Aktuell Japan 08. Oktober 2014

Gerechtigkeit für Iwao Hakamada

Wakabayashi Hideki von Amnesty Japan (hi.) mit Iwao (re.) und seiner Schwester Hideko Hakamada

Wakabayashi Hideki von Amnesty Japan (hi.) mit Iwao (re.) und seiner Schwester Hideko Hakamada

10. Oktober 2014 - Iwao Hakamada verbrachte mehr als vier Jahrzehnte in Japan in der Todeszelle. Im März 2014 veranlasste das Bezirksgericht in Shizuoka seine Freilassung sowie die Wiederaufnahme des Verfahrens. Die Staatsanwaltschaft hat am 31. März 2014 gegen das Verfahren Rechtsmittel eingelegt.

Iwao Hakamada, ein ehemaliger japanischer Profiboxer, wurde 1968 in einem unfairen Prozess wegen Mordes zum Tode verurteilt. Er soll den Vorgesetzten der Fabrik, in der er arbeitete, seine Ehefrau und ihre zwei Kinder getötet haben. Die Familie wurde erstochen und ihr Haus in Brand gesteckt.

Hakamada gestand die Tat. Er widerrief jedoch das Geständnis kurz darauf und gab an, von der Polizei tagelang geschlagen worden zu sein. Sie hatten ihn 20 Tage lang über 12 Stunden pro Tag verhört und gezwungen, ein Geständnis abzulegen. Zugang zu einem Rechtsanwalt hatte er nicht. Die Richter schenkten jedoch seinen Äußerungen keinen Glauben und verurteilten ihn zum Tode.

Offenbar wurde Hakamada auf der Grundlage des erzwungenen Geständnisses verurteilt. Als Beweisstück diente ein bei Hakamada gefundenes Kleidungsstück mit dem Blut des Opfers.

Neue forensische Erkenntnisse belegen hingegen, dass die DNA von Hakamada nicht mit den Beweisspuren auf dem Kleidungsstück übereinstimmen. Im Jahr 2007 erklärte einer der drei Richter, die ihn verurteilt hatten, er sei von Hakamadas Unschuld überzeugt.

Am 27. März 2014 erklärte das Bezirksgericht in Shizuoka die Freilassung von Iwao Hakamada sowie die Wiederaufnahme des Verfahrens. Drei Tage später legte die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel ein. Trotz der Gegenbeweise hält sie ihn für schuldig.

Der heute 78-jährige lebte 46 Jahre lang in der Angst, jeden Tag hingerichtet zu werden, und dies die meiste Zeit in Einzelhaft. Derzeit ist er zwar nicht mehr inhaftiert, gilt aber immer noch als zum Tode verurteilt. Die Staatsanwaltschaft sollte ihren Einspruch zurückziehen, damit Hakamada einen fairen Prozess erhält.

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