Aktuell Syrien 05. März 2018

Humanitäre Notlage in Ost-Ghouta hält an

In einer zertrümmerten Straße tragen vier Personen eine Frau auf einer Liege

Helfer versorgen eine verletzte Frau nach einem Luftangriff in der syrischen Stadt Douma am 7. Februar 2018

Im syrischen Ost-Ghouta fehlen 400.000 Menschen Medikamente und Nahrung. Die Angriffe und die Aushungerungspolitik halten an. Amnesty International dokumentiert die Situation vor Ort.

Schon seit Ende 2012 wird Ost-Ghouta von syrischen Regierungstruppen belagert. In dem ländlichen Gebiet nahe Damaskus leben etwa 400.000 Menschen. Seit November 2017 hat die syrische Regierung die Belagerung verschärft und auch die Bombardierung intensiviert. Sie nimmt die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur ins Visier, darunter Krankenhäuser und Märkte. Sie setzt unter anderem auch international verbotene Streubomben ein, die verheerenden Schaden anrichten. Es mangelt in Ost-Ghouta an Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten und anderer Grundversorgung: Das Aushungern von Zivilpersonen als Methode der Kriegsführung einzusetzen, ist ein Kriegsverbrechen.

Amnesty International hat Aussagen von medizinischem Personal in Ost-Ghouta gesammelt, die die verzweifelte Lage in den Krankenhäusern beschreiben: Es gibt zu wenig Personal, um die Hunderten Verletzen der jüngsten Bombardierungen behandeln zu können, Medikamente und medizinische grundlegende Versorgungsgüter sind so gut wie nicht mehr vorhanden, Luftangriffe stellen eine ständige Bedrohung dar und die weit verbreitete Unterernährung hat verheerende, auch tödliche Folgen für Kinder und Erwachsene.

Eine Kinderärztin beschrieb die Situation am 16. Februar 2018 so:

"Die Lage in Ost-Ghouta ist schlimmer als es sich mit Worten ausdrücken lässt. Seit nunmehr fünf Jahren entbehren wir die grundlegendsten Dinge und nun hat sich die Lage noch weiter zugespitzt. Vor einiger Zeit gab es noch ein paar Schmuggelrouten, doch inzwischen sind sie alle geschlossen. In Ghouta gibt es keine Lebensmittel, kein sauberes Trinkwasser, keinen Strom, kein Gas zum Heizen und keinen Kraftstoff. Es ist eine Schande für die Menschheit, wie gravierend die Fälle von Unterernährung sind. Wir leben in einem reichen Gebiet wenige Kilometer entfernt von der Hauptstadt, in der alles erhältlich ist, und hier sterben Kinder an Unterernährung."

Die Leiterin eines medizinischen Zentrums äußerte sich am 17. Februar 2018:

"Die medizinische Versorgung in Ghouta ist sehr schlecht: die meisten Medikamente und medizinischen Geräte sind gar nicht erhältlich und das medizinische Personal steht durch die ständigen Angriffe auf die Zivilbevölkerung stark unter Druck. Wir arbeiten 24 Stundenohne Pause. In zehn Tagen – zwischen dem 1. und dem 10. Februar – hatten wir mehr als 1.100 Verletzte, die entweder operiert werden mussten oder erste Hilfe und eine medikamentöse Behandlung und Nachsorge benötigten. Heute etwa hat es geregnet und es gab deshalb keine Luftangriffe, stattdessen haben sie uns mit Golan-Raketen beschossen. Sie zielen auf Zivilpersonen. Sie nehmen in diesem Krieg nicht die Front ins Visier. Unter den Toten sind keine bewaffneten Kämpferinnen und Kämpfer – alle Verletzten sind Zivilpersonen… Es ist auch für uns, als medizinisches Personal, schwierig, uns zu bewegen, denn auch wir sind im Visier, die ganze Stadt ist im Visier."

 

Fordere die syrische und die iranische Regierung auf, die Blockade und die Angriffe auf Ost-Ghouta sofort zu stoppen. Werde aktiv und beteilige dich an der internationalen Aktion auf www.amnesty.org

Weitere Informationen zur Situation in Ost-Ghouta auf Englisch findest du auf www.amnesty.org

Teile die internationale Aktion mit folgendem Tweet auf Twitter:

ACT to #SaveGhouta – Tell @Presidency_Sy and @PutinRF_Eng to END the attacks and LIFT the siege on #EasternGhouta: amnesty.org/en/get-involved/take-action/Stop-the-bombing-of-people-in-Eastern-Ghouta-Syria

 

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