Ägypten: Willkürlich inhaftierte Männer gefoltert

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Amnesty-Logo: Kerze umschlossen von Stacheldraht.

Die ägyptischen Behörden gehen massiv gegen Angehörige der Ahmadi-Religion des Friedens und des Lichts vor. Im März 2025 nahmen Sicherheitskräfte mehr als ein Dutzend von ihnen willkürlich fest, allein weil sie friedlich ihr Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit wahrgenommen hatten. Seitdem sind sie inhaftiert. Mindestens drei – Hussein Mohammed Al-Tenawi, Omar Mahmoud Abdel Maguid und Hazem Saied Abdel Moatamed – wurden gefoltert und misshandelt. Sie werden unter grausamen Bedingungen im Gefängnis der Stadt 10 Ramadan bei Kairo festgehalten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern vor, einer Gruppe anzugehören, "die gegen Gesetz und Verfassung verstößt". 

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Dein Appell

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Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt,

die anhaltende willkürliche Inhaftierung von mehr als einem Dutzend Mitgliedern der Ahmadi-Religion des Friedens und des Lichts gibt Anlass zu großer Sorge. Berichten zufolge wurden mindestens drei von ihnen – Hussein Mohammed Al-Tenawi, Omar Mahmoud Abdel Maguid und Hazem Saied Abdel Moatamed – in der Haft gefoltert und anderweitig misshandelt.

Familienangehörige von zwei der Männer berichteten Amnesty International, dass diese zwischen dem 10. März und dem 8. April 2025 von Angehörigen des Geheimdienstes (NSA) in dessen Haftanstalten gefoltert und anderweitig misshandelt wurden. Omar Mahmoud Abdel Maguid wurde mit Elektroschocks an den Genitalien und Stockschlägen auf den ganzen Körper gefoltert. In Folge einer daraus resultierenden Lendenwirbelsäulenverletzung kann er sich nur schwer bewegen. NSA-Angehörige folterten auch Hazem Saied Abdel Moatamed mit Elektroschocks an seinen Genitalien. Sie schlugen ihn mit einem eisernen Gegenstand so heftig, dass sie ihm eine Sehne der Hand durchtrennten. Seit der Festnahme verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Hussein Mohammed Al-Tenawi so massiv, dass er dringend medizinisch behandelt werden muss. 

Lassen Sie Hussein Mohammed Al-Tenawi, Omar Mahmoud Abdel Maguid, Hazem Saied Abdel Moatamed und andere Angehörige der Ahmadi-Religion des Friedens und des Lichts, die nur aufgrund der friedlichen Wahrnehmung ihres Rechts auf Religions- und Glaubensfreiheit in Haft sind, umgehend und bedingungslos frei.

Bis zu ihrer Freilassung müssen sie regelmäßigen Zugang zu ihren Rechtsbeiständen sowie zu angemessener Verpflegung und medizinischer Versorgung erhalten, gegebenenfalls auch in externen Krankenhäusern. Ihre Haftbedingungen müssen den internationalen Standards für die Behandlung von Gefangenen entsprechen. Bitte sorgen Sie außerdem dafür, dass das Verschwindenlassen der drei Männer zu Beginn ihrer Haft untersucht wird. Leiten Sie eine unabhängige und unparteiische Untersuchung aller Folter- und Misshandlungsvorwürfe ein.

Ich bitte Sie zudem eindringlich, Angehörige der Ahmadi-Religion nicht wegen der friedlichen Ausübung ihres Glaubens strafrechtlich zu verfolgen. 

Mit freundlichen Grüßen

Dear Counsellor,

I write to you to express my grave concern over the ongoing arbitrary detention of over a dozen members of the Ahmadi Religion of Peace and Light who have been imprisoned solely for exercising their right to freedom of religion or belief. I am also deeply troubled by allegations that Hussein Mohammed Al-Tenawi, Omar Mahmoud Abdel Maguid and Hazem Saied Abdel Moatamed were tortured or otherwise ill-treated in custody.

Family members of two of the men told Amnesty International that, between 10 March and 8 April 2025, National Security Agency (NSA) officers subjected them to torture and other ill-treatment in NSA detention facilities. Omar Mahmoud Abdel Maguid was tortured by electric shocks to his genitals and by being beaten with a stick all over his body, resulting in two damaged vertebrae at the end of his spine, leading to difficulty in moving. NSA officers subjected Hazem Saied Abdel Moatamed to electroshocks on his genitals and beat him with an iron object, which led to the severing of a tendon in his hand. After his arrest, Hussein Mohammed Al-Tenawi’s health further deteriorated, leaving him in urgent need of medical treatment.

I urge you to immediately and unconditionally release Hussein Mohammed Al-Tenawi, Omar Mahmoud Abdel Maguid, Hazem Saied Abdel Moatamed and all other members of the Ahmadi religious minority who have been arbitrarily detained solely for exercising their right to freedom of religion or belief. Pending their release, they must be granted regular access to their lawyers and to adequate food and healthcare, including in outside hospitals if necessary, and be held in conditions that comply with international standards for the treatment of prisoners. There must be prompt, independent and impartial investigations into enforced disappearances and allegations of torture and other ill-treatment in custody. Finally, I call on you to stop prosecuting Ahmadi believers solely for peacefully exercising their faith. 

Yours sincerely,

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Appell an

Mohamed Shawky Ayyad 
Office of the Public Prosecutor
Madinat al-Rehab 
Cairo
ÄGYPTEN

Sende eine Kopie an

Botschaft der Arabischen Republik Ägypten
S.E. Herrn 
Dr. Mohamed Abdelsattar Mohamed Elbadri
Stauffenbergstraße 6-7, 10785 Berlin

Fax: 030-477 1049
E-Mail: embassy@egyptian-embassy.de oder 
secretariat@egyptian-embassy.de

Amnesty fordert:

  • Lassen Sie Hussein Mohammed Al-Tenawi, Omar Mahmoud Abdel Maguid, Hazem Saied Abdel Moatamed und andere Angehörige der Ahmadi-Religion des Friedens und des Lichts, die nur aufgrund der friedlichen Wahrnehmung ihres Rechts auf Religions- und Glaubensfreiheit in Haft sind, umgehend und bedingungslos frei.
  • Bis zu ihrer Freilassung müssen sie regelmäßigen Zugang zu ihren Rechtsbeiständen sowie zu angemessener Verpflegung und medizinischer Versorgung erhalten, gegebenenfalls auch in externen Krankenhäusern. Ihre Haftbedingungen müssen den internationalen Standards für die Behandlung von Gefangenen entsprechen. Bitte sorgen Sie außerdem dafür, dass das Verschwindenlassen der drei Männer zu Beginn ihrer Haft untersucht wird. Leiten Sie eine unabhängige und unparteiische Untersuchung aller Folter- und Misshandlungsvorwürfe ein.
  • Ich bitte Sie zudem eindringlich, Angehörige der Ahmadi-Religion nicht wegen der friedlichen Ausübung ihres Glaubens strafrechtlich zu verfolgen. 

Sachlage

Die anhaltende willkürliche Inhaftierung von mehr als einem Dutzend Mitgliedern der Ahmadi-Religion des Friedens und des Lichts gibt Anlass zu großer Sorge. Berichten zufolge wurden mindestens drei von ihnen – Hussein Mohammed Al-Tenawi, Omar Mahmoud Abdel Maguid und Hazem Saied Abdel Moatamed – in der Haft gefoltert und anderweitig misshandelt.

Familienangehörige von zwei der Männer berichteten Amnesty International, dass diese zwischen dem 10. März und dem 8. April 2025 von Angehörigen des Geheimdienstes (National Security Agency - NSA) in dessen Haftanstalten gefoltert und anderweitig misshandelt wurden. Omar Mahmoud Abdel Maguid wurde mit Elektroschocks an den Genitalien und Stockschlägen auf den ganzen Körper gefoltert. In Folge einer daraus resultierenden Lendenwirbelsäulenverletzung kann er sich nur schwer bewegen. NSA-Angehörige folterten auch Hazem Saied Abdel Moatamed mit Elektroschocks an seinen Genitalien. Sie schlugen ihn mit einem eisernen Gegenstand so heftig, dass sie ihm eine Sehne der Hand durchtrennten. Seit der Festnahme verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Hussein Mohammed Al-Tenawi so massiv, dass er dringend medizinisch behandelt werden muss. 

Allen inhaftierten Angehörigen der Ahmadi-Minderheit wird von der Staatsanwaltschaft der Staatssicherheit (SSSP) vorgeworfen, sich einer Gruppe angeschlossen zu haben, "die gegen die Bestimmungen der Verfassung und des Gesetzes verstößt", und zwar ausschließlich aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen. Hussein Mohamed Al-Tenawi wurde zusätzlich wegen "Gründung und Leitung einer Gruppe, die gegen die Verfassung und das Gesetz verstößt" angeklagt. Sie sind nach Paragraf 86bis des Strafgesetzbuchs angeklagt, der eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vorsieht, Hussein Mohamed Al-Tenawi drohen bis zu 15 Jahre Haft. Ihre Rechtsbeistände durften bei den ersten Verhören nicht dabei sein. Zwar können sie jetzt virtuell teilnehmen, doch ist es den Gefangenen nach wie vor nicht möglich, mit Rechtsbeiständen ihrer Wahl zu kommunizieren und sich mit ihnen zu beraten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Am 11. März 2025 nahmen Polizeikräfte in Zivil die beiden Brüder Ahmed Mohammed Al-Tenawi und Hussein Mohammed Al-Tenawi ohne Haftbefehl bei sich zuhause in der Stadt Madinat as-Sadis min Uktubar (Gouvernement al-Dschiza) fest, wie ein Familienmitglied der Männer berichtete. Die beiden Männer sind Asylsuchende aus Syrien, die beim UN-Hochkommissar für Flüchtlinge registriert sind. Ahmed Mohammed Al-Tenawi wurde 28 Tage lang ohne Kontakt zur Außenwelt auf der Polizeiwache der Stadt festgehalten, bevor er am 9. April rechtswidrig nach Syrien abgeschoben wurde. Omar Mahmoud Abdel Maguid wurde am 10. März bei einer gewaltsamen Razzia in seinem Haus in Kairo festgenommen. Ein Familienmitglied berichtete, dass Polizeikräfte das Haus am selben Tag erneut durchsuchten, um auch den Schwager von Omar Mahmoud Abdel Maguid, Hazem Saied Abdel Moatamed, festzunehmen, der ebenfalls der religiösen Minderheit der Ahmadi angehört. Hazem Saied Abdel Moatamed war aus dem Haus geflohen, wurde jedoch nach Angaben seiner Familie am 13. März in Madinat al-Aschir min Ramadan (Gouvernement asch-Scharqiyya) festgenommen. 

Hussein Mohammed Al-Tenawi, Omar Mahmoud Abdel Maguid und Hazem Saied Abdel Moatamed fielen 29 bzw. 34 Tage dem Verschwindenlassen zum Opfer, bevor sie der Staatsanwaltschaft vorgeführt wurden. Die Familien der Männer erstatteten am 25. März Anzeige bei der Staatsanwaltschaft ein und erkundigten sich nach ihrem Verbleib, erhielten jedoch keine Antwort. Am 10. und 13. April 2025 brachten die Behörden die drei Männer zum Verhör vor die Staatsanwaltschaft der Staatssicherheit (SSSP), ohne ihnen Zugang zu einem Rechtsbeistand ihrer Wahl zu gewähren. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen und dutzenden weiteren Angehörigen der Religionsgemeinschaft vor, einer Gruppe anzugehören, "die gegen Gesetz und Verfassung verstößt". 

Der Gesundheitszustand der Gefangenen gibt Anlass zu großer Sorge. Omar Mahmoud Abdel Maguid leidet unter Bluthochdruck und Kopfschmerzen. Die bereits bestehenden gesundheitlichen Probleme von Hussein Mohamed Al-Tenawi haben sich seit seiner Festnahme erheblich verschlimmert. Bereits vor seiner Inhaftierung litt er an einer Bandscheibenverletzung an der Halswirbelsäule und einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung, die behandelt werden müssen. Darüber hinaus sind die drei Gefangenen extrem harten Haftbedingungen ausgesetzt, einschließlich massiver Kälte in ihren Zellen, was zu wiederkehrenden, schweren Atemwegserkrankungen führte. Trotz ihres schlechten Gesundheitszustands, der eine dringende medizinische Versorgung erfordert, erhalten sie keine angemessene Behandlung. Auch die Verpflegung ist völlig unzureichend: Sie bekommen täglich lediglich ein paar Löffel Reis und wenige Brotstücke.

Religiöse Minderheiten wie koptische Christen, schiitische Muslime und Baha'i werden in Ägypten im Gesetz und in der Praxis diskriminiert. Angehörige religiöser Minderheiten, Atheist*innen und Angehörige anderer Gruppen, die keine staatlich anerkannten religiösen Überzeugungen vertreten, werden regelmäßig vom Geheimdienst vorgeladen und verhört oder sie werden anderweitig bedroht und schikaniert, z. B. von ihren Bildungseinrichtungen oder im Internet.

Die Ahmadi-Religion des Friedens und des Lichts wurde 1993 gegründet. Die Angehörigen der Religion folgen den Lehren von Imam Mahdi und glauben an Imam Ahmed al-Hassan als ihren göttlichen Führer. Die jüngste Unterdrückungswelle wurde ausgelöst, als ein Angehöriger der religiösen Minderheit Anfang März 2025 ein Werbebanner für einen Ahmadi-Fernsehsender an einer Fußgängerbrücke in Gizeh aufhängte. Amnesty International liegt ein Foto des Banners vor, auf dem der Kanal "Mahdi ist erschienen" (Zahra al-Mahdi), einem mit der Ahmadi-Religion verbundenen Fernsehsender, beworben wurde und ein Foto des Religionsführers abgebildet war.

Am 8. März 2025 wurde der Mann, die das Transparent aufgehängt hatte, von Sicherheitskräften festgenommen. Nach Angaben von Imran Ali, dem in Großbritannien ansässigen Bischof der Ahmadi-Religion in Ägypten, und einer weiteren Quelle wurde er noch am selben Tag ohne Anklage freigelassen. Offenbar identifizierten die Sicherheitskräfte Hussein Mohammed Al-Tenawi, Omar Mahmoud Abdel Maguid und Hazem Saied Abdel Moatamed anhand einer Telegram-Gruppe, die der Mann auf dem Handy hatte, das von den Sicherheitskräften kontrolliert wurde.

Am 22. April teilte Hussein Mohammed Al-Tenawi seinen Rechtsbeiständen mit, dass er im Gewahrsam des Geheimdiensts gefoltert worden war. Laut Angaben von Imran Ali waren im März in separaten Fällen mindestens vier weitere Angehörige der religiösen Minderheit festgenommen worden. Der in Großbritannien ansässige Bischof sagte, drei von ihnen hatten ihm per Handynachricht mitgeteilt, dass sie kurz vor der Festnahme stünden, und er hat seitdem nichts mehr von ihnen gehört.