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Ägypten: neue Anklagen gegen Menschenrechtsanwältin
Am 31. Oktober 2023 sollte die Menschenrechtsanwältin Hoda Abdelmoniem nach Verbüßung ihrer ungerechtfertigten fünfjährigen Haftstrafe, die allein auf die Ausübung ihrer Menschenrechte zurückzuführen ist, freigelassen werden. Stattdessen ordnete die Staatsanwaltschaft der Staatssicherheit (SSSP) ihre Untersuchungshaft an, bis die Ermittlungen in einem anderen Fall wegen ähnlicher konstruierter Terrorismusvorwürfe abgeschlossen sind. Bei einem seltenen Besuch im Gefängnis am 4. Januar erfuhr ihre Familie, dass sich der Gesundheitszustand von Hoda Abdelmoniem weiter verschlechtert hat. Hoda Abdelmoniem muss umgehend und bedingungslos freigelassen werden.
Appell an
Präsident
President Abdelfattah al-Sisi
Office of the President
Al Ittihadia Palace
Cairo
ÄGYPTEN
Sende eine Kopie an
Botschaft der Arabischen Republik Ägypten
S.E. Herrn Khaled Galal Abdelhamid
Stauffenbergstraße 6 – 7
10785 Berlin
Fax: 030-477 1049
E-Mail: embassy@egyptian-embassy.de
Amnesty fordert:
- Sorgen Sie bitte dafür, dass Hoda Abdelmoniem umgehend und bedingungslos freigelassen und alle Anklagen gegen sie fallen gelassen werden, da sie lediglich wegen der friedlichen Ausübung ihrer Menschenrechte strafrechtlich verfolgt wird.
- Stellen Sie zudem sicher, dass sie sich bis zu ihrer Freilassung regelmäßig mit ihrem Rechtsbeistand und ihrer Familie treffen kann und sie Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung erhält, wenn nötig auch außerhalb des Gefängnisses.
Sachlage
Die Menschenrechtsanwältin Hoda Abdelmoniem wird seit mehr als fünf Jahren aufgrund ihrer Menschenrechtsarbeit willkürlich festgehalten. Am 31. Oktober 2023 sollte Hoda Abdelmoniem, die am 1. November 2018 festgenommen wurde, nach Verbüßung ihrer ungerechtfertigten fünfjährigen Haftstrafe freigelassen werden. Die Haftstrafe war von einem Staatssicherheitsgericht (ESSC) verhängt worden, das sie in einem äußerst unfairen Prozess im März 2023 wegen Terrorismusvorwürfen und anderer falscher Anschuldigungen schuldig gesprochen hatte. Stattdessen wurde sie noch am selben Tag, dem 31. Oktober 2023, einem Staatsanwalt der Staatssicherheit (SSSP) vorgeführt, der sie im Zusammenhang mit einem separaten Fall Nr. 730 aus dem Jahr 2020 verhörte und eine 15-tägige Untersuchungshaft anordnete, bis die Ermittlungen zu den fingierten Terrorismusvorwürfen abgeschlossen sind. Diese gemeinhin als "Rotation" bezeichnete Praxis bedeutet, dass Personen, die aus politischen Gründen inhaftiert sind, in neuen Fällen ähnlicher Anschuldigungen beschuldigt werden, um sie auf unbestimmte Zeit in Haft zu halten, selbst wenn die Staatsanwaltschaft oder ein Gericht ihre Freilassung anordnen oder sie ihre Strafe bereits verbüßt haben. Am 9. Januar 2024 wurde die Untersuchungshaft von Hoda Abdelmoniem erneut um 15 Tage verlängert.
Am 4. Januar 2024 besuchte ihre Familie sie im Gefängnis der Stadt Al-Ashir min Ramadān und erfuhr, dass bei ihr eine Ohrenentzündung diagnostiziert worden war, die ihren Gleichgewichtssinn und ihr Sehvermögen beeinträchtigt. Dies war das erste Mal seit dem 8. Juni 2023, dass die Behörden ihr einen Familienbesuch erlaubten. Hoda Abdelmoniems Gesundheitszustand hat sich während ihrer Inhaftierung immer weiter verschlechtert. Sie hat eine Nervenentzündung (periphere Neuropathie) entwickelt, die ihr starke Schmerzen, Taubheit und das Gefühl elektrischer Ströme in verschiedenen Teilen ihres Körpers verursacht. Sie leidet an mehreren anderen Krankheiten, darunter einem Herzleiden, einer Nierenerkrankung, einer arteriellen Thrombose und Bluthochdruck. Während sie ihrer Familie mitteilte, dass sich ihr Zugang zur medizinischen Versorgung im Gefängnis seit ihrer Verlegung aus dem Qanater-Gefängnis in das Gefängnis der Stadt Al-Ashir min Ramadān im Juni 2023 verbessert hat, verweigern die Gefängnisbehörden ihren Angehörigen weiterhin den Zugang zu ihren medizinischen Unterlagen, der es ihnen ermöglicht hätte, unabhängige medizinische Fachkräfte zu konsultieren. Die Behörden weigern sich auch weiterhin, Hoda Abdelmoniem für eine spezialisierte medizinische Versorgung in ein Krankenhaus außerhalb des Gefängnisses zu verlegen.
Hintergrundinformation
Hoda Abdelmoniem engagierte sich ehrenamtlich als Rechtsberaterin bei der Menschenrechtsorganisation Egyptian Coordination for Rights and Freedoms (ECRF). Sie hat in den vergangenen Jahren Menschenrechtsverletzungen im Land dokumentiert, darunter auch Fälle des Verschwindenlassens. Des Weiteren ist Hoda Abdelmoniem ein ehemaliges Mitglied des nationalen Menschenrechtsrats und der Anwaltskammer von Ägypten. Am 27. November 2020 verlieh der Rat der Anwaltschaften der Europäischen Gemeinschaft (Council of Bars and Law Societies of Europe – CCBE) seinen Menschenrechtspreis an Hoda Abdelmoniem und sechs weitere in Ägypten inhaftierte Anwält*innen.