Monty Dhanial, 23
© Amnesty International, Foto: Johanna-Maria Fritz
Ich bin noch ein sehr junges Amnesty-Mitglied, quasi noch ein Baby, seit einem Jahr dabei. Angefangen habe ich vor einem Jahr in der Magdeburger Gruppe und in der Hochschulgruppe. Inzwischen engagiere ich mich bundesweit bei Queer-Amnesty.
Mir war klar, dass ich tiefgründiger zu den Rechten von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transidenten und Intersexuellen (LGBTI) arbeiten möchte, da ich selbst zu dieser Community gehöre.
Viele denken, LGBTI sei jetzt so ein Modethema, aber das ist es absolut nicht. Es ist für Menschen dieser Community nach wie vor schwierig, ihre Rechte vollständig auszuleben. Wir neigen immer dazu, uns in Europa als fortschrittlichste Gesellschaft zu sehen, aber der Fortschritt ist noch nicht überall angekommen, auch nicht überall in Deutschland.
Wir leben in einem Land, das erst seit 2017 die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt! In Dänemark gibt es nach wie vor geschlechtsangleichende Operationen an Kindern mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen. Oder sehen wir uns den Fall von Sakris Kupila aus Finnland an, mit dem wir uns bei Amnesty auch befassen: Er darf sein legales Geschlecht nicht ändern, obwohl er sich noch nie als Frau gefühlt hat.
Es gibt viele weitere Themen, die zeigen: wir sind noch lange nicht am Ziel, in Deutschland und europaweit. Oftmals entscheiden Mehrheiten über das Leben von Minderheiten, ohne zu wissen, was diese brauchen. Geschlechtsidentitäten oder sexuelle Orientierungen sind nach wie vor nicht überall akzeptiert, nur weil wir das in vielen Großstädten feiern können.
Wir müssen einfach jeden Menschen erreichen. Liebe ist ein Menschenrecht und man sollte dafür weder bestraft, noch verfolgt oder sogar umgebracht werden.
Natürlich stoße ich auch manchmal auf Unverständnis und Kritik, aber ich finde das nicht schlimm. Man muss lernen, die Meinungen anderer zu respektieren. Ich spreche nicht von Hass, denn das ist keine Meinung. Aber dass wir als Gesellschaft in einem ständigen Diskurs sind, finde ich wichtig, auch wenn dabei Streitereien entstehen. Wir bekommen nicht immer das, was wir wollen, aber wir lernen, Kompromisse einzugehen.
Ich bin in einem Teil von Deutschland aufgewachsen, in dem es nicht so selbstverständlich war, ehrenamtlich aktiv zu sein, und in dem die Menschen Fremdem gegenüber eher feindselig waren.
Durch mein Engagement habe ich Menschen kennengelernt, die genauso leidenschaftlich dafür brennen, in der Gesellschaft Positives zu bewirken, wie ich. Wenn jede Person einen Schritt nach vorne wagt, können wir uns als Masse nach vorne bewegen. Mir ist es wichtig, Teil dieser Vorwärtsbewegung zu sein.
Es ist schön zu sehen, dass meine Arbeit etwas bewirkt. Ich erreiche damit Menschen, die sich vorher mit Menschenrechtsthemen nicht beschäftigt haben, dann aber fasziniert davon sind und auch etwas beitragen wollen. Auf einmal nimmt diese Bewegung eine Wellenform an und breitet sich aus. Ich bin sicher nicht das Epizentrum dieser Bewegung, aber ich bin ein Teil davon. Das macht mich sehr glücklich.
Protokoll: Hannah El-Hitami