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Argentinien: Gerechtigkeit für Opfer der Militärdiktatur
Kämpfen für Gerechtigkeit in Argentinien: Las Madres de Plaza de Mayo
© Martin de la Serna/Demotix
28. Oktober 2011 – Die Verurteilung von 16 früheren Militärangehörigen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist ein großer Sieg im Kampf gegen Straflosigkeit in Argentinien.
Der frühere Marine-Kapitän Alfredo Astiz und 15 weitere Personen wurden zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie an der Verübung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Zeit der Militärdiktatur zwischen 1976 und 1983 beteiligt waren. Bei diesen Verbrechen handelte es sich unter anderem um willkürliche Verhaftungen, Folter und die ungesetzliche Tötung von Dutzenden Menschen in einem Geheimgefängnis in Buenos Aires.
Unter den Getöteten waren damals die beiden französischen Nonnen Léonie Duquet und Alice Domon, die Menschenrechtsaktivistinnen Azucena Villaflor, María Bianco und Esther Careaga - allesamt Mitbegründerinnen der Organisation "Madres de Plaza de Mayo" ("Mütter des Platzes der Mairevolution") sowie der Schriftsteller Rodolfo Walsh.
"Endlich wird den Familien der Opfer und den Überlebenden Gerechtigkeit zuteil."
"Mit diesem Urteil werden frühere Militärangehörige für ihre ungeheuerlichen Menschenrechtsverletzungen während Argentiniens "Schmutzigem Krieg" in den 70er und 80er Jahren zur Rechenschaft gezogen", sagt Guadalupe Marengo, stellvertretende Direktorin der Abteilung Nord- und Südamerika von Amnesty International.
"Endlich wird den Familien der Opfer und den Überlebenden Gerechtigkeit zuteil. Dies ist zugleich ein starkes Signal dafür, dass diese Art von Verbrechen nie wieder toleriert werden wird."
Zwölf der Verurteilten wurden zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt, die anderen vier erhielten Gefängnisstrafen zwischen 18 und 25 Jahren. Neben Astiz wurden auch die früheren Marine-Kapitäne Jorge Eduardo "Der Tiger" Acosta und Ricardo Cavallo zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt. Letztgenannter wurde 2008 von Mexiko an Argentinien ausgeliefert.
Über 150 Personen wurden als Zeugen vernommen
Das Verfahren, bei dem 86 einzelne Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhandelt wurden, dauerte zwei Jahre. Über 150 Personen wurden als Zeugen vernommen - unter ihnen 80 Überlebende der Misshandlungen durch die Militärangehörigen.
Die argentinischen Sicherheitskräfte unterhielten eine geheime Haftanstalt in einer Marineschule in Buenos Aires (Escuela Superior de Mecánica de la Armada, ESMA) in dem Hunderte Menschen gefangen gehalten wurden, nachdem man sie entführt hatte. Die Gefangengenommenen wurden entweder zu Tode gefoltert oder aus Flugzeugen abgeworfen.
Während der Militärherrschaft in Argentinien zwischen 1976 und 1983 entführten die Sicherheitskräfte rund 30.000 Menschen. Viele von ihnen werden bis heute vermisst. Menschenrechtsverletzungen, darunter Folter und ungesetzliche Tötungen, waren weit verbreitet und systematisch.
"Obwohl seit den Verbrechen des 'Schmutzigen Krieges’ nun schon mehr als ein Vierteljahrhundert vergangen ist, muss den Forderungen der Opfer weiterhin Gehör verschafft werden, indem man die Verantwortlichen vor Gericht stellt", forderte Guadalupe Marengo.