Foltervorwürfe untersuchen!

Aufnaheme von Mohamed Benhlima, der in einem Hafen am Rande eines Piers sitzt und mit vor der Brust verschrenkten Armen in die Kamera blickt.

Der algerische Whistleblower und ehemalige Militärangehörige Mohamed Benhlima machte 2019 die Korruption hochrangiger algerischer Militärs öffentlich.

Mohamed Benhlima ist ein Aktivist, ehemaliger Militärangehöriger und Whistleblower, der die Korruption hochrangiger algerischer Militärs aufgedeckt und im Internet darüber berichtet hat. Er hatte in Spanien Asyl beantragt, wurde aber im März 2022 von den spanischen Behörden nach Algerien abgeschoben. In Algerien wurde Mohamed Benhlima von Sicherheitskräften gefoltert, misshandelt und von den Behörden im Gefängnis von El Harrash in Algier festgehalten, bevor er ins Militärgefängnis von El-Blida verlegt wurde. Gegen ihn laufen mehrere Verfahren vor Militär- und Zivilgerichten. Er wurde wegen Spionage und Desertion in Abwesenheit zum Tode verurteilt, als er sich noch als Asylsuchender in Spanien befand.

Appell an

Abdelmagid Tebboune
Présidence de la République
Place Mohammed Seddik Benyahia
El Mouradia, Alger, 16000,

ALGERIEN

Sende eine Kopie an

Botschaft der Demokratischen Volksrepublik Algerien
S.E. Herr Smail Allaoua
Görschstraße 45-46

13187 Berlin
Fax: 030-4809 8716
E-Mail: info@algerische-botschaft.de

Amnesty fordert:

Sachlage

Der Whistleblower Mohamed Benhlima, der sich seit dem 22. April 2022 im Militärgefängnis von El-Blida in Einzelhaft befindet, hat Foltervorwürfe erhoben. Er wird mit Ausnahme von zehn Minuten täglich in einer kleinen Zelle ohne jeglichen Kontakt zu anderen Gefangenen festgehalten. Am 19. Juni sagte er vor dem Gericht in Kolea aus, dass er nach seiner Abschiebung nach Algerien am 24. März 2022 tagelang von Angehörigen des militärischen Sicherheitsdienstes im Geheimdienstzentrum S'hawla in Algier gefoltert und misshandelt worden sei. Unter anderem soll er nackt ausgezogen und mit eiskaltem Wasser übergossen worden sein.

Seine Familie, die ihn alle zwei Wochen besucht, berichtete von einem erkennbaren Gewichtsverlust, einem blassen Gesicht und dunklen Ringen unter den Augen. Bei ihrem Besuch am 19. Juni bemerkte seine Familie, dass sein Schnurrbart gezupft und nicht rasiert war und dass seine Hände und Arme viele kleine Löcher aufwiesen, als sei seine Haut mit einem Nagelknipser traktiert oder einem heißen Gegenstand durchbohrt worden. In einem Schreiben vom 25. Juni an die algerischen Behörden, darunter den Militärstaatsanwalt, den Präsidenten der Republik und den Justizminister, forderte seine Familie eine Untersuchung der Foltervorwürfe. Im gleichen Schreiben beklagte die Familie die Bedingungen, unter denen sie Mohamed Benhlima alle zwei Wochen im Militärgefängnis von El Blida besuchen darf. Die Gefängnisverwaltung lässt die Familie warten, bis die offizielle Besuchszeit fast vorüber ist und alle anderen Familien ihren Besuch beendet haben, bevor sie Mohamed Benhlimas Familie erlaubt, diesen weniger als zehn Minuten und unter Anwesenheit von Wachpersonal zu sehen.

Am 19. und 22. Juni wurden im staatlichen algerischen Fernsehen neue Videos von Mohamed Benhlima unter dem Titel "neues Geständnis des Terroristen Benhlima" ausgestrahlt. Diese Videos, die von seinen Rechtsbeiständen als diffamierend betrachtet werden, stellen einen schwerwiegenden Verstoß gegen seine Rechte auf Privatsphäre und ein faires Verfahren dar und gefährden das Ermittlungsverfahren.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Mohamed Benhlima ist algerischer Staatsbürger und hat sowohl in Spanien als auch in Frankreich Asyl beantragt. Er ist ein ehemaliger Angehöriger des algerischen Militärs und Whistleblower, der auf einem YouTube-Kanal die Korruption hochrangiger algerischer Militärs aufgedeckt hat. Außerdem hat er an den friedlichen Protesten gegen die algerischen Behörden teilgenommen, die 2019 in Algerien begannen.

Nach der Abschiebung nach Algerien haben die algerischen Behörden die "Inhaftierung" von Mohamed Benhlima in den Medien breitgetreten und sein Recht auf Privatsphäre sowie sein Recht auf ein faires Verfahren schwer verletzt, insbesondere sein Recht, sich nicht selbst belasten zu müssen: Im staatlichen Fernsehen wurde ein Video ausgestrahlt, in dem Mohamed Benhlima "gesteht", sich gegen den Staat verschworen zu haben und beteuert, dass er in Haft nicht schlecht behandelt werde. Mohamed Benhlima selbst hatte vor seiner Abschiebung nach Algerien ein Video aus dem Haftzentrum im spanischen Valencia veröffentlicht, in dem er davor warnt, dass solche Videos nicht echt seien und vielmehr zeigen würden, dass er "von Geheimdiensten schwer gefoltert wurde".

Nach den Informationen, die Amnesty International erhalten hat, ist Mohamed Benhlima am 1. September 2019 mit einem gültigen Schengen-Visum nach Spanien eingereist. Er beantragte in Spanien Asyl und erhielt von den spanischen Behörden eine Aufenthaltsgenehmigung, die er verlängerte und die bis zum 5. November 2021 gültig war. Am 23. August 2021 erhielt er eine Vorladung der Polizei in Bilbao. Aus Angst vor einer möglichen Auslieferung nach Algerien floh er kurz darauf nach Frankreich. Diese Befürchtung gründete auf einem ähnlichen Fall, bei dem der ehemalige Militärangehörige und Asylsuchende Mohamed Abdellah am 20. August 2021 von Spanien an Algerien ausgeliefert wurde.