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Unermüdlicher Streiter für Menschenrechte

Gerhart Baum, Renate Baum, Rezida Kadieva und Peter Franck (v.l.n.r.) auf einer Gala zum 50. Geburtstag von Amnesty (Berlin, Mai 2011)
© Kay Herschelmann / Amnesty
Am 15. Februar starb Gerhart R. Baum. Er unterstütze die weltweite Menschenrechtsbewegung wie kaum ein anderer.
Von Peter Franck
"Ihr Baum", unterzeichnete er gelegentlich seine E-Mails. Und das war er: Ein stark verwurzelter, vielverzweigter Baum. Ein überzeugter Demokrat. Ein kulturelles Wesen. Ein bis zuletzt leidenschaftlicher Streiter für die Menschenwürde und die Menschenrechte. Immer konnte man auf ihn zählen. Er half, wo er konnte.
Wolfgang Grenz, heute Vorstandsmitglied von Amnesty International Deutschland, erinnert sich daran, wie Gerhart Baum während seiner Zeit als Innenminister (1978 bis 1982) nicht zögerte, sich mit Helmut Frenz – damals Generalsekretär von Amnesty in Deutschland – in den Hubschrauber zu setzen, um sich für zwei minderjährige Mädchen einzusetzen, die der Bundesgrenzschutz auf dem Flughafen in Stuttgart festgehalten hatte.
Die Grenzschutzbeamten erklärten, die beiden hätten weder etwas von politischer Verfolgung erwähnt, noch gesagt, dass ihre Tante bereits in Deutschland lebe. Als Frenz und Baum eintrafen, stellten sie fest, dass die Beamten so gut wie kein Englisch sprachen und die Mädchen schlicht nicht verstanden hatten.
Schon Ende der 1980er Jahre setzte sich Gerhart Baum mit seinem Freund und FDP-Parteikollegen Burkhard Hirsch zunehmend auch auf internationaler Ebene für die Menschenrechte ein: "Wir sind nach Südafrika gefahren, in den Nahen Osten, wir haben Militärdiktaturen besucht (…) und auch die DDR. Wir waren bei den Montagsdemonstrationen. Wir haben Freundschaften aufgebaut mit den Dissidenten", erinnerte er sich 2008 in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.
Von 1992 bis 1998 leitete Baum die deutsche Delegation in der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen. Dabei arbeitete er eng und vertrauensvoll mit Volkmar Deile zusammen, dem damaligen Generalsekretär von Amnesty in Deutschland. "Wir hatten die gleichen Ziele: die Menschenrechte zu stärken." 1993 trugen beide mit dazu bei, dass es während der Menschenrechtskonferenz der Vereinten Nationen in Wien gelang, einstimmig eine Schlussresolution zu verabschieden, die Baum nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion als "Glücksfall" bezeichnete: "Die Rolle der Nichtregierungsorganisationen wurde gestärkt, ebenso die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Menschenrechte. Die internationale Gerichtsbarkeit wurde auf den Weg gebracht. Die Menschrechte wurden stärker zu einer Querschnittsaufgabe internationaler Politik."
Als Gründungskuratoren brachten Gerhart Baum und Volkmar Deile mit Carola Stern und anderen 2003 die "Stiftung Menschenrechte – Förderstiftung Amnesty International" auf den Weg. An den festlichen Verleihungen der von der Stiftung dotierten Amnesty-Menschenrechtspreise nahm Baum regelmäßig teil. 2011 lud er zu einem Stifterabend nach Köln ein; eine tschetschenische Rechtsanwältin stellte ein Projekt zum Schutz von Frauen vor Gewalt vor, es kam aus dem Kreis der Versammelten zu spontanen Zustiftungen zum Stiftungsvermögen. Bis zuletzt war Baum im Stiftungsrat aktiv. Er hielt zum 20-jährigen Jubiläum der Stiftung 2023 in Köln eine engagierte Rede und betonte, menschenrechtlich Erreichtes sei immer wieder neu zu verteidigen.
Er sah – geprägt durch die Erfahrungen der nationalsozialistischen Diktatur und deren Nachwirkungen – zuletzt die freiheitliche Demokratie in der schwersten Krise, die er erlebt habe: Die Werteordnung des Grundgesetzes sei in Gefahr. International seien starke Kräfte auf dem Weg, freie Gesellschaftsordnungen in die Defensive zu bringen, autoritäre Strukturen aufzubauen, das Prinzip der Menschenwürde aus dem Völkerrecht zu beseitigen und Angriffskriege zu führen.
Aber er verzweifelte nicht, sondern glaubte an die Kraft der Demokratien, auch mit diesen Problemen fertigzuwerden. Sein Appell, es komme jetzt darauf an, dass sich jede und jeder persönlich engagiere, ist uns Verpflichtung.
Peter Franck ist Vorstand der Stiftung Menschenrechte – Förderstiftung Amnesty International.