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Gegen Missernten und Plastik
Umweltschutz: Der Klimaaktivist Sadrach Nirere setzt sich gegen Plastikvermüllung ein.
© privat
Sadrach Nirere stellt sich in Uganda gegen die Klimakrise – und reißt mit seiner Bewegung immer mehr Menschen mit.
Von Robert B. Fishman
Sadrach Nirere bleibt im Kampf gegen die Klimakrise optimistisch. Aufgeben ist für ihn keine Option. Auf dem Bauernhof seiner Eltern hat Nirere unmittelbar erlebt, wie sich das Wetter auf die Ernten auswirkt. Von den Erträgen hing es ab, ob seine Familie genug zu essen hatte. Nach Missernten mussten seine Eltern die Landwirtschaft aufgeben. "Die Klimakrise betrifft uns hier viel direkter als die Menschen in Europa", sagt er. Früher gab es in Uganda regelmäßige Regen- und Trockenzeiten. Heute sei es mal zu trocken, mal sorgten Überschwemmungen nach Starkregen für die Zerstörung der Feldfrüchte. Naturkatastrophen träfen vor allem die Armen. Manche verlören durch Erdrutsche ihren gesamten Besitz.
Kehrseite städtischen Lebens
Der 26-Jährige hatte das Glück, dass ihn seine Eltern auf eine Oberschule in der Hauptstadt Kampala schicken konnten. So manche Familie kann das Schulgeld für die Kinder nicht bezahlen. "Viele Kinder brechen die Schule ab, weil sie Geld verdienen müssen", sagt Nirere. Inzwischen hat er seinen Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaft und ist "hauptberuflicher Aktivist".
Das Leben in Kampala habe er genossen, erzählt er. Doch bald sei ihm auch die Kehrseite des städtischen Lebens aufgefallen: Plastikmüll, der die Kanalisation verstopft und im Viktoriasee treibt. Als Student hat Nirere den ugandischen Ableger von Fridays for Future mitgegründet und die Bewegung End Plastic Pollution (Beendet die Plastikverschmutzung) initiiert.
Viele Menschen fühlten sich gegenüber der Klimakrise machtlos und resignierten, sagt Nirere. Doch ist er sich sicher, dass die Umweltbewegung auch immer mehr Menschen in Uganda berührt: "Über Initiativen in 50 Schulen und Hochschulen erreichen wir rund eine halbe Million Menschen."
Alles aus Plastik
Noch wird die Bewegung von der Regierung geduldet. Doch man wisse nie, was passiere, wenn man eine Demonstration organisiere, erzählt Nirere. Nach dem globalen Klimastreik im September 2020 habe die Polizei viele Aktivist_innen festgenommen, verhört und ihre Plakate beschlagnahmt. "Die meisten waren unter 18", sagt Nirere. Die Polizei habe gefragt, warum sie bei den Protesten mitmachten und wer die Proteste finanziere. Dann hätten sie die Demonstrierenden wieder freigelassen und zu ihren Eltern gebracht.
"Wir wenden uns ausdrücklich nicht gegen die Regierung", sagt Nirere. Die Proteste richten sich vor allem gegen Unternehmen wie Coca-Cola, die mit ihrem Verpackungsmüll die Umwelt verschmutzen. "Wir wenden uns an die Verursacher_innen, die Hersteller_innen", sagt Nirere.
Der Plastikflut kann man in Kampala kaum entkommen. "Vor allem die ärmeren Menschen können nur an den Straßenkiosken einkaufen." Dort bekommt man alles in Plastik: Becher, Teller, Getränke, Zahnbürsten. Statt eines organisierten Recyclingsystems gibt es sogenannte Waste Picker, Menschen, die auf Mülldeponien, auf der Straße oder in der Landschaft Müll einsammeln, den sie an Zwischenhändler_innen verkaufen. "Die bekommen für viele Kilo Plastik ungefähr 1000 Schilling", sagt Nirere. Das sind umgerechnet etwa 20 Cent. Das Problem der Plastikvermüllung werde so jedenfalls nicht gelöst.
Robert B. Fishman ist freier Journalist. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Amnesty International wieder.