Aktuell Kultur 01. Juni 2019

Marler Medienpreis geht an Journalist Michael Obert

Drei Männer stehen lächelnd nebeneinander. Der Mann in der Mitte hält eine Urkunde in der Hand.

Michael Obert (Mitte), Preisträger des Marler Medienpreises 2019 mit Amnesty-Generalsekretär Markus N. Beeko (rechts) und Karl-Wilhelm von Plettenberg, Mitglied der Marler Amnesty-Gruppe und der Jury

Mit dem Preis würdigt Amnesty herausragende journalistische Projekte und den mutigen Einsatz für Menschenrechtsthemen. 

Michael Obert hat den "Marler Medienpreis Menschenrechte" der deutschen Amnesty-Sektion gewonnen. Ausgezeichnet wurde seine Reportage "Der Fluchtpunkt" über Menschenschmuggel im Sudan, die er 2016 im Magazin der Süddeutschen Zeitung veröffentlichte.

Für seine Recherche reiste Obert zusammen mit dem Fotografen Matthias Ziegler in die sudanesische Hauptstadt Khartoum. Die Stadt ist nicht nur eine Sammelstation für Flüchtende aus zehn Ländern des afrikanischen Kontinents, sie ist auch Transitstation für Menschenschmuggler. Obert recherchierte zu dem Netzwerk der Schlepperbanden, die Flüchtende zum Mittelmeer bringen sollen. Viele junge Flüchtende werden auf ihrem Weg nach Europa entführt. Die Entführer zwingen die Familien der Flüchtenden, hohe Lösegelder zu bezahlen. Gegen Zahlungsunfähige setzen sie brutale Mittel ein wie Vergewaltigung, Erpressung und Folter.

Oberts Reportage zeige ein umfangreiches Bild von schrecklichen Schicksalen, heißt es in der Laudatio. Sie vermittele komplexe Zusammenhänge des "Systems Khartoum" und zeige Verstrickungen auf, die zunächst schwer nachvollziehbar seien. Über Flüchtende aus Nordafrika und dem Schlepper-Netzwerk waren Informationen schwer zugänglich; Obert sei es gelungen, Einblicke zu geben in die Verwicklung von Schleppern, lokalen Regierungsangehörigen und der Polizei in den Menschenhandel. "Das millionenschwere Geschäft mit Afrikanern, die von einem besseren Leben in Europa träumen, zählt mit dem Waffen- und Drogenhandel nicht nur zu den einträglichsten und brutalsten Bereichen des organisierten Verbrechens – es ist auch rigoros abgeschottet", schreibt Obert.

Amnesty verlieh dem 53-jährigen Journalisten den Marler Medienpreis für seine differenzierte Darstellung und das Aufzeigen von Zusammenhängen und Widersprüchen nach einer gefährlichen Recherche. Seit 2001 vergibt die deutsche Amnesty-Sektion den Preis für Radio-, Print- und TV-Beiträge. Ausgezeichnet werden herausragende journalistische Beiträge zu Menschenrechtsthemen.

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