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Wie Facebook und Google mit unseren Daten Geld verdienen
© Sebastien Thibault/agoodson.com
Es ist kein Geheimnis, dass das Geschäftsmodell von großen Technologienunternehmen wie Google und Facebook darin besteht, riesige Datenmengen über Menschen zu sammeln und zu vermarkten. Dass ihre Online-Dienste und Apps nahezu komplett unser digitales Leben überwachen, ist hingegen nur wenigen bewusst.
Von Alia Al Ghussain
Die Dienste von Google und Facebook dominieren das Internet. Ihr Angebot reicht von Browsern (Chrome), Betriebssystemen für mobile Geräte (Android), Videoplattformen (YouTube), Messenger-Diensten (WhatsApp), Sozialen Medien (Facebook, Instagram) bis hin zu Anwendungen wie zum Beispiel Google Maps, die Suchmaschine, der Kalender und die Foto-App von Google.
Werbetreibende sind bereit, für detaillierte Rückschlüsse und Vorhersagen über Einzelpersonen viel zu bezahlen. Deshalb versuchen Google und Facebook ständig, mehr Informationen über dich herauszufinden, um ein möglichst genaues Profil von dir zu erstellen. Unsere Profile enthalten Angaben über unsere Stimmungen, ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung, politische Einstellungen und Schwächen. Kurz gesagt – je gezielter eine Werbeanzeige auf dich zugeschnitten ist, umso mehr verdienen Facebook und Google daran.
Viele nehmen hin, dass die Nutzung der Plattformen von Google und Facebook mit der Weitergabe gewisser Informationen verbunden ist. Das Problem ist nur, dass das sogenannte Tracking weit invasiver ist, als uns bewusst ist und eine fast komplette Überwachung unseres digitalen Lebens durch die Unternehmen bedeutet.
Wie weit können uns Google und Facebook nachverfolgen?
Einer der Gründe, weshalb das Tracking so invasiv sein kann, ist die Dominanz von Facebook und Google in der digitalen Welt. Es ist kaum möglich, ihnen aus dem Weg zu gehen.
Die meisten Smartphones funktionieren zum Beispiel mit dem Google-Betriebssystem Android. Eine Studie hat ergeben, dass ein Android-Handy innerhalb von 24 Stunden 900 Datenpunkte, einschließlich Standortinformationen, an Google sendet, selbst wenn es nicht benutzt wird. Auch Facebook trackt Android-Nutzer_innen über seine Apps und speichert deren Anruf- und SMS-Verlauf.
Eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigte auf, dass in beinahe der Hälfte aller kostenlosen Android-Apps ein Facebook-Tracker eingebettet ist. Die Tracker des Google-Mutterkonzerns Alphabet sind sogar in fast 90 Prozent aller Gratis-Apps für Android integriert. Auch welche Webseiten besucht werden, wird von beiden Unternehmen laufend aufgezeichnet: Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 sind in 86 Prozent der 50.000 meistbesuchten Webseiten Google-Tracker eingebettet.
Welche Art von Daten wird gesammelt?
Wenn du ein Google-Konto erstellst, gibst du dem Unternehmen einige persönliche Informationen, wie beispielsweise deinen Namen und ein Passwort. Aber Google zeichnet auch eine Menge deiner Aktivitäten auf: wohin du gehst, was du kaufst, was du im Internet tust und wonach du suchst, während du Chrome verwendest oder bei Google angemeldet bist. Auch was du in den Google-Apps machst, alle deine Befehle, die du dem Sprachassistenten Google Assistant gibst, sowie dein YouTube-Suchverlauf und welche Videos du dir angeschaut hast, wird von Google aufgezeichnet.
Google speichert standardmäßig den Suchverlauf (einschließlich gelöschter Suchanfragen) auf allen Geräten einer Person, Daten zu allen von ihr genutzten Apps und Erweiterungen sowie ihren gesamten YouTube-Verlauf.
Auch Facebook sammelt eine große Menge an Daten über die Nutzer_innen seiner Plattform, einschließlich über die geposteten Inhalte, wie beispielsweise den Aufnahmeort eines Fotos oder das Datum, an dem eine Datei erstellt wurde. Laut den Datenschutzrichtlinien von Facebook sammelt das Unternehmen auch Daten über die Menschen, mit denen du am meisten kommunizierst, sowie über die Seiten, Konten, Hashtags und Gruppen, mit denen du in Verbindung bist.
Facebook kann dich über Webbrowser, Benutzer-IDs, aufeinanderfolgende Logins, die Uhrzeit, zu der du dich angemeldet hast, und die geöffneten Chat-Tabs verfolgen. Selbst wenn du nicht auf Facebook aktiv bist, beobachtet Facebook, was du tust.
Facebook sammelt auch Daten über Menschen, die nicht einmal ein Facebook-Konto haben. Dem Unternehmen gehören auch WhatsApp und Instagram und es kann von diesen Plattformen ebenfalls Daten abrufen. Wie bei Google geht auch Facebooks Reichweite weit über die eigene Plattform hinaus – die beiden Unternehmen sind die führenden Akteure der digitalen Werbung. Sie tracken Menschen in der gesamten digitalen Welt und kombinieren diese Daten mit den Informationen, die sie über ihre Plattformen erhalten.
Diese Unternehmen können Informationen über fast jeden Aspekt von uns sammeln und sie wollen ihre Reichweite stetig vergrößern. Sie arbeiten beispielsweise an Innovationen wie Gehirn-Computer-Schnittstellen, um sogar bis in unsere tiefsten Gedanken vorzudringen.
Unser Verhalten vorhersagen
Diese Art der Datensammlung bedeutet, dass Google und Facebook Informationen über dich ableiten können, die du ihnen weder wissentlich noch willentlich gegeben hast.
Dazu gehören Details wie Hobbys, Beruf, Interessen, Wohnort, Beziehungsstatus, geschätztes Körpergewicht, Einkommen, mit wem du Kontakt hast und wann du dich schlafen legst. Es können auch sehr persönliche und private Informationen darunter sein, beispielsweise ob du nach Hilfe für Opfer von sexualisiertem Missbrauch gesucht hast oder nach Themen wie Inkontinenz, Unfruchtbarkeit, psychischer Gesundheit oder Geschlechtskrankheiten.
Aus all diesen Informationen wird ein detailliertes Profil über dich erstellt, das dann dazu verwendet werden kann, dich mit gezielter Werbung anzusprechen.
Du kannst sogar Werbung erhalten, die auf deine verletzlichsten Seiten abzielt.
Du hast eine Frage über finanzielle Hilfe gegoogelt? Dir wird Werbung für ein Kreditunternehmen angezeigt.
Du hast ein YouTube-Video über psychische Gesundheit geschaut? Auf deinem Bildschirm erscheint eine Anzeige für Antidepressiva.
Du hast deinen Beziehungsstatus auf Facebook kürzlich zu "Single" geändert? Dir wird eine Dating-App vorgeschlagen.
Systeme, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren, machen es den Unternehmen einfacher denn je, Vorhersagen über uns zu treffen. Im Jahr 2018 erklärte Facebook, dass eines seiner Maschinellen Lernsysteme bis zu 200 Billionen Vorhersagen pro Tag macht. Durch diese Prognosen werden uns passende Werbung angezeigt. Aus den Erkenntnissen der Plattformen über unser Verhalten und aus Detailwissen über unser Leben wird Profit gemacht. Dieses Gewinnstreben spornt die Plattformen an, noch mehr Wege zu finden, um immer persönlichere Informationen über uns zu erlangen.
Das Geschäftsmodell von Facebook und Google basiert auf der pausenlosen Überwachung unseres digitalen Lebens, was eine Verletzung unseres Rechtes auf Privatsphäre darstellt und eine Reihe weiterer Rechte bedroht. Unser Leben ist an das Internet gebunden, deshalb ist es wichtig, dass unsere grundlegenden Menschenrechte auch online geschützt sind.
Angesichts der enormen Gewinne, die auf dem Spiel stehen, kann man es nicht den Tech-Riesen überlassen, sich selbst zu regulieren. Die Politik muss eingreifen und dafür sorgen, dass sie bei der Regulierung des Tech-Sektors einen menschenrechtsbasierten Ansatz verfolgt, damit alle auf das Internet zugreifen können, ohne dass ihre Menschenrechte verletzt werden.