Aktuell Ukraine 22. Oktober 2025

Ukraine: Russische Angriffe auf Energieversorgung in Tschernihiw sind völkerrechtswidrig

Ein Feuerwehrmann mit Feuerwehrschlamm vor den Überresten eines brennenden zerstörten Gebäudes.

Löscharbeiten nach einem russischen Drohnenangriff in Nischyn in der ukrainischen Region Tschernihiw (16. Oktober 2025)

Russland hat die Ukraine in den vergangenen Tagen wieder mehrmals mit hunderten Drohnen und dutzenden Raketen attackiert. In der Stadt Tschernihiw und in anderen Teilen der Region ist nach den russischen Angriffen der Strom ausgefallen. Diese erneuten Angriffe auf die zivile Infrastruktur sind ein klarer Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht.  

Kein Strom – bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt: Durch russische Angriffe wurde am Dienstag die Stromversorgung der ukrainischen Stadt Tschernihiw zerstört. In der Stadt leben fast 280.000 Menschen, die nun ohne Strom sind. Auch Teile des Umlands sind vom Stromausfall betroffen. 

"Heute Morgen erwachte Tschernihiw – eine Stadt, die nur zwei Stunden von Kyjiw entfernt ist– nach einer Reihe russischer Angriffe zu einem vollständigen Stromausfall", sagte Veronika Velch, Direktorin von Amnesty International Ukraine. 

"Da die Temperaturen über Nacht fast den Gefrierpunkt erreicht haben, werden die russischen Angriffe das Leben für die Zivilbevölkerung unerträglich machen, wie wir schon so oft gesehen haben." 

Die Stadt war nach den Angriffen auf Notstromversorgung angewiesen und musste die Wasserversorgung in der ganzen Stadt einstellen. Berichten zufolge konnte der Stromausfall zunächst nicht behoben werden, weil weiterhin russische Drohnen über der Einrichtung kreisten.   

Russlands systematischer Angriff auf die ukrainische Energieversorgung 

Der Stromausfall folgte auf frühere Angriffe auf Energieanlagen, durch die bereits Zehntausende Menschen ohne Strom gewesen waren. Amnesty International hat wiederholt dokumentiert, dass die weitreichenden Angriffe Russlands auf die Energieinfrastruktur der Ukraine Kriegsverbrechen darstellen und lebensbedrohliche humanitäre Bedingungen schaffen können. 

Das Bild zeigt wie ein Gebäude brennt, Feuerwehrkräfte versuchen den Brand zu löschen

Löscharbeiten an einer Anlage für Energieversorgung in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw, die nach russischem Beschuss in Brand geraten war (18. Oktober 2022). Berichten zufolge wurden dabei mehrere Menschen getötet. 

Russlands unerbittliche Angriffe, die das für das Überleben der Zivilbevölkerung unverzichtbare Energiesystem der Ukraine zerstören, sind völkerrechtswidrig. Die absichtliche Vorenthaltung von Strom, Heizung und Wasser für die Zivilbevölkerung ist ein klarer Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht.  

Diese Angriffe treffen die Bevölkerung besonders hart, insbesondere schutzbedürftige Gruppen. Dazu gehören unter anderem: 

  • Kinder
  • ältere Menschen
  • Krankenhauspatient*innen 

Sie alle sind auf eine unterbrechungsfreie Strom- und Wasserversorgung angewiesen.  

"Ganze Gemeinden müssen ohne grundlegende Versorgungsleistungen auskommen müssen", so Velch. "Kinder können ihre Ausbildung nicht fortsetzen und da die Angriffe andauern, sind immer mehr Familien gezwungen, ihre Häuser zu verlassen."  

Was Amnesty fordert: 

  • Russland muss die Angriffe auf essenzielle Infrastruktur unverzüglich beenden
  • Die internationale Gemeinschaft muss dringend Maßnahmen ergreifen, um die humanitären Bedürfnisse der Einwohner*innen von Tschernihiw zu unterstützen. 
  • Zudem muss sie sicherstellen, dass die Verantwortlichen für diese Verbrechen nach internationalem Recht zur Verantwortung gezogen werden.

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