Bauxitabbau bedroht das Leben der Indigenen
Die Aluminiumraffinerie liegt an der Hauptwasserquelle der Region
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In einer der ärmsten Regionen Ostindiens, im Südwesten des Bundesstaats Orissa, sind Leben und Existenz der ortsansässigen Gemeinschaften durch die Expansion einer Aluminiumoxid-Raffinerie und die Pläne für eine neue Bauxitmine bedroht. Die Bewohner der Region wurden vom Planungsprozess des Projektes komplett ausgeschlossen und ihr Land soll nun zum Profit anderer genutzt werden. Die Menschen, die in unmittelbarer Nachbarschaft der Raffinerie leben, leiden schon heute unter der Umwelt- und Luftverschmutzung sowie unter dem mangelhaften Umgang mit den Produktionsabfällen. Ihre Menschenrechte auf Gesundheit, Wasser und eine gesunde Umwelt werden permanent verletzt. Der in den nahegelegenen Bergen geplante Bauxitabbau bedroht zusätzlich die indigene Gemeinschaft der Dongria Kondh, die dort ihr angestammtes Siedlungsgebiet hat. Die Gemeinschaft lebt mit der Angst, ihre Lebensweise, ihre heiligen Orte und ihre kulturelle Identität zu verlieren.
Heiliges Land bedroht
Im Dezember 2008 stimmte Indiens Umwelt- und Forstministerium grundsätzlich einem Bauxitminenprojekt im Gebiet der Niyamgiri Hills zu. Dieses Gebiet liegt in den Bezirken Kalahandi und Rayagada in Orissa; es ist durch das Landesforstgesetz geschützt. Im April 2009 bewilligte das Ministerium die ökologische Freigabe für das Minenprojekt. Durchgeführt werden soll es von einem neu gegründeten Joint-Venture, der South-west Orissa Bauxite Mining Corporation, einschließlich Sterlite Industries India Limited (eine Tochtergesellschaft der in London ansässigen Vedanta Resources Plc) und die staatliche Orissa Mining Corporation. Die Niyamgiri Hills werden von den Dongria Kondh seit Jahrhunderten besiedelt, sie bestimmen ihre Lebensweise, ihr Überleben und werden von ihnen als heilig angesehen.
Frauen der Dongria Kondh bei einer Protestversammlung gegen den Bauxitabbau in ihrem Land
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Siedlungsgebiete der Adivasis ("Ureinwohner") - zu denen die Dongria Kondh gehören – stehen in der indischen Verfassung unter besonderem Schutz. Die Pläne, in den Niyamgiri Hills Bauxit zu fördern, trafen daher sowohl lokal als auch international auf Widerstand. Gegner des Projekts sehen die Existenz der lokalen Adivasi-Gemeinschaften und ihrer Jahrhunderte alten Beziehung zu ihrem Land als bedroht an.
Obwohl eine ökologische Freigabe bereits erfolgte, zögert das Umwelt- und Forstministerium bisher die ebenfalls erforderliche forstwirtschaftliche Genehmigung heraus. Ohne diese Genehmigung kann das Projekt nicht voranschreiten. Einige Mitglieder der lokalen Gemeinschaften haben unterdessen gegen die Freigabe-Entscheidung des Forstministeriums bei den zuständigen Behörden Beschwerde eingereicht.
Sechfache Expansion beantragt
Ebenfalls bedroht sind die Bewohner der Region Lanjigarh am Fuße der Niyamgiri Hills. Hier bereitet die Vedanta Aluminium Limited - ein weiteres Unternehmen innerhalb der Vedanta Resources Plc Gruppe - die sechsfache Vergrößerung ihrer bereits bestehenden Aluminiumoxid-Raffinerie vor.
Amnesty Aktion vor dem Gebäude von Vedanta Resources in London
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Die Raffinerie nahm den Betrieb im Jahr 2006 auf. Sie liegt in einem überwiegend ländlichen Gebiet am Vamsadhara-Fluss, der Hauptwasserquelle der Region. Seitdem hat es wiederholt Berichte über Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen gegeben, die mit dem Aufbau und dem Betrieb der Raffinerie in Verbindung gebracht werden. Trotz der vorhandenen und nicht ausgeräumten Bedenken der lokalen Gemeinschaften gegen den laufenden Betrieb beantragte die Vedanta Aluminium jetzt die ökologische Freigabe für die sechsfache Expansion der Raffinerie. Die Entscheidung steht noch aus.
Zwischen 4.000 und 5.000 Menschen, einschließlich der Adivasi- und der Dalit-Gemeinschaften, leben in den 12 Dörfern um die Raffinerie, einige gerade einmal 150 bis 300 Meter von den Grenzmauern entfernt. Die Gemeinschaften haben das Gebiet, auf dem die Raffinerie heute steht, sonst zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt. Das Land wurde zwangsweise in zwei Phasen zwischen 2002 und 2004 vom Vedanta Unternehmen erworben. 118 Familien wurden zwangsweise enteignet und vertrieben, weitere 1.220 Familien verkauften ihr Ackerland an das Unternehmen. Die Versechsfachung der Raffineriekapazität würde eine zusätzliche Aneignung von 1.340 Hektar erfordern, 800 weitere Familien in der Gegend wären betroffen.
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Online-Aktion Orissa: "Grabt uns nicht die Existenz ab"
Indien: Regierung muss Ausbau von Raffinerien stoppen
Englischsprachige Artikel, Berichte und Hintergründe auf Amnesty.org:
India: Don't mine us out of existence: Bauxite mine and refinery devastate lives in India (pdf)