Im Eilaktions-Netz gegen Zwangsräumungen

Ohne Vorwarnung: Bulldozer zerstörten, begleitet von Polizeikräften, in den Morgenstunden des 24. Januar 2009 die Häuser der Dey Krahorm Gemeinschaft in Phnom Penh, Kambodscha. Nach dieser Zwangsräumung waren hunderte Familien obdachlos.
© Nicolas Axelrod
In Würde wohnen ist ein Menschenrecht! Darum wird Amnesty aktiv, gemeinsam mit Unterstützern weltweit. Zum Beispiel mit "Urgent Actions" gegen rechtswidrige Zwangsräumungen.
Mascha Rohner, Übersetzerin bei Amnesty International Deutschland seit Ende 2007, ist gemeinsam mit Birgit Stegmayer für die Kampagnenarbeit zu den Urgent Actions verantwortlich.
Und wieder erreicht uns aus der Londoner Zentrale von Amnesty International eine Eilaktion gegen eine drohende Zwangsräumung irgendwo auf der Welt... Es ist die 42. in diesem Jahr. Rechtswidrig vertrieben werden dabei immer Menschen, die ohnehin in einer sehr schwierigen Lage sind: Binnenflüchtlinge des verheerenden Erdbebens auf Haiti 2010, mittellose Menschen in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh, PalästinenserInnen im besetzten Westjordanland, Roma in Rumänien, rechtlose NigerianerInnen oder die Ärmsten der Armen in Kenia und Ägypten. Dabei ist "in Würde wohnen" ein Menschenrecht, rechtswidrige Zwangsräumungen sind schwere Menschenrechtsverletzungen! Denn kein Mensch darf ohne weiteres aus seinem Haus, seiner Wohnung oder von seinem Land vertrieben werden ("Wenn die Bulldozer kommen").
Für das Recht auf Wohnen machen wir uns bei Amnesty unter anderem mit "Urgent Actions" stark – gemeinsam mit Mitgliedern und UnterstützerInnen weltweit. Allein in den Monaten August und September 2011 hat Amnesty 14 solcher Appellbrief-Aktionen gestartet und internationalen Druck auf die Verantwortlichen erzeugt – auch mit Hilfe der Mitglieder des deutschen Aktionsnetzes "Stoppt Zwangsräumungen". Dabei gab es Erfolge zu vermelden:
In Rumänien wurde die Zwangsräumung einer Roma-Gemeinschaft in Baia Mare gestoppt. Die Räumung eines Nichtsesshaften-Camps in England konnte in allerletzter Sekunde verhindert werden – doch die Gefahr ist nicht gebannt.
Aktualisierung vom 18.10.2011: Heute hat Amnesty eine neue Eilaktion gestartet, um die nun doch unmittelbar bevorstehende Zwangsräumung der 300 bis 400 Irish Traveller der Dale Farm zu verhindern. Mitmachen ist auch mit der E-Mail-Aktion von AmnestyUK möglich!
Aktualisierung vom 24.10.2011: Die BewohnerInnen haben inzwischen die Dale Farm verlassen, um eine Konfrontation mit den Durchführenden der Zwangsräumung zu vermeiden. Die Urgent Action wurde beendet. Vielen Dank allen, die Appelle geschrieben hatten!
Der Einsatz von Amnesty für hunderte Familien in Angola hat sich hingegen gelohnt: Ihre angedrohte Zwangsräumung hat nicht stattgefunden! Und im Norden Argentiniens hat ein Gericht alle Maßnahmen zur Zwangsräumung mehrerer Indigenenfamilien gestoppt. Aber wir erleben auch Rückschläge in unserem Einsatz. Die Zwangsräumung einiger Roma-Familien in Belgrad (Serbien) konnten beispielsweise vor einigen Wochen nicht verhindert werden.
"Jemanden aus seiner Wohnung zu entfernen ist ein Angriff gegen seine Würde". David Mendes (Maos Livres) über die Arbeit für Opfer rechtswidriger Zwangsräumungen in Angola (Video).
Mächtige gesellschaftliche Gruppen, Großgrundbesitzer, Unternehmen oder Regierungen machen ihren Einfluss gegen ohnehin benachteiligte Bevölkerungsgruppen geltend. Es ist beeindruckend, mit welchem Mut und welcher Unermüdlichkeit sich diese Menschen gegen die Vertreibung wehren:
Wie etwa Suong Sophorn aus Kambodscha, der im September 2011 versucht hat, eine rechtswidrige Zwangsäumung mit friedlichen Mitteln zu verhindern und dabei von Polizisten getreten, geschlagen und schwer verletzt wurde. Für ihn hat Amnesty ebenfalls eine Eilaktion gestartet. Die BeduinInnen in al-'Araqib im Westjordanland bauen ihre Unterkünfte einfach immer wieder auf, wenn diese von Bulldozern der israelischen Armee zerstört werden. Und über 10.000 von Zwangsräumung bedrohten Menschen in N’Djamena (Tschad) haben eine eigene Organisation, das Ambatta-Komitee, ins Leben gerufen, mit dessen Hilfe ihre Vertreibung verhindert werden konnte.
Unsere Eilaktionen unterstützen diese Initiativen in ihrem Einsatz vor Ort. So bedankte sich im Juni das Ambatta-Komitee bei Amnesty International für unseren Einsatz:
"Ihre Unterstützung war maßgebend, hat den Konflikt zu einem guten Ende gebracht und die Zwangsräumungen gestoppt. Sie haben den Menschen in Ambatta (...) die Hoffnung zurückgegeben."

Schon über 500 Menschen haben sich im Aktionsnetz "Stoppt Zwangsräumungen" der Amnesty-Kampagne "Wohnen. In Würde." zusammengetan.
Durch die Eilaktionen von Amnesty International konnten in diesem Jahr bisher vier rechtswidrige Zwangsräumungen verhindert werden. Verhindern wir weitere – dazu brauchen wir Ihre Hilfe! Was können Sie tun, um Menschen im Kampf um ihr Zuhause zu unterstützen?
1. Abonnieren Sie die Eilaktionen zum Thema Zwangsräumungen auf der Aktionsseite "Wohnen. In Würde – Stoppt Zwangsräumungen!": Tragen Sie dazu einfach Ihren Namen in eines der symbolischen Häuser ein und geben Sie eine E-Mail-Adresse an.
2. Immer wenn irgendwo auf der Welt Menschen von rechtswidrigen Zwangsräumungen bedroht sind, erhalten Sie in Zukunft eine Aktionsaufforderung per E-Mail.
3. Protestieren Sie dann per E-Mail, Fax, Brief oder Postkarte bei den Verantwortlichen und schließen Sie sich den von Amnesty aufgestellten Forderungen an.
The Power of Words: Ein Amnesty-Video visualisiert, wie "Urgent Action"-Appellbriefe wirken.
Ihr Appellschreiben kann rechtswidrige Zwangsräumungen stoppen und Menschen, die schon jetzt unter Armut und Diskriminierung leiden, vor Vertreibung und Obdachlosigkeit schützen. An Amnesty-Eilaktionen teilzunehmen ist einfach: Für alle "Urgent Actions" stellen wir Textbausteine und Adressen zur Verfügung. Weitere Tipps zum Appellbriefschreiben gibt es hier. Öfters liegen auch komplette Musterbriefe vor, die nur noch personalisiert und ausgedruckt werden müssen!
Unterstützen Sie Amnesty International im Einsatz für "Wohnen. In Würde." und gegen rechtswidrige Zwangsräumungen. Tragen Sie sich jetzt ins Aktionsnetz ein: http://www.amnesty.de/wohnen.
Haben Sie schon einmal an einer "Urgent Action teilgenommen? Haben Sie vielleicht schon einmal ein Antwortschreiben erhalten? Das Urgent Action-Team ist gespannt auf Ihre Erfahrungen. Nutzen Sie dazu einfach die Kommentarmöglichkeit!