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Haltung zeigen: Engagement gegen Rechtsextremismus im deutschen Fußball
Fans im Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg, Potsdam, April 2018
© Amnesty International, Foto: Natalia Bronny
Gemeinschaft, Solidarität, Loyalität – Nationalismus, Männerkult, Frontenbildung: Die Gruppendynamik des Fußballs kann in verschiedene Richtungen ausschlagen, ist Versprechen und Bedrohung zugleich.
Ein multimediales Projekt von Natalia Bronny und Hannah El-Hitami
Der deutsche Fußballsport kann Chance sein, mit Jugendlichen zu arbeiten oder Geflüchteten eine Perspektive zu geben. Genauso aber zieht er gewaltbereite Fangruppen an, die nach dem Spiel Jagd auf Ausländer und Fans des anderen Vereins machen.
Sich im Fußball gegen Rechtsextremismus und alle Arten von Diskriminierung zu engagieren, kann sehr unterschiedlich aussehen – angefangen beim Flyer, der im Stadion durch den Fanblock gereicht wird, über Choreographien mit politischen Bannern bis hin zu Gedenkfahrten in ehemalige Konzentrationslager oder öffentlichen Kampagnen. Mit dem SV Babelsberg 03 ist aktuell ein Verein groß in den Medien, der klare Kante zeigt: "Nazis raus aus den Stadien" fordert eine Kampagne des Potsdamer Vereins, die bundesweit auch von Erstligisten unterstützt wird.
Bei einer Fanszene, die wie die Babelsberger durchweg links angesiedelt ist und keine rechten Gruppen kennt, ist eine derart deutliche Positionierung problemlos möglich – zumindest, wenn es um die eigene Fangemeinschaft geht. Konflikte kommen hier mit rechten Gruppen anderer Vereine auf. Ist die Fangemeinschaft eines Fußballvereines hingegen politisch heterogener und sowohl in linken als auch eher rechten Gruppen organisiert, verläuft die Konfliktlinie durch die Blöcke im eigenen Stadion – hier fordern andere Probleme andere Herangehensweisen. So ergeht es zum Beispiel dem MSV Duisburg, der in unserer Video-Reportage zusammen mit dem SV Babelsberg 03 zu Wort kommt. Der Fall zeigt auch: Der Fußball hat im Osten wie im Westen der Republik mit Rechtsextremismus zu kämpfen.
Youtube-Video: Reportage über antirassistisches Fan-Engagement
© Amnesty International, Video: Natalia Bronny
Rechtsextremer Backlash im deutschen Fußball
Momentan beobachten Experten wie Robert Claus einen rechtsextremen Backlash im deutschen Fußball. Vereine und Fangruppen erleben, dass sich entsprechende Fangruppen wieder vermehrt in den Stadienrängen einfinden. Dann kommt es zu solchen Szenen wie im Cottbuser Fanblock, der regelmäßig durch Hitlergrüße und Neonazi-Choreographien auffällt. Wie es den moderaten Fans des FC Energie Cottbus damit geht, erzählt die Reportage "Genervt von den Vorwürfen".
Video: Interview mit Rechtsextremismus-Forscher Robert Claus
© Amnesty International, Video: Natalia Bronny
Kann man mit Nazis reden?
Engagierte Fanstrukturen haben in Deutschland eine ganz besondere Geschichte: Wurden in den 1980er Jahren in vielen Ländern Europas Verbote gegen Hooligans und Nazis erlassen, um sie aus den Stadien zu halten, setzte Deutschland auf Fanprojekte. Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte, erklärt uns im Interview, wie man Gewalt und Extremismus mit sozialer Arbeit nachhaltig entgegenwirkt. Das bedeutet auch, rechtsorientierte Jugendliche nicht auszuschließen. Kettcar-Sänger Marcus Wiebusch hingegen ruft im Interview dazu auf, Haltung zu zeigen und sofort zu intervenieren, wenn es zu rassistischen Äußerungen im Stadion kommt. Und der ehemalige Babelsberg-Trainer Cem Efe berichtete Amnesty schon im vergangenen Jahr, wie er als Spieler und Trainer mit rassistischen Äußerungen umgehen musste - und wie ihn das noch stärker gemacht hat.
Youtube-Video: Statement des ehemaligen Babelsberg-Trainers Cem Efe zu Rassismus im Fußball
© Amnesty International, Video: Lou Huber-Eustachi