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Nigeria: Boko Haram verschleppt Hunderte Schulkinder

Die islamistische Miliz Boko Haram hat sich zu der Entführung von über 500 Schülern der staatlichen Oberschule in der Stadt Kankara im Bundesstaat Katsina bekannt. Osai Ojigho, die Direktorin von Amnesty International in Nigeria, erklärte dazu:
"Wir verurteilen diesen grausamen Angriff von Boko Haram. Die Tat reiht sich in eine Serie von schweren Menschenrechtsverletzungen ein, die die bewaffnete Gruppierung in den letzten Jahren begangen hat. Seit 2012 hat Boko Haram Hunderte Lehrkräfte, Schulkinder und Studierende umgebracht oder verletzt sowie Tausende Kinder entführt. Angriffe auf Schulen und Kindesentführungen sind Kriegsverbrechen. Boko Haram hat sich in der Vergangenheit bereits zu zahlreichen Angriffen auf Schulen bekannt und muss für diese und andere Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft gezogen werden.
Diese Kinder sind in akuter Gefahr, verletzt oder als Soldaten missbraucht zu werden. Die nigerianischen Behörden müssen dringend alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um sie und alle anderen Kinder, die sich im Gewahrsam von Boko Haram befinden, in Sicherheit zu bringen.
Im Norden Nigerias werden Bildungseinrichtungen häufig zur Zielscheibe von Angriffen. Schulen sollten Orte der Sicherheit sein und kein Kind sollte sich zwischen seiner Ausbildung oder seinem Leben entscheiden müssen. Unzählige Kinder mussten ihre Ausbildung aufgeben, nachdem sie wegen wiederholter gewalttätiger Angriffe auf ihre Gemeinschaften vertrieben worden waren. Viele Lehrkräfte sahen sich gezwungen, in andere Bundesstaaten zu fliehen. Die nigerianischen Behörden müssen sofort handeln, um weitere Angriffe auf Schulen zu verhindern und die Leben von Kindern sowie ihr Recht auf Bildung zu schützen.
Kinderleben zu schützen ist von höchster Wichtigkeit und die nigerianische Regierung ist verpflichtet, sicherzustellen, dass der Bildungssektor des Landes nicht weiter durch Boko Haram und andere bewaffnete Gruppen beeinträchtigt wird.
Der Angriff auf die staatliche Oberschule in Kankara ist ein schwerwiegender Verstoß gegen das Humanitäre Völkerrecht und untergräbt das Recht auf Bildung Tausender Kinder im Norden Nigerias. Die Entführung von Schulkindern und die Zerstörung von Schuleigentum durch Boko Haram beeinträchtiget den bereits eingeschränkten Zugang zu Bildung für viele Kinder in Nord-Nigeria, wo eine zunehmende Eskalation der Gewalt zu beobachten ist, weiter."
Hintergrund
In der Nacht des 11. Dezember 2020 entführten bewaffnete Männer über 500 Internatsschüler der staatlichen Oberschule in Kankara im nordwestnigerianischen Bundesstaat Katsina. Am 13. Dezember gaben die nigerianischen Behörden bekannt, dass noch immer 333 Schüler verschwunden seien. Einen Tag später veröffentlichte Boko Haram ein Video, in dem sich die Miliz zu der Entführung bekannte.
Amnesty International dokumentiert seit 2012 die Gräueltaten und die Angriffe auf Schulen durch Boko Haram. Im Mai 2020 veröffentlichte Amnesty International einen englischsprachigen Bericht über die schwerwiegenden Auswirkungen des Konflikts auf Kinder im Norden Nigerias.