Gegen Kaution frei

Amnesty International

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Der gewaltlose politische Gefangene Dr. Ahmed Abdullah wurde am 10. September gegen Kaution freigelassen, nachdem er über vier Monate inhaftiert war. Es hatte kein Gerichtsverfahren gegen ihn stattgefunden.

Sachlage

Ein Strafgericht in Kairo ordnete am 10. September die Freilassung von Dr. Ahmed Abdullah und vier weiteren Angeklagten gegen eine Kaution von 1.000 Ägyptischen Pfund (etwa 100 Euro) an. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen sie jedoch noch nicht offiziell eingestellt.

Diese Entscheidung fiel fünf Tage nachdem ein Strafgericht in Kairo am 5. September Dr. Ahmed Abdullahs Haftanordnung um weitere 45 Tage verlängert hatte. Damit hatte das Gericht einem Rechtsmittel stattgegeben, das die Staatsanwaltschaft gegen eine vorherige Gerichtsentscheidung über die Freilassung von Dr. Ahmed Abdullah gegen Kaution eingelegt hatte. Am 7. September waren Dr. Ahmed Abdullahs Rechtsbeistände darüber informiert worden, dass er erneut vor Gericht erscheinen müsse. Für den 10. September wurde ein neuer Gerichtstermin festgesetzt. Am 8. September wurde er von der Polizeistation Nr.1 in Neu-Kairo in das Tora-Gefängnis gebracht.

Dr. Ahmed Abdullah war bei sich zu Hause vor geplanten Protesten in Kairo festgenommen worden, bei denen gegen die Entscheidung des Präsidenten, zwei Inseln im Roten Meer an Saudi-Arabien zu übertragen, protestiert wurde. Er ist der Ansicht, dass der wahre Grund für seine Festnehme sein Einsatz gegen das Verschwindenlassen, sowie seine Arbeit zum Fall von Giulio Regeni, einem italienischen Studenten, war. Giulio Regenis Leichnam wurde im Februar dieses Jahres am Stadtrand von Kairo gefunden und wies Zeichen von Folter auf. Dr. Ahmed Abdullah ist Vorsitzender des Vorstands der "Ägyptischen Kommission für Rechte und Freiheiten", welche bereits Hunderte Fälle des Verschwindenlassens durch staatliche Sicherheitskräfte aufgedeckt hat.

Dr. Ahmed Abdullah gab an, bei seiner Festnahme von Sicherheitskräften gefoltert worden zu sein. Einer der Beamt_innen soll ihn wiederholt mit dem Griff seiner Waffe geschlagen haben. Die Behörden haben bisher keine Untersuchung dieser Vorwürfe eingeleitet.

Mina Thabet, ein weiterer Menschenrechtsaktivist, der für die "Ägyptische Kommission für Rechte und Freiheiten" arbeitet, wurde am 18. Juni gegen eine Kaution von 10.000 Ägyptischen Pfund (etwa 1.000 Euro) freigelassen. Seine Rechtsbeistände befürchten, dass er sich wegen konstruierten Anklagen im Zusammenhang mit seiner Menschenrechtsarbeit vor Gericht verantworten muss.

Dr. Ahmed Abdullah und Mina Thabet haben ihre Dankbarkeit gegenüber Amnesty International für die Arbeit zu ihren Fällen zum Ausdruck gebracht. Dr. Ahmed Abdullah sagte: "Selbst in meiner dunklen Zelle in Einzelhaft im Tora-Gefängnis fühlte ich mich nie einsam oder vergessen. Ich wusste, dass sich dort draußen Unterstützerinnen und Unterstützer von Amnesty International für mich einsetzten, und deshalb fühlte ich mich sicher." Er fügte hinzu: "Gemeinsam werden wir die Wahrheit über das Schicksal von Giulio Regeni herausfinden. Das ist ein Versprechen." Mina Thabet erklärte: "Eure Solidarität gab uns ein Gefühl der Sicherheit. Vielen Dank für eure Unterstützung."

Es sind derzeit keine weiteren Aktionen des Eilaktionsnetzes erforderlich. Vielen Dank an alle, die Appelle geschrieben haben.