Aktuell Vereinigte Staaten von Amerika 30. November 2011

Der Fall Christi Cheramie

Im Alter von 16 Jahren zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt: Christi Cheramie

Im Alter von 16 Jahren zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt: Christi Cheramie

Die Kindheit von Christi Cheramie war schwierig und von sexueller Gewalt geprägt. Als sie acht Jahre alt war, ließen sich ihre Eltern scheiden. Vom neuen Freund ihrer Mutter wurde sie vermutlich über drei Jahre hinweg sexuell missbraucht. In der siebten Klasse verließ sie die Schule und zog in das Haus ihrer Großeltern, um für ihren kranken Großvater zu sorgen. Sie kehrte nie wieder in die Schule zurück.

Mit 13 Jahren, nachdem sie ihrer Mutter erzählt hatte, dass sie sexuell missbraucht worden war, wollte sich Christi Cheramie mindestens zwei Mal das Leben nehmen. Daraufhin kam sie in eine psychiatrische Klinik, wo bestätigt wurde, dass sie eine Lernschwäche und signifikante emotionale und Persönlichkeitsprobleme habe, über ein geringes Selbstbewusstsein verfüge und aufgrund des sexuellen Missbrauchs schwer traumatisiert war. Obwohl Christis Mutter ihren Freund wegen sexuellem Missbrauch anzeigte, kam er nie vor Gericht, da Christi später festgenommen und verurteilt wurde.

Mit ihren 16 Jahren war sie depressiv, abhängig und unsicher

Mit 15 Jahren verlobte sie sich mit Gene Mayeux. Die Teenager bestahlen zwei Mal seine Tante, wobei es Christis Aufgabe war sie abzulenken, während Gene das Geld entwendete. Als Christi und ihr Verlobter am 12. Februar 1994 erneut auf dem Weg nach Marksville waren, erzählte ihr Gene, dass er seine Tante umbringen würde, sollte sie auf der Hut sein. Gegen neun Uhr abends trafen die Beiden bei Mildred Turnage ein. Während sie am Herd stand, stach Gene Mayeux sie von hinten nieder. Danach nahm er ihr Portemonnaie und die beiden Teenager verließen das Haus. Gegen 2:30 Uhr morgens kamen sie bei Christis Tante in Marrero an. Auf dem Weg dorthin entsorgten sie das Messer, Portemonnaie und die blutigen Klamotten in einem Fluss.

Wenige Tage später wurde Gene Mayeux verhört und Christi Cheramie als Zeugin befragt, ohne dass ihr ein Erwachsener oder ein Anwalt zur Seite gestellt wurde. Beide Male gab sie Gene Mayeux ein Alibi. Ein Psychiater bescheinigte, dass sie nicht in der Lage gewesen war, sich ihrem Freund entgegenzustellen. Mit ihren 16 Jahren war sie depressiv, abhängig und unsicher.

Sie wurde verhaftet und des Mordes angeklagt

Nach dem zweiten Verhör erzählte Christi Cheramie ihren Eltern von dem Mord. Ihre Mutter war so schockiert, dass sie ins Krankenhaus musste. Gegen fünf Uhr morgens, ohne Begleitung eines Anwalts oder eines Erwachsenen, erzählte Christi Cheramie schließlich dem anwesenden Polizisten von den Ereignissen und brachte ihn zu dem versteckten Geld. Bei ihrer Rückkehr aufs Revier sah Gene Mayeux das gestohlene Geld in den Händen des Polizisten und beschuldigte daraufhin umgehend Christi Cheramie, für den Mord verantwortlich zu sein. In seinen Verhören hatte er seine Aussage bereits zwei Mal geändert, schließlich aber beschuldigte er Christi Cheramie.

Gegen acht Uhr morgens kam ihr Stiefvater zurück und Christi Cheramie wurde über ihre Rechte aufgeklärt und ihr Geständnis wurde ohne weitere Konsultation mit ihrem Stiefvater oder einem Anwalt formell aufgenommen. Sie wurde verhaftet und des Mordes angeklagt. Die Staatsanwaltschaft plädierte auf die Todesstrafe für das 16-jährige Mädchen. Die Todesstrafe für Jugendliche unter 18 Jahren wurde in den USA erst 2005 abgeschafft. Später sagte Christi Cheramies Stiefvater aus, dass ihm die Konsequenzen ihres Geständnisses nicht bewusst gewesen waren.

Angst vor der Todesstrafe

Drei Tage nach ihrer Festnahme wurde Christi Cheramie vor ein Erwachsenengericht gestellt. Es gab keine Anhörung darüber, ob der Fall nicht besser vor einem Jugendgericht verhandelt werden sollte unter Berücksichtung ihres Alters, ihrer psychischen Probleme und ihrer Bereitschaft zur Rehabilitation.

Christie Cheramie war bei der Auswahl der Jury anwesend. In den USA können Geschworene in einem Todesstrafenverfahren, die die Todesstrafe ablehnen, vom Verfahren ausgeschlossen werden. Somit wohnte Christie zweieinhalb Tagen der Auswahl von Geschworenen bei, die bereit waren, die Todesstrafe zu verhängen. Als am dritten Tag ein potentieller Geschworener sagte, dass die Angeklagte die Todesstrafe verdiene, obwohl sie beim Verbrechen nur dabei gewesen war, bat Christi Cheramie um eine Pause. Ihr Anwalt versuchte nun auf Todschlag zu plädieren, mit einer Höchststrafe von vierzig Jahren, jedoch ohne Erfolg.

"Ich hatte Angst."

Daraufhin plädierte Christi Cheramie aus Angst vor der Todesstrafe auf schuldig wegen Mordes mit bedingtem Vorsatz. Dadurch gab sie ihr sowohl ihr Recht auf ein Gerichtsverfahren vor Geschworenen auf wie auch ihr Recht, das Urteil direkt anzufechten. Der Richter verurteilte sie zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit auf Bewährung.

2001 wollte Christi Cheramie ihr Schuldbekenntnis zurückziehen mit der Begründung, sie sei nicht vollständig über den Verlust ihrer Rechte aufgeklärt worden. "Ich hatte Angst. Ich wusste das nicht und ich hatte nicht verstanden was passierte", sagte Christi Cheramie in einer Anhörung. "Alles was ich weiß ist, dass ich kurz davor stand für etwas zum Tode verurteilt zu werden, was ich nicht getan hatte".

Sie fühlte sich von ihren Anwälten unter Druck gesetzt, sich schuldig zu bekennen, ansonsten würde die Staatsanwaltschaft sie zum Tode verurteilen, und auch ihre Familie würde als mitschuldig verurteilt werden. Ihr Hauptanwalt zu dieser Zeit sagte als Zeuge bei jener Anhörung aus: "Christi wusste was passierte so gut ein 16-jähriges Mädchen das wissen konnte, da wir es ihr immer und immer wieder erklärten. Das heißt nicht, dass sie damals das gleiche Verständnis hatte wie heute, sie war 16 und sie hatte Angst."

"Lasst los!"

Inzwischen ist Christi Cheramie 33 Jahre alt und immer noch im Gefängnis, wo sie schon mehr als die Hälfte ihres Lebens verbracht hat. Christi Cheramie ist davon überzeugt, dass sie sich geändert hat. Im Gefängnis erwarb sie ihren High-School-Abschluss, einen Abschluss in Landwirtschaft und unterrichtet derzeit selbst. Sie hat nahezu alle verfügbaren Bildungs- und Berufsprogramme abgeschlossen. Verschiedene Gefängnisaufseher sprechen gut über sie und bezeichnen sie als vorbildliche Strafgefangene, die eine zweite Chance in der Gesellschaft verdient hat.

Christi Cheramie hat ein schlechtes Gewissen bezüglich des Mordes an Mildred Turnage. "Ich denke darüber nach, wie falsch es von mir war, dabei zu sein und zu wissen, dass diese unschuldige Frau bestohlen wird. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass sie auch ihres Lebens beraubt werden würde." Enge Verwandte des Opfers sind der Meinung, dass Christi Cheramie eine zweite Chance verdient hat. "Sie war damals sehr jung. Mildred Turnage würde sagen: Lasst los!"

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