesagt in Itaituba. Auf der Promenade der Kleinstadt steht ein Goldgräberdenkmal. Denn in der Region gibt es Hunderte illegale Goldminen. Seit Jahren zieht es Glücksuchende aus dem ganzen Land in den Bundesstaat Pará, zu dem Itaituba gehört.
Früher sei hier nur Wald gewesen, sagt Korap. Doch mit dem Goldrausch wuchs die Stadt. Heute grenzt sie direkt an ihr Dorf. Als die Bagger näher rückten, ergriff die kleine Frau immer öfter das Wort und wurde schließlich zur Vollzeitaktivistin.
Die Goldgräber*innen machen ihrer Gemeinde schwer zu schaffen: Sie fallen in indigene Territorien ein, verschmutzen Flüsse und holzen Bäume ab. Korap kämpft aber auch gegen eine Bahntrasse, die quer durch das Gebiet der Munduruku verlaufen soll, um Soja aus dem Süden direkt zu den Häfen am Tapajós-Fluss zu transportieren. Von dort wird es dann weiter nach Europa und China verschifft. An dem Projekt sind auch zahlreiche ausländische Firmen beteiligt. "Der Kolonialismus hat nie geendet", sagt Korap.
Weil sie sich engagiert, wird sie bedroht. Jahrelang war ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt, sie erhielt viele Morddrohungen. Nachdem sie eine Brandrede gegen eine Bergbaufirma gehalten hatte, die sich in den Online-Netzwerken rasant verbreitete, brach jemand bei ihr ein und verwüstete ihr Haus. Kopfgeld, Morddrohungen, Einbruch, das alles geht auf das Konto von Unbekannten, sämtliche Ermittlungen verliefen ergebnislos.
Während der Amtszeit von Präsident Jair Bolsonaro war es für sie teilweise so gefährlich, dass sie untertauchen musste. Der Rechtsradikale im Präsidentenamt baute systematisch Umweltschutzmaßnahmen ab und trieb die kommerzielle Ausbeutung des Regenwalds voran.
Bolsonaro wurde Ende 2022 abgewählt, mittlerweile regiert Luiz Inácio "Lula" da Silva. Der Sozialdemokrat hat sich den Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben, und seine Regierung versucht, die Umweltschutzbehörden wieder aufzubauen. Tatsächlich ging zumindest die Abholzung mittlerweile stark zurück. "Es ist sehr schwer", sagt Korap. "Die, die uns und die Umwelt hassen, sind weiterhin sehr stark." Damit meint sie: Großgrundbesitzer*innen, einflussreiche Politiker*innen, lokale Eliten.
Obwohl die Regierung nicht untätig sei, gebe es in der Region immer noch viele Goldgräber*innen. Und auch für zahlreiche Unternehmen sei der Regenwald lukrativ. Viele Firmen beteiligen sich an Projekten zur CO2-Kompensation: Mit Investitionen in entsprechende Vorhaben in Afrika, Asien und eben auch in Südamerika können sie ihren Emissionsausstoß ausgleichen. "Sie wollen lediglich ihr Image aufpolieren. Sie kümmern sich nicht um die Umwelt, sondern nur um ihre Gewinne", sagt Korap. Sie weiß, dass sie noch einen langen Weg zu gehen hat. "Ich bin aber nie einem Kampf aus dem Weg gegangen."