Erfolg Aktuell Indien 14. November 2012

Hoffnung für zum Tode Verurteilte

Gemeinsam setzten die Mitglieder der Bonner Amnesty-Gruppe ein Zeichen und lagen hilflos wie die Opfer der Todesstrafe am Boden

Gemeinsam setzten die Mitglieder der Bonner Amnesty-Gruppe ein Zeichen und lagen hilflos wie die Opfer der Todesstrafe am Boden

14. November 2012 - Anlässlich des Internationalen Tages gegen die Todesstrafe am 10. Oktober 2012 setzte sich die deutschen Amnesty Sektion in den vergangenen zwei Monaten für drei zum Tode verurteilte Männer in Japan, Singapur und Indien ein. In mindestens 35 deutschen Städten beteiligten sich Amnesty Gruppen mit Straßentheatern, Flashmobs und Info-Ständen an dem Aktionstag. Dabei kamen insgesamt 46.184 Unterschriften gegen die Hinrichtungen zusammen – und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn für zwei der drei Verurteilten gibt es derzeit neue Hoffnung. Vielen Dank an alle Unterzeichner!

Der 24-jährige Malaysier Yong Vui Kong wurde 2007 in Singapur wegen des Besitzes von 47 Gramm Heroin verhaftet und später zum Tode verurteilt. Da für Drogenhandel in Singapur schon ab einer geringen Menge zwingend die Todesstrafe vorgeschrieben ist, hatte das Gericht keinen Ermessensspielraum, der es erlaubt hätte, eine geringere Strafe zu verhängen. Seit Mitte Oktober liegt dem singapurischen Parlament nun ein Gesetzesentwurf zur Abschaffung der zwingenden Todesstrafe in einigen Fällen vor. Sollte das Gesetz verabschiedet werden, dürfte Yong Vui Kongs Fall noch einmal verhandelt werden. Bis zur Entscheidung sind alle Hinrichtungen ausgesetzt. 14.427 Menschen forderten mit Amnesty, dass Yong Vui Kong nicht hingerichtet werden darf.

Hakamada Iwao wurde 1966 wegen Mordes verhaftet und im September 1968 zum Tode verurteilt. Seit 44 Jahren sitzt er nun im Todestrakt und beteuert bis heute seine Unschuld. Nach eigener Aussage wurde er mit Gewalt zur Unterzeichnung von vorbereiteten "Geständnissen" gezwungen. In den letzten Monaten setzten sich 19.497 Menschen in Deutschland für ihn ein. Das ist ein wichtiges Zeichen zum richtigen Zeitpunkt: Sein Fall könnte demnächst aufgrund neuer DNA-Analysen seiner damaligen Kleidung wieder aufgenommen werden.

Der Inder Devender Pal Singh wurde im Januar 1995 wegen Reisens mit falschen Ausweispapieren festgenommen. Die Polizei beschuldigt ihn, an einem 1993 in Delhi verübten Bombenanschlag beteiligt gewesen zu sein. Devender Pal Singh bestreitet dies und wirft der Polizei vor, ein Geständnis durch Folter erpresst zu haben. 12.674 Menschen unterschrieben die Petition und forderten den indischen Premierminister auf, die Hinrichtung zu stoppen.

Alle Unterschriften werden in diesen Tagen an die Botschafter des jeweiligen Landes übergeben.

Initiiert wurde der Tag gegen die Todesstrafe von der "World Coalition against Death Penalty" (WCADP), die im Mai 2002 als Zusammenschluss von über 130 Nichtregierungsorganisationen in Rom gegründet wurde. Amnesty International ist Gründungsmitglied der Weltkoalition gegen die Todesstrafe und eines ihrer führenden Mitglieder.

Der gemeinsame Einsatz gegen die Todesstrafe hat in den vergangenen zehn Jahren kontinuierliche Fortschritte gebracht: Waren es 2002 noch 111 Staaten, die die Todesstrafe per Gesetz oder in der Praxis abgeschafft hatten, sind es heute 140.

Doch es bleibt noch viel zu tun, um das große Ziel einer Welt ohne Todesstrafe zu erreichen. Denn 58 Staaten halten nach wie vor an der Todesstrafe fest. Weltweit sitzen zurzeit fast 20.000 Menschen in Todeszellen.

In Deutschland richtete Amnesty dieses Jahr den Blick auf Asien. An vielen Staaten Asiens ist der weltweite Trend zur Abschaffung der Todesstrafe vorbeigegangen. 14 asiatische Staaten sind gemeinsam für mehr Exekutionen verantwortlich als der Rest der Welt zusammen.

Menschen mit weißen Masken imitieren die Todesstrafe mit Galgen

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