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"Lasst uns die Flüchtlinge herbringen!"
"Let's bring them here": Aktion in Brüssel am 6. März 2017.
© Amnesty International Foto: Ingeborg Heck-Böckler
Unter dem Motto "Let's bring them here" haben mehrere Hundert Menschen mit einem Auto-Korso in Brüssel die EU-Staaten an ihr Versprechen erinnert, die in Griechenland gestrandeten Flüchtlinge umzuverteilen.
Ingeborg Heck-Böckler ist seit mehr als 35 Jahren Mitglied von Amnesty International, seit 14 Jahren setzt sie sich vor allem für den Schutz von Flüchtlingen ein. Sie engagiert sich in den Amnesty-Asylgruppen in Aachen und Eupen und ist außerdem Ansprechpartnerin für die Flüchtlingshilfe-Kampagne "Save me" für Aachen und Nordrhein-Westfalen.
Es ist Montag, der 6. März 2017. Ich fahre auf der Autobahn Richtung Brüssel. Neben mir sitzt Christin Löw, die Gruppensprecherin der Aachener Amnesty-Asylgruppe. Es regnet und es ist sehr, sehr früh. Aber wir wollen rechtzeitig ankommen, um an einer europaweiten Aktion teilzunehmen, die auch von Amnesty International mitgetragen wird: Gemeinsam mit Menschen aus ganz Europa wollen wir in Brüssel eine Autokolonne bilden, um die Politikerinnen und Politiker der Europäischen Union an ihre Versprechen zu erinnern, Flüchtlinge aus Griechenland aufzunehmen, die dort seit Monaten unter katastrophalen Bedingungen ausharren.
Im September 2015 beschlossen die europäischen Regierungen, mindestens 63.302 Flüchtlinge aus Griechenland in ihren Ländern aufzunehmen. Bis heute ist nur eine sehr geringe Zahl an Flüchtlingen weiterverteilt worden. Die meisten Flüchtlinge mussten in Griechenland ihren zweiten Winter unter extremen Witterungsbedingungen in provisorischen Unterkünften verbringen. Ihre Zukunft ist ungewiss.
Deshalb fahren wir nun mit unseren Autos nach Brüssel, um zu zeigen, wie ernst es uns mit der zugesagten Aufnahme der Flüchtlinge ist. Wir bieten uns als "offizielle europäische Chauffeure" an, die bereit sind, Flüchtlinge in unsere jeweiligen Länder zu holen. Dazu aufgerufen hatte die Initiative "Let's bring them here", die auch von Amnesty unterstützt wird.
Das Datum ist bewusst gewählt: Am 7. März 2016 wurde die Balkanroute geschlossen. Am 9. und 10. März 2017 tagt der Europäische Rat in Brüssel und soll von unserer Aktion erfahren. Am 18. März ist der erste Jahrestag des EU-Türkei-Deals. Es soll in diesem Monat mit Dublin-Rückführungen nach Griechenland begonnen werden. Grund genug zu zeigen: Das ist nicht unser Europa!
Hunderte Menschen beteiligten sich am Auto-Korso in Brüssel
© Amnesty International Foto: Ingeborg Heck-Böckler
In Brüssel angekommen finden wir schnell den Großparkplatz, der sich nach und nach mit Autos aus verschiedenen EU-Staaten füllt. Aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden, Spanien, Frankreich und Großbritannien haben sich Fahrerinnen und Fahrer auf den Weg gemacht, um symbolisch ihre Unterstützung anzubieten und Flüchtlinge aus Griechenland abzuholen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie viele Menschen mit den Flüchtlingen in Griechenland solidarisch sind.
Die Autos werden mit Fähnchen geschmückt, auf denen unsere Forderung "Let´s Bring Them Here" steht, und dann gibt es erstmal – typisch belgisch – ein Croissant, Kaffee und Tee als zweites Frühstück.
Mit Musik und aktuellen Informationen werden wir auf den Auto-Konvoi eingestimmt. Und dann geht es los: Mehr als 250 Autos sind angemeldet. Nach und nach verlassen wir den Parkplatz und bilden eine unübersehbare Kolonne, die sich in Richtung der Europäischen Institutionen in den Brüsseler Verkehr einfädelt. Auch Fahrräder begleiten die Autokolonne. Ordnerinnen und Ordner weisen uns den Weg und wir danken es ihnen mit lautem Hupen. Wir sind nicht zu übersehen und nicht zu überhören.
Eine lange Autoschlange fährt an den Gebäuden vorbei, in denen die Europäischen Institutionen untergebracht sind. Die Botschaft an die Staats- und Regierungschefs ist deutlich: Das ist nicht das Europa, das wir wollen! Die Zusage, Flüchtlinge aus Griechenland in andere europäische Länder zu verteilen, muss endlich umgesetzt werden.
Weitere Informationen zum Thema Flüchtlinge & Asyl finden Sie auf www.amnesty.de/fluechtlinge