Erfolg Aktuell Myanmar 20. Februar 2015

Myanmar: Dr. Tun Aung ist frei!

Myanmar: Dr. Tun Aung ist frei!

Menschenrechtsverteidiger Dr. Tun Aung

Am 19. Januar 2015 wurde Dr. Tun Aung nach zweieinhalb Jahren aus der Haft entlassen. Der Arzt und Vorsitzende des Islamischen Religionsrates in Maungdaw wurde im Jahr 2012 inhaftiert, nachdem er auf Bitten der Behörden versucht hatte, eine Menschenmenge während Ausschreitungen zwischen Buddhisten und Rohingyas im Rakhine Staat, West-Myanmar, zu beruhigen. Er wurde auf Basis diverser erfundener Anklagepunkte zu 17 Jahren Haft verurteilt.

"Dies ist ein sehr begrüßenswerter Schritt der Behörden, und wir freuen uns, dass Dr. Tun Aung endlich entlassen wurde und zu seiner Familie zurückkehren kann. Seine Freilassung stellt eine Ermutigung für alle Menschen dar, die sich innerhalb und außerhalb des Landes für seine Freilassung eingesetzt haben", sagte Rupert Abbott, Südostasien- und Pazifik-Research-Direktor von Amnesty International. "Aber er hätte überhaupt nicht inhaftiert werden dürfen – die Anklagepunkte gegen ihn waren ohne jede Grundlage und das Verfahren gegen ihn war absurd."

"Es besteht außerdem das Risiko, dass Dr. Tun Aung erneut festgenommen und verhaftet wird, da er nur auf Bewährung freigelassen wurde. Die Behörden Myanmars sollten sämtliche gegen ihn verhängten Einschränkung aufheben und sicherstellen, dass ihm die gewaltfreie Ausübung seiner Menschenrechte ermöglicht wird, ohne dass ihm eine Festnahme oder Kriminalisierung droht."

"Trotz der Freilassung von Dr. Tun Aung sind weiterhin Dutzende politische Gefangene in Myanmar in Haft – alle müssen sofort und bedingungslos freigelassen werden."

Im Sommer 2012 ist es in Myanmar auf kommunaler Ebene zwischen Rohingyas und Buddhisten zu Ausschreitungen mit tödlicher Gewalt gekommen, die seitdem immer wieder sporadisch aufflammen. Trotz glaubwürdiger Augenzeugenberichte, dass Sicherheitskräfte in die Gewalt involviert sind oder diese geschehen lassen, wurde bis jetzt noch kein Staatsvertreter zur Verantwortung gezogen.

"Während Dr. Tun Aung in Haft leiden musste, bleiben die Verantwortlichen für die Gewalt, die er zu stoppen versuchte, auf freiem Fuß. Die Behörden sollten ihre Energie darauf richten, bei Menschenrechtsverletzungen die Täter zur Verantwortung zu ziehen – und nicht diejenigen zu inhaftieren, die versuchen, Menschenrechtsverletzungen zu verhindern", sagte Rupert Abbott.

Amnesty International hat Dr. Tun Aung im Oktober 2012 als gewaltlosen politischen Gefangenen anerkannt. Im Dezember 2013 wurde er als einer der Einzelfälle für den Briefmarathon von Amnesty International ausgewählt, bei dem sich Millionen Menschen weltweit für Einzelpersonen und Gemeinschaften einsetzen, deren Menschenrechte verletzt wurden. In einem Schreiben bestätigt Myanmars National Human Rights Commission, dass diese Briefe, die sie von Amnesty-Mitgliedern erhalten haben, ein Ansporn waren, den Fall Dr. Tun Aung genauer zu überprüfen.

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