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Iran: Verschwindenlassen und Hinrichtungsgefahr
Der schwedisch-iranische Arzt Dr. Ahmadreza Djalali wurde im Iran zum Tode verurteilt.
© privat
Seit dem 24. Juni 2025 fehlt jede Spur von dem inhaftierten schwedisch-iranischen Wissenschaftler Ahmadreza Djalali. Er ist offenbar dem Verschwindenlassen zum Opfer gefallen. Dr. Djalali wurde 2017 in einem unfairen Verfahren zum Tode verurteilt. Es wird befürchtet, dass er nun im Geheimen exekutiert werden könnte, insbesondere da seiner Familie und Rechtsbeiständen keine Informationen über sein Schicksal und seinen Verbleib vorliegen. Zudem wird Ahmadreza Djalali in der Haft nicht angemessen medizinisch versorgt, so dass angesichts seines Verschwindenlassens verstärkte Sorge um seine Gesundheit und sein Leben besteht.
Bitte verhindert die Hinrichtung von Ahmadreza Djalali!
Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.
Du hast Probleme beim Ausdrucken des Briefes? Dann klicke bitte hier.
Achtung: Bitte prüfe bei der Deutschen Post ob die Briefzustellung in das Zielland ungehindert möglich ist.
Appell an
Oberste Justizautorität
Head of judiciary
Gholamhossein Mohseni Ejei
c/o Embassy of Iran to the United Nations
Chemin du Petit-Saconnex 28
1209 Genf
SCHWEIZ
Sende eine Kopie an
Botschaft der Islamischen Republik Iran
S.E. Herrn Majid Nili Ahmadabadi
Podbielskiallee 67
14195 Berlin
Fax: 030 – 843 53 133
E-Mail: info@iranbotschaft.de
Amnesty fordert:
- Ich fordere Sie auf, unverzüglich das Schicksal und den Verbleib von Ahmadreza Djalali preiszugeben, alle Pläne für seine Hinrichtung zu stoppen, sein Todesurteil aufzuheben und ihn unverzüglich freizulassen, da seine Inhaftierung aufgrund der schwerwiegenden Missachtung seiner Verfahrensrechte willkürlich ist.
- Bitte sorgen Sie bis zu seiner Freilassung dafür, dass er umgehend Kontakt zu seiner Familie und seinen Rechtsbeiständen aufnehmen kann, durchweg angemessen medizinisch versorgt wird und vor weiterer Folter und Misshandlung geschützt ist.
- Ordnen Sie umgehend unabhängige, wirksame und unparteiische Ermittlungen gegen alle Personen an, die verdächtigt werden, rechtswidrige Handlungen gegen ihn befohlen, begangen, unterstützt oder geduldet zu haben. Die Verantwortlichen müssen in fairen Gerichtsverfahren zur Rechenschaft gezogen werden.
- Bitte verfügen Sie ein offizielles Hinrichtungsmoratorium mit dem Ziel, die Todesstrafe abzuschaffen.
Sachlage
Der schwedisch-iranische Wissenschaftler und Arzt Ahmadreza Djalali ist seit April 2016 im Iran inhaftiert und wurde 2017 in einem unfairen Verfahren zum Tode verurteilt. Im Juni 2025 fiel er dem Verschwindenlassen zum Opfer, was ein völkerrechtliches Verbrechen darstellt. Seit dem 24. Juni enthalten die iranischen Behörden der Familie und den Rechtsbeiständen von Ahmadreza Djalali Informationen über sein Schicksal und seinen Verbleib vor. Dies lässt befürchten, dass er im Geheimen hingerichtet werden könnte. Im Iran werden derzeit vermehrt Menschen exekutiert, da die Behörden seit der Eskalation der Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran im Juni 2025 aus Gründen der "nationalen Sicherheit" immer häufiger die Todesstrafe anwenden.
Ahmadreza Djalali kommunizierte zuletzt am 23. Juni mit seiner Familie, als er nach den israelischen Luftangriffen auf das Teheraner Evin-Gefängnis kurz mit ihnen telefonieren durfte. Nach den Luftangriffen verlegten die Behörden etwa 180 männliche Gefangene aus dem Evin-Gefängnis in das Zentralgefängnis der Provinz Teheran (auch als Fashafouyeh-Gefängnis bekannt). Die Familie von Ahmadreza Djalali wurde von einer Quelle darüber informiert, dass er sich unter den Verlegten befand, jedoch am 24. Juni plötzlich an einen unbekannten Ort gebracht wurde.
Die Gesundheit von Ahmadreza Djalali hat sich im Laufe des Jahres 2025 weiter verschlechtert, doch die Behörden ließen ihn auch dann nicht angemessen behandeln, als er Anfang Mai einen Herzinfarkt hatte. Deshalb besteht derzeit ganz besonders große Sorge um seine Gesundheit und sein Leben. Ahmadreza Djalali wurde im Oktober 2017 in einem grob unfairen Verfahren wegen "Verdorbenheit auf Erden" (ifsad fil-arz) zum Tode verurteilt. Ihm wird vorgeworfen, mit Israel kommuniziert und zusammengearbeitet zu haben, was er abstreitet. Seine Inhaftierung ist willkürlich, da seine Rechte auf ein faires Verfahren schwerwiegend verletzt wurden, darunter das Recht auf Unschuldsvermutung; das Recht, sich nicht selbst zu belasten; das Recht auf ein Verfahren vor einem unabhängigen, zuständigen und unparteiischen Gericht; das Recht auf Zugang zu einem Rechtsbeistand ab dem Zeitpunkt der Festnahme; das Recht auf eine angemessene Verteidigung; das Recht auf Schutz vor Folter und anderen Misshandlungen sowie das Recht, die Rechtmäßigkeit der Inhaftierung anzufechten.
Hintergrundinformation
Seit die iranischen Behörden Ahmadreza Djalali an einen unbekannten Ort verlegten, haben sich seine Familien-angehörigen und Rechtsbeistände wiederholt an mehrere Behördenstellen gewandt, um Informationen über seinen Verbleib zu erhalten, u. a. an die Staatsanwaltschaft und das Evin-Gefängnis. Immer wurden sie entweder an eine andere Behörde verwiesen oder darüber in Kenntnis gesetzt, dass keine Informationen vorlägen. Einer gut informierten Quelle zufolge erklärten Vertreter*innen des Evin-Gefängnisses Mitte September 2025, dass der Arzt dort nicht inhaftiert sei und dass nur der mit seinem Fall betraute Staatsanwalt (dadsetan) über den Zugang zu ihm entscheiden könne.
Laut einem von Ahmadreza Djalali verfassten Brief vom August 2017 wurde er nach seiner Festnahme gefoltert und anderweitig misshandelt: Man habe ihn unter Druck gesetzt, zu "gestehen", ein Spion zu sein. Die Behörden drohten u. a. damit, ihn hinzurichten und seine in Schweden lebenden Kinder sowie seine im Iran lebende Mutter – die 2021 starb – zu töten oder anderweitig anzugreifen. In dem Brief gibt er zudem an, von den iranischen Behörden nur deshalb inhaftiert worden zu sein, weil er sich geweigert habe, seine akademischen Beziehungen zu europäischen Institutionen dafür zu nutzen, für den Iran zu spionieren.
Ahmadreza Djalali wurde im Oktober 2017 in einem grob unfairen Verfahren vor dem Teheraner Revolutionsgericht wegen "Verdorbenheit auf Erden" (ifsad fil-arz) zum Tode verurteilt. Das Urteil stützte sich in erster Linie auf "Geständnisse", die laut Ahmadreza Djalali unter Folter und anderen Misshandlungen während seiner Zeit in Einzelhaft und ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand erlangt worden waren. Amnesty International vertritt die Auffassung, dass der Straftatbestand der "Verdorbenheit auf Erden" die strafrechtlichen Erfordernisse der Rechtsklarheit und Genauigkeit nicht erfüllt. Am 9. Dezember 2018 erfuhren seine Rechtsbeistände, dass das Todesurteil vom Obersten Gerichtshofs bestätigt worden war, ohne dass sie die Möglichkeit hatten, Rechtsmittel einzureichen. Im Mai 2022 beantragten seine Rechtsbeistände eine gerichtliche Überprüfung vor dem Obersten Gerichtshof und wandten sich separat an die Oberste Justizautorität, um gemäß Paragraf 477 der iranischen Strafprozessordnung eine Überprüfung des Falls zu erreichen. Aber auch drei Jahre später sind die Anträge noch nicht beantwortet worden. Ahmadreza Djalali ist im Gewahrsam zu keinem Zeitpunkt angemessen und rechtzeitig medizinisch versorgt worden.
Seit den Protesten unter dem Motto "Frau, Leben, Freiheit" von September bis Dezember 2022 setzen die iranischen Behörden die Todesstrafe verstärkt ein, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Seit die Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran im Juni 2025 eskalierten, haben Regierungsvertreter*innen – darunter die Oberste Justizautorität Gholamhossein Mohseni Eje’i – dazu aufgerufen, Personen, denen die "Unterstützung" oder "Zusammenarbeit" mit feindlichen Staaten wie Israel vorgeworfen wird, in beschleunigten Verfahren vor Gericht zu stellen.
Fortsetzung auf Englisch:
Ahmadreza Djalali is a medical doctor and academic who was living in Sweden and was also a visiting professor in disaster medicine at the Vrije Universiteit Brussels. Following arrest, he was held in Evin prison for seven months in section 209, under the control of the Ministry of Intelligence, which included three months in prolonged solitary confinement, without access to a lawyer. In November 2017, the UN Working Group on Arbitrary Detention called on Iranian authorities to release him and accord him an enforceable right to compensation and other reparations. The Working Group found that his right to a fair trial had been violated so gravely "as to give Mr Djalali’s deprivation of liberty an arbitrary character". From late November 2020 to early April 2021, Ministry of Intelligence agents tortured and otherwise ill-treated Ahmadreza Djalali while he was held incommunicado in prolonged solitary confinement in section 209. During this time, Ministry of Intelligence agents kept a bright light on in his cell 24 hours a day, which he said caused him great mental distress, and forced him to sleep on the floor on a thin blanket for over five months.
In 2025, Ahmadreza Djalali’s health deteriorated further and on 9 May 2025, he suffered a heart attack and was not provided medical care until the prison medical clinic opened five hours later, and then denied him the specialized care he required until 10 May following international interventions, including public calls from human rights organizations and activists as well as intervention from Sweden’s Minister of Foreign Affairs. Following this, authorities again denied him access to timely and adequate health care, including follow up examinations on his heart.
Amnesty International has previously warned that Iranian authorities held Ahmadreza Djalali hostage and threatened to execute him to compel third parties to swap him for former Iranian officials convicted and/or on trial abroad as well as to refrain from future prosecutions of Iranian officials. The circumstances of the pardon that the Swedish government provided Hamid Nouri, a former Iranian official convicted and sentenced in 2022 to life imprisonment for his role in the 1988 prison massacres in Iran, and his return to Iran from Sweden on 15 June 2024 confirmed Amnesty International’s earlier concerns that the Iranian authorities were holding Swedish nationals hostage to swap them for Hamid Nouri.
Since 13 June 2025, at least 10 men have been arbitrarily executed in Iran on politically-motivated charges and/or accusations of espionage for Israel, including Babak Shahbazi on 17 September 2025 after he was sentenced to death by a Revolutionary Court in May 2025 following a grossly unfair trial. Amnesty International opposes the death penalty in all cases without exception regardless of the nature of the crime, the characteristics of the offender, or the method used by the state to kill the prisoner. The death penalty is a violation of the right to life and the ultimate cruel, inhuman and degrading punishment.

